Begegnung im Schatten
Ein blaues Licht hinter der Frontscheibe… Und denken Sie daran: Manche Leute halten nichts von einem – Vorlauf ihrer Teamkollegen.“
Die primitive Schleuse, bestehend lediglich aus einem Metallrahmen und einer stabilen, durchsichtigen Folie, die luftdicht rings um die Luke und über den Akteur aufgeklebt werden sollte, wurde in der Tat an einem Tag fertig. Verzug gab es dennoch mit der Vorbereitung und Bereitstellung all dessen, das für die Aktion unerlässlich war: Die Beatmung des Menschen, der einstieg. Zunächst durfte Luft mit dem, was sich im Inneren des Shuttles befand, natürlich nicht vermischt werden. Eine Gasanalyse musste gewährleistet sein, die Säge im Inneren der Schleuse bereitliegen, Artefakte galt es sicherzustellen oder transportfähig zu verpacken. Gefilmt musste werden, und schließlich war alles so zu verwahren, dass Schäden ausgeschlossen blieben.
All diese Arbeiten fanden in einer außerordentlich spannungsgeladenen Atmosphäre statt. Sie wurde schier unerträglich, je näher der Zeitpunkt rückte, zu dem der Einstieg erfolgen würde.
Und wieder gesellte sich zur allgemeinen Erregung bei Sandra Georgius die Furcht, dieser ungeheuren Aufgabe und Verantwortung nicht gewachsen zu sein. Mit Professor Kalisch hatte sie zwar alle notwendigen Schritte abgesprochen. Die Ausführung aber – war sie zuverlässig, sicher genug? Sandra war daher sehr erleichtert, als Kalisch seine Anwesenheit zugesagt hatte. Auch der Minister wollte sich das historische Ereignis nicht entgehen lassen. Aber noch immer sollte die Öffentlichkeit ausgeschlossen bleiben. Jegliche
Dokumentation oblag den drei Beauftragten, Dr. Sandra Georgius, Stephan Ramlundt und Roman Eiselt. Eine zusätzliche Last, empfand Sandra Georgius bitter. – An jenem denkwürdigen Morgen kam Professor Kalisch in Begleitung des Ministers und zweier Bodyguards schon zu einem Zeitpunkt, als die letzten Vorbereitungen, das Verlegen der Kabel und Versorgungsschläuche zum Beispiel, noch nicht gänzlich abgeschlossen waren. Das sorgte natürlich für zusätzlichen Wirbel.
Die beiden vom Minister mitgebrachten Aufpasser wurden vor der Halle postiert. Sandra Georgius musste berichten, was bisher geschehen war, und erläutern, wie die Innenerkundung des prähistorischen Fundes vor sich gehen sollte. Später, als Waldmann, der Vertreter der BRAUNAG, und Hartmann zur illustren Gruppe stießen, durfte sie das Ganze noch einmal in verkürzter Form wiederholen.
Auf Sandra Georgius’ Fürsprache durfte auch Fritz Hegemeister, der sich als sehr wendiger und kompetenter Helfer erwiesen hatte, dem Ereignis beiwohnen.
Roman Eiselt war der Auserwählte.
Angetan mit einer Art Taucheranzug, verkabelt und mit Schläuchen im Schlepp, trat er dicht an den Shuttle.
Fritz Hegemeister stülpte den Schleusenkörper über ihn, reichte Säge, eine Auswahl von verschiedenen Permanentmagneten, elektrisches und Filmgerät sowie etliche unterschiedliche Gläser für Analysen nach. Er verständigte sich mit einem Blick mit Sandra Georgius, sie nickt ihm zu, und da begann er mit Hilfe eines Heißluftgebläses die Schleusenkabine an den Rumpf des Shuttles sorgsam festzukleben.
Obwohl die Prozedur ziemlich lange dauerte und keine besonderen Höhepunkte erkennen ließ, verfolgten die Zuschauer Hegemeisters Tun mit großer Spannung.
Als er bis auf etwa 30 Zentimeter den Spalt zwischen Wandung und Schleuse geschlossen hatte, meldete sich plötzlich Roman. Seine Stimme klang unwirklich dumpf gedämpft durch die Maske. „Ein Eisen, einen Kuhfuß – für alle Fälle. Und einen Hammer!“
„Was ist?“, fragte Sandra Georgius erregt zurück, „Was brauchst du?“
Gleichzeitig sprachen Roman Eiselt und Fritz Hegemeister. Fritz Hegemeister: „Okay, ich bin im Bilde. Augenblick!“ Er legte sein Werkzeug ab und verließ im Laufschritt das Zelt. Roman Eiselt: „Einen Kuhfuß, ein kurzes Brecheisen – falls ich nachhelfen muss!“
Heftig atmend kam der Helfer mit dem Gewünschten zurück und schob es durch den noch offenen Spalt Roman zu. „Weiter?“, fragte er dann, an die Zuschauergruppe gewandt.
„Weiter!“, rief Sandra Georgius ungeduldig.
„Ich bin fertig“, meldete Fritz dann. „Ein paar Minuten müssen wir warten. Der Kleber muss auskühlen.“
Der Minister verlagerte unruhig in kurzen Intervallen sein Gewicht von einem Fuß auf den anderen. Er zündete sich eine Zigarette an, tat einen Zug und drückte sie nach einen missbilligenden Blick Sandra
Weitere Kostenlose Bücher