Befehl von oben
schießen sie sich nicht auf Leute ein, die auf sie losgehen, sondern auf jemand, der abdüst? Herr Minister, ich bin Jagdpilot. Das nehme ich nicht ab. Wenn ich in ein unerwartetes Gefecht gerate, identifiziere ich erst, wer oder was mich bedroht, und schieß' dem zwischen die Kiemen.«
»Wieviel Tote?« wollte Jack nüchtern wissen.
Darum kümmerte sich Ben Goodley. »In den Nachrichten ist von über hundert die Rede. Es gibt Überlebende, aber wir haben noch keine Zahlen. Und wir sollten erwarten, daß auch Amerikaner an Bord waren.
Zwischen Hongkong und Taiwan werden viele Geschäfte abgewickelt.«
»Optionen?«
»Bevor wir was unternehmen, Mr. President, müssen wir wissen, ob auch unsere Leute betroffen sind. Wir haben nur einen Flugzeugträger in der Nähe, die Eisenhower-Kampfflotte unterwegs nach Australien für SOUTHERN CUP. Aber ich möchte wetten, das würde die Sache zwischen Peking und Taipeh auch nicht direkt bereinigen.«
»Wir brauchen eine Presseverlautbarung«, sagte Arnie dem Präsidenten.
»Erst müssen wir erfahren, ob wir amerikanische Staatsbürger zu betrauern haben«, sagte Ryan. »Wenn ja … na gut, was machen wir dann, eine Erklärung verlangen?«
»Sie werden sagen, es sei ein Versehen gewesen«, erwiderte Jackson.
»Sie könnten sogar Taiwan beschuldigen, zuerst geschossen zu haben, und dann alle Verantwortung von sich weisen.«
»Aber das nimmst du ihnen nicht ab, Robby?«
»Nein, Jack – Entschuldigung, nein, Mr. President, ich bin nicht dieser Meinung. Ich will mir mit ein paar Leuten die Bänder noch mal zur genaueren Prüfung vornehmen. Vielleicht liege ich falsch … aber ich glaube nicht. Jagdpiloten sind Jagdpiloten. Der einzige Grund, auf einen, der wegrennt, zu schießen, und nicht auf den, der sich nähert, ist der, daß du ihn schon aufm Kieker hattest.«
»Sollen wir die Ike-Flotte nach Norden verlegen?« fragte sich Bretano.
»Dafür brauche ich erst den Abstimmungsplan«, sagte der Präsident.
»Da bleibt der Indische Ozean ungeschützt, Sir«, strich Jackson heraus. »Carl Vinson ist nun fast schon in Norfolk. John Stennis und Enterprise sind in Pearl noch im Dock, und sonst haben wir keinen Flugzeugträger im Pazifik. Wir haben keine Flugzeugträger mehr auf dieser Hälfte der Welt, und wir brauchen im besten Fall einen Monat, um einen von der Atlantikflotte rüberzubekommen.«
Ryan wandte sich an Ed Foley. »Wie stehen die Chancen, das dies voller Ernst werden könnte?«
»Taiwan wird darüber schön aufgebracht sein. Es hat ein Gefecht mit Toten gegeben. Ein Flugzeug der nationalen Verkehrsgesellschaft hat es zerlegt. Staaten nehmen so was gewöhnlich sehr ernst«, bemerkte Foley.
»Absichten?« fragte ihn Goodley.
»Wenn Admiral Jackson recht hat – ich bin übrigens auch nicht bereit, denen das abzunehmen«, fügte Ed Foley zu Robbys Gunsten hinzu.
»Dann ist was im Gange. Was das aber ist, weiß ich nicht. Es wäre besser für alle, wenn's ein Mißgeschick war. Ich kann nicht sagen, daß mir die Vorstellung gefällt, den Flugzeugträger aus dem Indischen Ozean abzuziehen, bei der sich entwickelnden Lage im Persischen Golf.«
»Was ist das Schlimmste, was zwischen Rotchina und Taiwan geschehen kann?« wollte Bretano wissen, verärgert darüber, diese Frage überhaupt stellen zu müssen. Er war noch zu neu auf seinem Posten, um so effektiv sein, wie sein Präsident ihn brauchte.
»Herr Minister, die Volksrepublik hat kernwaffenbestückte Raketen, die Formosa zum Aschehaufen machen können, aber wir haben Grund zur Annahme, daß die Republik China sie auch hat und …«
»Etwa zwanzig«, unterbrach Foley. »Und diese F-16 schaffen es hinwärts den ganzen Weg bis Peking, wenn sie wollen. Sie können die Volksrepublik nicht zerstören, aber zwanzig thermonukleare Waffen werden deren Wirtschaft mindestens um zehn Jahre zurückwerfen, vielleicht zwanzig. So weit will es die PRC nicht kommen lassen. Die sind nicht verrückt, Admiral. Bleiben wir konventionell, okay?«
»Ist klar, Sir. Die PRC hat nicht die Kapazität zur Invasion Taiwans.
Ihnen fehlt das amphibische Gerät, um größere Truppenverbände anzulanden. Was passiert, wenn die Situation trotzdem eskaliert? Wahrscheinlichstes Szenario ist 'ne üble Luft- und Seeschlacht, aber eine, die zu keiner endgültigen Lösung führt, da keine Seite die andere erledigen kann. Es bedeutet auch einen heißen Krieg inmitten einer der wichtigsten Welthandelsrouten, mit allen möglichen
Weitere Kostenlose Bücher