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Befehl von oben

Befehl von oben

Titel: Befehl von oben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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Lafetten hielten vor dem Gebäude, dann fuhren die Wagen nacheinander vor, um ihre Passagiere abzusetzen. Ryan stieg aus, seine Frau und Kinder hinter ihm, und sie begaben sich zu den Durlings. Die beiden Kinder standen immer noch unter Schock. Er legte dem Sohn die Hand auf die Schulter, während die Autos kamen, ihre Fahrgäste entließen und zügig wieder abfuhren. Andere Trauernde – die ranghöheren – stellten sich hinter ihm auf. Weniger hohe betraten die Kirche durch Seiteneingänge und transportable Metalldetektoren, während die Kirchenleute und der Chor, die das schon hinter sich hatten, ihre Plätze einnahmen.
    Roger mußte sich mit Stolz an den Dienst in der 82. erinnert haben, dachte Jack. Die Soldaten, die die Prozession angeführt hatten, stellten die Gewehre zusammen und bereiteten sich auf ihre Pflicht vor. Sie sahen alle so jung aus, selbst die Sergeants, mit nahezu kahlgeschorenen Köpfen unter den Baretts. Dann erinnerte er sich, daß sein Vater mehr als fünfzig Jahre zuvor beim Rivalen, der 101. LuLaDiv, gedient hatte und sicher genauso ausgesehen hatte wie diese Burschen, vielleicht mit etwas mehr Haar, denn in den vierziger Jahren war der kahle Look nicht Mode gewesen. Aber dieselbe Zähigkeit, derselbe glühende Stolz und dieselbe Entschlossenheit, den Job zu tun, was immer auch anlag. Es zog sich in die Länge. Wie die Soldaten auch konnte Ryan den Kopf nicht wenden. Er hatte Haltung angenommen, wie beim eigenen Dienst im Marine Corps: Nur seine Augen blickten umher. Seine Kinder drehten die Köpfe und traten vor Kälte von einem Fuß auf den andern, während Cathy sie im Auge behielt und sich wie ihr Mann darum sorgte, daß sie froren, doch sie war in einer Lage gefangen, wo selbst elterliche Sorge etwas anderem unterzuordnen war.
    Schließlich hatten die letzten die Wagen verlassen und ihre Plätze eingenommen. Einer zählte bis fünf, dann begaben sich die Soldaten zu den Lafetten, je zu siebt. Der Offizier, unter dessen Befehl sie standen, schraubte eine Klemme auf, dann die andere, die Särge wurden angehoben und in roboterhaftem Seitenschritt heruntergenommen. Der Soldat, der die Präsidentenflagge trug, ging auf den Stufen voraus, gefolgt von den Särgen. Der des Präsidenten kam zuerst, geführt vom Captain und gefolgt von einem der beiden Sergeants.
    Es konnte keiner etwas dafür. Auf jeder Seite waren drei Soldaten. Sie marschierten in langsamem Gleichschritt, der Sergeant skandierte. Sie waren steif von fünfzehn Minuten Paradehaltung nach dem gesunden morgendlichen Marsch die Massachusetts Avenue herauf. Der mittlere auf der rechten Seite rutschte auf dem gefrorenen Kaffee aus, nach innen, nicht nach außen, und während er stürzte, schlug er dem Soldaten hinter sich die Beine weg. Das Gesamtgewicht von etwa zweihundert Kilogramm Holz, Metall und Leichnam fiel auf den Soldaten, der als erster gestürzt war, und brach ihm auf den Granitstufen beide Beine.
    Ein kollektives Stöhnen kam von den Tausenden, die das Geschehen beobachteten. Secret-Service-Agenten stürmten heran in der Angst, ein Schuß habe den Soldaten niedergestreckt. Im Nu stand Andrea Price vor Ryan, eine Hand unterm Mantel, offensichtlich die Automatik im Griff, bereit, sie zu ziehen, während andere Agenten sprungbereit waren, die Ryans und die Durlings wegzuzerren. Die Soldaten hoben den Sarg vom gestürzten Kameraden, der vor Schmerz erbleicht war.
    »Eis«, sagte er dem Sergeant durch zusammengepreßte Zähne. »Bin ausgerutscht.« Der Soldat besaß sogar die Selbstbeherrschung, sich den Fluch zu verkneifen, den ihm Scham und Wut über die Peinlichkeit durch den Geist jagten. Ein Agent musterte die Treppe und sah den weißbraunen Fleck, der das Licht reflektierte. Mit einer Geste gab er Price zu verstehen, daß sie sich zurückziehen konnte. Sofort wurde das Kommando an alle Agenten in Sichtweite weitergegeben.
    »Nur ausgerutscht, nur ausgerutscht.«
    Ryan war beim Vorfall zusammengezuckt. Roger Durling hat es nicht gespürt, sagte er sich in Gedanken, doch der Affront gegen ihn war ein Affront gegen seine Kinder, die sich wanden und den Kopf wegdrehten, als ihr Vater auf die Treppe krachte. Der Sohn sah als erster wieder hin und nahm das alles in sich auf. Der kindliche Teil in ihm fragte sich, wieso der Sturz seinen Vater nicht geweckt hatte. Erst ein paar Stunden zuvor war er in der Nacht aufgestanden und an die Tür seines Zimmers gegangen, hatte sie öffnen, über den Korridor gehen und bei den

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