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Befehl von oben

Befehl von oben

Titel: Befehl von oben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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in der Lage sein, von den zahlreichen Fotos, die sie bei sich führten, wenn der Boß in die Fleischpresse ging, jedes beliebige Gesicht auf Anhieb zu erkennen. Während der Fowler-Administration hatte er als junger Agent, von der Niederlassung in St. Louis abkommandiert, um bei einer Betteltour das Detail zu unterstützen, eine verdächtige Person, die, wie sich herausstellte, eine 22er Automatik in der Tasche hatte, erkannt und in Gewahrsam genommen. So geschickt und unauffällig hatte Raman den Mann aus der Menge gezaubert, daß von dessen Einlieferung in die staatliche psychiatrische Anstalt von Missouri überhaupt nichts in die Presse kam, genau das, was man stets erreichen wollte. Dem jungen Agenten stand Leibwächter auf die Stirn geschrieben, und der damalige Direktor des USSS hatte sich seiner angenommen, also kam Raman kurz nach Roger Durlings Aufstieg zum Präsidenten ins Detail. Als neuer Angehöriger der Schutztruppe hatte er langweilige Stunden auf Posten gestanden, war neben der Limousine des Präsidenten hergelaufen und hatte sich allmählich, für einen jungen Mann jedoch ziemlich rasch, nach oben gearbeitet. Ohne zu klagen, hatte er diese quälenden Stunden geschuftet, hatte vielmehr von Zeit zu Zeit geäußert, daß er als Immigrant wußte, welche Bedeutung Amerika hatte, und daß er mit ebensolcher Begeisterung, wie seine fernen Vorfahren Darius dem Großen als ›Unsterbliche‹ gedient haben mochten, dasselbe für sein neues Land tat. Es war für ihn so einfach, wirklich, viel einfacher als die Aufgabe, die sein Bruder – ethnisch, nicht biologisch – kurze Zeit zuvor in Bagdad erfüllt hatte. Was immer die Amerikaner auch gegenüber Meinungsforschern sagen mochten, in ihren weiten und törichten Herzen liebten sie die Immigranten. Sie wußten viel, und sie lernten ständig dazu, eines aber, was sie noch lernen mußten, war, daß man niemals ins Herz eines anderen sehen konnte.
    »Keiner am Boden, den wir einsetzen könnten«, sagte Mary Pat.
    »Aber wir fangen das meiste ab«, fuhr Goodley fort. »Die NSA leistet gute Arbeit. Die gesamte Führung der Ba'ath-Partei ist hinter Gittern, und ich glaube nicht, daß sie da wieder rauskommen, zumindest nicht aufrecht.«
    »Somit ist der Irak also völlig enthauptet?«
    »Ein Militärrat, Obristen und Generäle der zweiten Garnitur. Das Nachmittagsfernsehen hat sie zusammen mit einem iranischen Mullah gezeigt. Kein Zufall«, sagte Bert Vasco bestimmt. »Das mindeste, was dabei rauskommt, ist eine Annäherung an den Iran. Das meiste, daß die beiden Länder sich vereinigen. In ein paar Tagen wissen wir mehr – zwei Wochen im Höchstfall.«
    »Die Saudis?« fragte Ryan.
    »Sie haben Zustände, Jack«, erwiderte Ed Foley sogleich. »Vor einer knappen Stunde habe ich mit Prinz Ali gesprochen. Sie haben ein Hilfspaket in der Höhe unserer gesamten Staatsschuld – der höchste Kreditbrief, der jemals ausgestellt worden ist – geschnürt im Bemühen, das neue irakische Regime zu gewinnen, aber keiner geht ans Telefon. Das hat Riad erschüttert. An Geschäften ist der Irak immer interessiert gewesen. Jetzt nicht.«
    Und genau das machte allen Staaten auf der Arabischen Halbinsel angst, das wußte Ryan. Dem Westen war nicht so richtig bewußt, daß die Araber Geschäftsleute waren. Keine Ideologen, keine Fanatiker, keine Verrückten, sondern Geschäftsleute. In diesem Sinne glichen sie sehr den Amerikanern, und genau wie die Amerikaner konnten sie Menschen nicht verstehen, die keine Geschäfte machen, kein Übereinkommen erzielen, keinen Tausch machen wollten. Der Iran war ein Beispiel, nach dem Wechsel vom Schah zur Theokratie des Ajatollah Khomeini völlig verwandelt. Die sind nicht wie wir war gemeinhin Ausdruck für Sorge in jeder Kultur. Die sind nicht mehr wie wir wäre sehr besorgniserregend für die Golfstaaten, die zuvor gewußt hatten, daß es trotz politischer Differenzen stets einen Weg der Gemeinsamkeiten und der Kommunikation gab.
    »Teheran?« fragte Jack als nächstes. Ben Goodley bezog die Frage auf sich.
    »Offizielle Nachrichtensendungen begrüßen die Entwicklung – man spricht von Frieden und erneuerter Freundschaft, aber über nichts, das darüber hinausgeht«, sagte Goodley. »Offiziell jedenfalls. Inoffiziell gibt es allen möglichen Funkverkehr. Leute in Bagdad erbitten Instruktionen, Leute in Teheran geben sie. Für den Augenblick sagen die, die Entwicklung solle ihr eigenes Tempo bestimmen. Dann kommen die

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