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Befehl von oben

Befehl von oben

Titel: Befehl von oben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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Waffe in seiner Hand vor den Schüssen nicht sahen.
    Ja, das könnte funktionieren, dachte er, als er den Sitzgurt abnahm und aufstand. Hier würde auf ihn ein örtlicher Treasury Agent warten, der ihn gleich zum Hotel führen würde, wo Ryan seine Rede hielt. Raman hätte dann den ganzen Tag und einen Teil des folgenden, es zu durchdenken, direkt unter den Augen von Bruder-Agenten. Welche Herausforderung.
    *
    Generalmajor John Pickett, so stellte sich heraus, war Absolvent der Yale Medical School, mit zwei weiteren Doktoraten – in Molekularbiologie von Harvard, im öffentlichen Gesundheitswesen von UCLA. Er war blaß, ein hagerer Mann – mangels Zeit zum Kleiderwechsel trug er noch tarnfarbene BDU, also Schlachtanzug –, bei dem die Fallschirmspringer-Flügel stark aus dem Rahmen fielen. Ihn begleiteten zwei Colonels, gefolgt von Direktor Murray vom FBI, der vom Hoover-Gebäude herübergerannt war. Jetzt war das Oval Office zu klein, und der Präsident geleitete sie über den Gang ins Roosevelt-Zimmer. Unterwegs reichte ein Secret-Service-Agent dem General ein Fax, das noch vom Gerät im Sekretariat warm war.
    »Fallzahl ist jetzt einhundertsiebenunddreißig, laut Atlanta«, sagte Pickett. »Fünfzehn Städte, fünfzehn Bundesstaaten, von Küste zu Küste.«
    »Hi, John«, sagte Alexandre und gab ihm die Hand. »Drei habe ich selbst gesehen.«
    »Alex, gut, sich wiederzusehen, Kumpel.« Er sah hoch. »Vermutlich hat Alex alle in den Grundlagen unterrichtet?«
    »Korrekt«, sagte Ryan.
    »Haben Sie irgendwelche unmittelbaren Fragen, Mr. President?«
    »Sie sind sich sicher, daß dies eine vorsätzliche Tat ist?«
    »Bomben gehen nicht zufällig hoch.« Pickett entfaltete eine Karte.
    Eine Anzahl Städte war mit roten Punkten markiert. Einer der begleitenden Colonels markierte drei weitere: San Francisco, Los Angeles und Las Vegas.
    »Messestädte. Genau, wie ich vorgegangen wäre«, seufzte Alex.
    »Sieht aus wie die Übung Bio-War 95, John.«
    »Nahe dran. Das war ein Wargame mit der Defense Nuclear Agency. Da ging es um Milzbrand. Alex hier war einer unserer Besten für die Planung biologischer Angriffe«, sagte Pickett seinen Zuhörern. »Damals war er Kommandant der roten Mannschaft.«
    »Ist das nicht gesetzwidrig?« fragte Cathy, über die Enthüllung entsetzt.
    »Angriff und Abwehr sind zwei Seiten einer Münze, Dr. Ryan«, antwortete Pickett und nahm damit seinen einstigen Untergebenen in Schutz. »Wir müssen wie die Bösen denken, wenn wir sie aufhalten wollen.«
    »Operationskonzept?« fragte der Präsident. Er konnte dieses besser verstehen als seine Frau.
    »Auf strategischer Ebene bedeutet biologische Kriegsführung die Auslösung einer Kettenreaktion in der Zielbevölkerung. Man versucht, so viele zu infizieren wie möglich – und das sind nicht sehr viele; hier ist nicht die Rede von Kernwaffen. Das Ziel ist, die Menschen, also Opfer, die Krankheit verbreiten zu lassen. Darin liegt die Eleganz biologischer Kriegsführung. Die Opfer übernehmen das Töten selbst. Jede Epidemie beginnt langsam und beschleunigt, erst langsam, wie eine Tangente, um dann wie eine Rakete geometrisch steil anzusteigen.
    Wenn man also Bio offensiv verwendet, erzielt man möglichst einen Schnellstart durch Infektion vieler Menschen, vorzugsweise solcher, die reisen. Las Vegas ist der Schlüsselhinweis. Es ist eine Messestadt, und da fand auch gerade eine große Veranstaltung statt. Die Besucher werden infiziert, besteigen ihre Maschinen für den Heimflug und übernehmen die Verteilung.«
    »Bestehen Chancen, herauszufinden, wie sie's angestellt haben?« fragte Murray und zeigte seinen Dienstausweis, damit der General wußte, wer sprach.
    »Wahrscheinlich Zeitverschwendung. Der andere Vorteil biologischer Waffen ist – nun, in diesem Fall ist die Inkubationszeit mindestens drei Tage. Was immer man zur Freisetzung verwendet hat, es wurde inzwischen aufgelesen, eingesackt und mit Lastern zu Deponien gekarrt. Keine physischen Beweismittel, kein Nachweis dafür, wer uns das hier angetan hat.«
    »Stellen wir das noch zurück, General. Was machen wir jetzt? Ich sehe eine Menge Bundesstaaten ohne Infektion …«
    »Das ist nur eine Momentaufnahme, Mr. President. Für Ebola gibt's eine drei- bis zehntägige Vorlaufzeit. Wie weit verbreitet es wirklich ist, wissen wir nicht. Das erfahren wir nur durchs Abwarten.«
    »Aber wir müssen CURTAIN CALL einleiten, John«, sagte Alexandre.
    »Und zwar schnell.«
    *
    Mahmoud Hadschi

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