Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Begegnung im Schatten

Begegnung im Schatten

Titel: Begegnung im Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kröger
Vom Netzwerk:
Aufs Höchste überraschend finde ich, dass sich über diesen enormen Zeitraum hinweg ein Teil des Lebensmediums, diese Flüssigkeit, in den Behältern erhalten hat. Sie wissen, welche Rückschlüsse das auf das Material zulässt, aus dem sie bestehen. Wir haben also keine Mumien vorgefunden, sondern zwei sozusagen konservierte Wesen, deren Biomasse unverfälscht erhalten ist.“
    „Bleibt nur zu klären, wie wir da herankommen“, warf Stephan Ramlundt ein.
    „Es bleibt noch eine Menge zu klären!“, erwiderte Professor Kalisch leicht ungehalten über die Unterbrechung. Er fuhr in seiner Einschätzung fort: „Ich gehe davon aus, dass die durchsichtigen Quader eine Art Skaphander, eine Schutzhülle sind. Es bliebe also hier zu klären, Kollege Ramlundt, wie sich die Wesen in einer derart starren Hülle mit ihrem Umfeld auseinandersetzen können – ohne Gliedmaßen oder andere sichtbare Werkzeuge – wie sie sich fortbewegen, kommunizieren, ernähren… Ich schlage vor, die Quader in unser Laboratorium zu überfuhren und dort erste Untersuchungen einzuleiten…“
    „Augenblick, Professor Kalisch!“ Der Minister meldete sich zu Wort. „Es ist nicht mehr zu verantworten, der Öffentlichkeit das Ereignis vorzuenthalten.“
    Kalisch blickte eine Sekunde betroffen. „Natürlich“, sagte er dann. „Bitte, Herr Minister – noch eine, diese Woche!“
    Der Minister zögerte mit der Antwort. „Meinetwegen“, sagte er dann. „Ich bekomme bis übermorgen ein Konzept, wie die Information im Einzelnen vonstatten gehen soll.“
    „Gewiss, gewiss.“ Professor Kalischs Zustimmung klang zerstreut. Offenbar kreisten seine Gedanken anderwärts.
    „Was sagt der Anthropologe zu diesen, diesen Wesen?“, fragte Waldmann, offensichtlich, um dem Gespräch eine andere Wendung zu geben. „Sind Sie überrascht, vernünftiges Leben in dieser Form vorzufinden?“
    Stephan Ramlundt hob die Schultern. „Eigentlich nicht“, antwortete er. „Schauen Sie, in welcher Vielfalt das Leben auf der Erde vorkommt. Und wir haben es noch längst nicht in allen Einzelheiten erforscht. Warum, zum Beispiel, funktioniert ein Ameisenstaat? Und dass diese…“, er lächelte, „Kaulquappen offenbar in einem flüssigen Medium, vielleicht sogar Wasser, leben… Denken Sie allein an unsere Delphine.“ Die letzten Worte raunte er seinem Gesprächspartner zu; denn Kalisch hatte seinen Redefaden wieder aufgenommen.
    „… bereiten den Transport vor. Ich denke, dass er morgen Abend stattfinden könnte. Sind Sie einverstanden? Der Shuttle sollte, wenn Sie, Herr Waldmann, nichts dagegen haben, hier bleiben und selbstverständlich gründlich untersucht werden. Es wird natürlich einen tüchtigen Rummel geben – Journalisten, Touristen, Wissenschaftler. Darunter dürfen die Arbeiten nicht leiden…“
    Waldmann nickte betont Einverständnis.
    „Wir werden so bald als möglich eine internationale Konferenz einberufen, auf der das weitere Vorgehen, der Umgang mit dem Ereignis beschlossen werden sollten. Auf dieser Tagung möchten wir auch erste Ergebnisse vorlegen…“
    – Montagnacht.
    Die Nacht nach dem Tag, an dem wahr wurde, was Generationen der Menschen erträumt, gewünscht, befürchtet hatten: Der Kontakt mit denen da draußen von anderen Sternen.
    Er fand vor Millionen Jahren statt, zu einer Zeit, als das Tier begann, sich auf zwei Beine zu erheben, sich anschickte, einmal, nach Millionen Jahren, Mensch zu werden. Zu diesem Zeitpunkt waren sie da! Oh ja, sie werden geahnt haben, dass dieser lebensstrotzende Planet einst eine Spezies hervorbringen könnte, die ihnen ebenbürtig Partner, Freund, vielleicht Helfer oder – Feind sein könnte.
    Jetzt gab es sie, die Gewissheit und die Hoffnung. Sie existieren, sie waren leibhaftig da, und sie könnten, werden wieder kommen! Sie werden neugierig sein, schauen, was aus dem, was damals schon kreuchte und fleuchte, geworden ist. Oder – haben sie in Millionen Jahren ein Stadium erreicht, dass sie solches nicht mehr anficht? Sind sie auf noch andere Spezies getroffen, die Interessanteres, Wichtigeres zu bieten hatten, als eine angedachte Evolution, von der man nicht wusste, wohin sie führt?
    Dr. Sandra Georgius saß auf einem mitgebrachten Feldhocker im fremden Shuttle unmittelbar vor den beiden gestürzten Quadern. Eine Lampe, die sie neben sich aufgestellt hatte, verbreitete diffuses Licht, das verzerrte Schatten auf die glatten Wände der Einbauten warf.
    Wirre Gedanken kreisten in Sandras Hirn,

Weitere Kostenlose Bücher