Befehl von oben
Zweifel, aber der Drill mußte sein, denn Fehler auf dem Schlachtfeld, auch kleine, kamen teuer zu stehen.
Reste der 4. saudischen Brigade versuchten sich nördlich von KKMC zu sammeln. Es verblieben vielleicht zwei Kompanien aus Panzern und Begleitfahrzeugen, die meist die ganze lange Wüstennacht mit pausenlosem Schlagabtausch zugebracht hatten. Manche hatten aus reinem Glück überlebt andere durch die brutal darwinistische Auslese, die mobile Kampfhandlungen darstellten. Der überlebende Kommandeur war ein nachrichtendienstlicher Major, der einem wütenden NCO den Panzer abgenommen hatte. Seine Männer hatten wenig Übung mit ihrem IVIS-Gerät, da sie strukturierten Übungen das Rumballern und Rumrasen vorgezogen hatten. Nun, wußte der Major, dafür hatten sie bezahlt. Als erstes mußte er die versprengten Tanklaster finden, die seine Brigade in der Reserve gehalten hatte, damit die überlebenden 29 Panzer und 15 weitere Kettenfahrzeuge die Tanks füllen konnten. Einige Munitionslaster tauchten auch auf, und die Hälfte seiner Fahrzeuge konnte die Munitionsgestelle wieder auffüllen. Danach schickte er die Begleitfahrzeuge nach hinten und wählte ein Wadi – ein ausgetrocknetes Flußbett – nordwestlich von KKMC als nächste Verteidigungsstellung. Wenig später hatte er eine standfeste Verbindung zum Oberkommando und konnte um Hilfe bitten.
Sein Verband war nicht zusammenhängend. Die Panzer und Kettenfahrzeuge entstammten fünf verschiedenen Bataillonen. Viele Mannschaften kannten sich nur flüchtig oder gar nicht, und ihm mangelte es an Offizieren, um das bißchen Kommando zu befehligen. Mit dem Gedanken wurde ihm klar, daß seine Aufgabe der Befehl, nicht der Kampf war, und widerstrebend übergab er den Panzer wieder dem Sergeant, dem er ›gehörte‹, um statt dessen einen Mannschaftswagen mit mehr Funkgeräten zu besteigen.
Die Überlebenden der saudischen 4. erhielten Gelegenheit zur Reorganisation und Proviantierung, weil die Armee Gottes das auch nötig hatte. Nachfolgende Untereinheiten tankten an den Versorgungswagen, die den Kampfverbänden gefolgt waren, und sprangen dann vor, damit die Tanklaster sich der einstigen Vorhut widmen konnten. Die Brigade- und Divisionskommandeure waren bislang zufrieden. Das Auftanken war auch fast in der Zeit. Den initialen Widerstand hatten sie gebrochen, zwar mit mehr Verlusten als erwartet, aber den Feind jedenfalls zerschmetternd. Männer waren müde, aber Soldaten sollten müde sein, dachten alle, und die Tankpausen erlaubten die Nickerchen, die sie brauchten. Mit dem anbrechenden Tag warf die Armee Gottes die Motoren an und nahmen ihren Vortrieb wieder auf.
Die ersten Schlachten des Tages würden in der Luft stattfinden. Die alliierten Luftstreitkräfte begannen kurz nach vier von Basen im Süden des Königreiches zu starten. Die ersten Maschinen waren F-15 Eagle, die sich zu den drei kreisenden E-3B AWACS über und um Riad gesellten. Die UIR-Jäger stiegen auch auf, immer noch unter Kontrolle ihrer Bodenstationen im ehemaligen Irak. Es begann wie eine Art Ballett zwischen zwei Tanzgruppen. Beide wollten wissen, wo die Gegenseite die SAMs hatte. Beide würden Gürtel haben, hinter denen sie sich verstecken konnten, aber die Anfangsgefechte würden im gegenseitigen elektronischen Niemandsland stattfinden. Den ersten Zug tätigte eine Viererrotte der 390. Flugschwadron, die Wildeber. Von ihrem AWACS gewarnt, daß ein UIR-Verband sich nach Osten wandte, flogen sie westwärts, mit Nachbrenner über den Leerraum hinweg, und bogen dabei wieder Richtung Golf ab. Die UIR-Jäger, tatsächlich iranische F-4 aus der Zeit des Schah, erwischte es kalt. Sie sahen in die verkehrte Richtung, wurden von ihrem Controller gewarnt und machten kehrt. Erwartet hatten sie ein Kampfmuster, in dem eine Seite die Raketen feuern, die andere ausweichen, dann selbst feuern würde, in einer Konfrontationsart, die so alt war wie der mittelalterliche Zweikampf. Keiner hatte ihnen gesagt, daß die amerikanischen Feinde so nicht geübt hatten.
Die Eagle feuerten zuerst, je eine AMRAAM. Dies war eine ›Fire and forget‹-Rakete, die ihnen nach dem Schuß Reißaus gestattet hätte.
Das tat die erste Rotte Eagle nicht, sondern bohrte hinter den Raketen weiter, gemäß Taktik und getrieben von dem, was ihr Präsident über Radio gesagt hatte. Drei der vier Ziele wurden von den Raketen, die amerikanische Piloten den Slammer nannten, zerstört. Der vierte Flieger wich aus, segnete sein
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