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Befehl von oben

Befehl von oben

Titel: Befehl von oben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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kamen, um in ihrem Garten zu spielen, den Boden zu düngen.
    Das war zwar nicht fair. OpFor lebte hier und trainierte hier und beherbergte reguläre Einheiten bis zu vierzehnmal im Jahr, und das besuchende Team hatte Glück, wenn es einmal im Jahr herdurfte. Aber wer behauptet schon, Krieg wäre fair.
    Mit dem Untergang der Sowjetunion hatten sich die Zeiten geändert, die Mission des NTC aber nicht. Erst unlängst war OpFor auf drei Bataillone vergrößert worden – jetzt als ›Schwadronen‹ bezeichnet, denn die Einheit trug nun die Insignien des 11th Armored Cavalry Regiment (ACR), der Blackhorse Cav – und stellte Brigaden oder noch größere Feindformationen dar. Einzige Konzession an die neue politische Lage war, daß sie sich nicht mehr als Russen bezeichneten. Jetzt waren sie »Krasnowier«, ein Wort jedoch, das sich von krasny herleitete, dem russischen Wort für »rot«.
    Generalleutnant Gennadi Josefowitsch Bondarenko kannte das meiste hier – das Schildkrötenbordell war etwas, über das er keine Vorinformation mitbrachte, was bei seiner Besichtigungstour des Geländes behoben worden war – und war so gespannt wie jemals zuvor.
    »Sie haben bei den Fernmeldern begonnen?« fragte Diggs. Der Stützpunktkommandeur war kurz und bündig in seiner Rede, rationell in seinen Bewegungen und trug einen wegen des Musters ›Chocolate Chip‹ genannten Tarnanzug. Auch er war genauestens vorinformiert, tat aber wie sein Besucher so, als wäre das nicht der Fall.
    »Korrekt.« Bondarenko nickte. »Aber ich bin immer wieder in Ärger geraten. Erst Afghanistan, dann als die Mudschaheddin in die Sowjetunion einfielen. Sie griffen eine Verteidigungsanlage in Tadschikistan an, als ich gerade dort war. Tapfere Kämpfer, aber schlecht geführt. Wir konnten sie abwehren«, berichtete der Russe bewußt monoton. Diggs sah auf die Auszeichnungen, die er dafür bekommen hatte; er selbst hatte 1991 das führende Panzerbataillon kommandiert von Barry McCaffreys 24th Mechanized Infantry Division, im wilden Ritt auf der amerikanischen Linken in DESERT STORM, dann das Kommando des 10th ›Buffalo‹ ACR übernommen, das als sichtbarer Ausdruck amerikanischer Sicherheitsgarantien für Israel jetzt noch in der Negevwüste stationiert war. Beide Männer waren neunundvierzig. Beide hatten schon Pulverdampf gerochen. Beide waren sie auf dem Weg nach oben.
    »Sie haben Land wie dieses zu Hause?« fragte Diggs.
    »Wir haben jede Art von Gelände, das Sie sich vorstellen können. Da wird jedes Training zur echten Herausforderung, zumal heutzutage.
    Dort«, sagte er, »es beginnt.«
    Die erste Gruppe von Panzern kam einen breiten, U-förmigen Paß, Tal des Todes genannt, herunter. Hinter braunen Bergen ging die Sonne unter, und es wurde rasch finster. Überall fuhren auch HMMWVs der Beobachter-Kontrolleure (OCs) herum, der Götter des NTC, die alles sahen und bewerteten, was sie sahen, so nüchtern wie der Tod selbst.
    Das NTC war die aufregendste Schule der Welt. Die beiden Generäle hätten die Schlacht vom Hauptquartier des Stützpunktes aus beobachten können, vom Ort aus, der Star Wars Room genannt wurde. Jedes Fahrzeug war mit einem Sender ausgestattet, der den genauen Standort und jede Bewegung übermittelte und, wenn es soweit war, wohin es schoß und ob es traf oder nicht. Aufgrund dieser Daten sandten die Computer im Star Wars Room ebenfalls Signale aus, mit denen sie den Leuten mitteilten, wann sie gestorben waren, allerdings kaum, wieso.
    Das erfuhren sie später von den Beobachter-Kontrolleuren. Die Generäle wollten jedoch nicht auf Monitore starren – das besorgten Bondarenkos Stabsoffiziere. Der Platz der Generäle war hier. Jedes Schlachtfeld hatte seinen speziellen Geruch, und Generäle mußten eine Nase dafür haben.
    »Sie sind ausgestattet wie in einem Science-fiction-Film.«
    Diggs zuckte die Achseln. »In den letzten fünfzehn Jahren hat sich da nicht viel verändert. Haben jetzt allerdings ein paar Fernsehkameras mehr, oben auf den Bergen.« Demnächst wollten die Amerikaner den Russen viel solcher Technologie verkaufen. Für Diggs war das nur Schwer zu verstehen. Für Vietnam war er noch zu jung gewesen. Er gehörte zur ersten Generation der Flaggoffiziere, denen das erspart blieb. Aber mit einer festen Überzeugung war er groß geworden: in Deutschland gegen die Russen kämpfen zu müssen. Seine gesamte Laufbahn als Panzeroffizier hindurch wurde er darauf trainiert, mit einem der Vorhutregimente –

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