Befehl von oben
Mann. Amerika ist ein Land. Beide können angegriffen werden, gleichzeitig aus mehr als einer Richtung.«
»Löwe und Hyänen«, bemerkte Badrayn und erklärte es dann. Daryaei gefiel die Parabel so gut, daß er an seinem eigenen Platz im Bild keinen Anstoß nahm.
»Keine große Attacke, aber viele kleine?« fragte der Geistliche.
»Das hat schon früher funktioniert.«
»Und wie wäre es mit vielen großen? Gegen Amerika und gegen Ryan. Was wäre eigentlich, wenn Ryan fallen sollte? Was würde dann passieren, mein junger Freund?«
»Bei ihrem Regierungssystem würde das zu Chaos führen. Aber ich würde zu Vorsicht raten. Und ich würde Verbündete empfehlen. Je mehr Hyänen und je mehr Richtungen, desto besser ist der Löwe zu bedrängen. Und was das betrifft, Ryan persönlich anzugreifen«, fuhr Badrayn fort, wobei er sich fragte, ob das nicht ein Fehler wäre, »der Präsident der Vereinigten Staaten ist ein schwieriges Ziel, sehr gut geschützt und sehr gut informiert.«
»So bin ich ebenfalls informiert«, erwiderte Daryaei hinter dunklen Augen, bar jeglichen Ausdrucks. »Welche Länder würden Sie uns als Verbündete empfehlen?«
»Haben Sie dem Konflikt zwischen Japan und Amerika besondere Aufmerksamkeit geschenkt?« fragte Badrayn. »Haben Sie sich schon mal Gedanken darüber gemacht, wieso manche großen Hunde nicht bellen?« Es war eine eigenartige Sache mit großen Hunden. Sie waren stets hungrig. Mehr als einmal jedoch hatte Daryaei über Ryan und seinen Schutz gesprochen. Ein Hund war der hungrigste von allen. Es würde eine interessante Meute werden.
*
»Vielleicht hat einfach etwas versagt.«
Die Vertreter von Gulfstream saßen mit Beamten der Schweizer Flugaufsichtsbehörde und dem Flugdienstleiter des Unternehmens, dem die Maschinen gehörten, zusammen. Das Flugzeug war von einer lokalen Firma ordnungsgemäß gewartet worden. Alle Ersatzteile waren von anerkannten Lieferanten gekommen. Das Schweizer Unternehmen, das die Wartung vorgenommen hatte, konnte zehn Jahre Unfallfreiheit vorweisen und unterstand derselben Behörde, die jetzt die Ermittlungen führte.
»Es wäre nicht das erstemal«, sagte der Gulfstream-Vertreter. Der Flugdatenschreiber war zwar ein sehr robustes Gerät, aber mitunter kam es doch vor, daß sie einen Absturz nicht heil überstanden. Eine sorgfältige Suche durch die USS Radford hatte Signale des Ortungssenders nicht aufgefangen. Außerdem war das Meer zu tief für eine Flächensuche, und dann gab es noch das Problem mit den Libyern, die nicht wollten, daß fremde Schiffe in ihren Gewässern rumschnüffelten. Ja, wenn die vermißte Maschine ein Großraumflugzeug gewesen wäre, dann wäre es anders gewesen, aber ein Geschäftsflugzeug mit zwei Mann Besatzung und drei Passagieren – von denen auch noch einer tödlich erkrankt war – war nicht wichtig genug. »Ohne die Daten läßt sich nicht viel sagen. Triebwerkversagen war gemeldet worden, und das konnte an schlechtem Treibstoff liegen, schlechter Wartung …«
»Bitte!« verwahrte sich der Vertreter der Wartungsfirma.
»Ich spreche doch allgemein«, verdeutlichte Gulfstream. »Oder auch ein Pilotenfehler. Ohne genauere Daten läßt sich nichts Konkretes sagen.«
»Der Pilot hatte viertausend Stunden in diesem Typ. Der Kopilot über zweitausend«, sagte der Vertreter der Eignerfirma schon zum fünftenmal an diesem Nachmittag.
Sie alle dachten dasselbe. Der Flugzeughersteller hatte den ausgezeichneten Ruf in bezug auf Sicherheit seiner Maschinen zu verteidigen. Es gab nur wenige Hersteller, bei denen die großen Fluggesellschaften ihre Maschinen ordern konnten, und genauso wichtig, wie für sie die Sicherheit war, war sie es auch für die Produzenten von Busineß-Jets, bei denen der Wettbewerb noch härter war. Die Käufer solcher Unternehmensspielzeuge hatten ein langes Erinnerungsvermögen, und ohne genaue Informationen würden sie sich, angesichts der wenigen Abstürze, die es gab, nur an ein vermißtes Flugzeug mit vermißten Passagieren erinnern.
Auch die Wartungsfirma hatte kein Interesse daran, unbedingt mit einem tödlichen Unfall in Verbindung gebracht zu werden. Auch eine Wartungsfirma konnte ihre Kunden verlieren, ganz abgesehen von dem Ärger, den es mit der Schweizer Flugaufsichtsbehörde geben konnte.
Der Eigner hatte zumindest an Ansehen zu verlieren, ohne triftigen Grund wollte er keine Verantwortung übernehmen.
Und so gab es für keinen von ihnen einen Grund, die Verantwortung zu
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