Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Begegnung im Schatten

Begegnung im Schatten

Titel: Begegnung im Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kröger
Vom Netzwerk:
hatten es sich, so nass wie sie waren, gemeinsam in einem Sessel bequem gemacht. Bei Menschen hätte man gesagt, sie fläzten sich in das Möbel.
    Es dauerte natürlich länger als eine Minute, bevor die Geräte der beiden mit der Zentraleinheit verbunden waren und der große Bildschirm so platziert stand, dass jeder ihn einsehen konnte.
    Natürlich halfen bei dieser Installation außer Hauser alle, und das mit gemischten Gefühlen; denn wirklich überwunden hatte den Schreck des plötzlichen Auftauchens der beiden noch keiner.
    Als der große Schirm zu leuchten begann, sagte Hauser: „Bitte!“
    Grit, die Ältere, nahm das Wort mit der wiederum überraschenden Frage: „wer oder was sind wir?“ Sie blickte zunächst auf Dr. Lauring, dann jedoch zu Hauser.
    Natürlich hätte der sich denken können, worum es im Gespräch gehen könnte. Auf eine derartig direkte Frage aber schien er nicht gefasst gewesen zu sein.
    Es entstand eine Pause.
    Dann fragte Hauser Dr. Lauring: „Wie weit kann ich naturwissenschaftliche Kenntnisse voraussetzen?“
    „Das ist schwer zu sagen“, antwortete die Gefragte ausweichend.
    „wir haben das jugendlexikon gelesen“, schrieb Lissi.
    Erneut größte Überraschung unter den Anwesenden. Aber schon erschien es ihnen selbstverständlich, dass sie, wenn sie ,gelesen’ sagen, das Gelesene auch als Wissen aktiviert hatten.
    So dachte Hauser offenbar auch. „Die Erde, unser Planet, hatte vor zehn Millionen Jahren Besuch von euren Vorfahren“, begann er. „Wir haben ein gut erhaltenes Fahrzeug von ihnen gefunden und konnten…“, er zögerte, „Erbmaterial, DNA, selektieren. Dieses haben wir in lebende Wirtszellen implantiert, nachdem wir deren eigenes Erbgut entfernt hatten. Ein kompliziertes Experiment. Aber wie ihr seht – gelungen.“
    Wieder zur Überraschung aller schrieb Grit: „dank, wir werden in unseren räumen bleiben, wenn nicht, mit euch schreiben, wir bitten um informationsmaterial aller art und größter vielfalt, dass wir die erde und euch kennenlernen.“ Unvermutet trennte sie ihr Gerät vom Netz und rutschte aus dem Sessel.
    „gute nacht, stefan“, schrieb Lissi und tat’s Grit nach.
    So überraschend wie sie gekommen waren, verschwanden sie und ließen eine total verblüffte Gesellschaft zurück.
    „Sie mag dich“, raunte Franziska Stephan zu, und sie wies auf den Bildschirm, auf dem noch immer in großen Lettern stand: „gute nacht, Stefan.“
    Selbst Dr. Lauring bekam ihre Schützlinge kaum mehr zu Gesicht, sogar zu den Mahlzeiten nicht. Die beiden hatten Zugang zu den Nahrungsmitteln und hatten ihre Verpflegung selber organisiert. Ab und an sah man durch die gläserne Wand Wasser aus dem Bassin spritzen, die Wesen aber bekamen die fünf Menschen so gut wie nicht zu sehen.
    Aber Erstaunliches geschah: Dr. Lauring karrte aus Bibliotheken und Buchhandlungen Lexika, Atlanten, Enzyklopädien jeder Art, Bildbände und, und, und… heran und stapelte dieses Material vor den Eingang zum Wohntrakt der beiden. Es blieb dann eine Zeit lang verschwunden, aber nur eine kurze Zeit lang. Nach fünf, spätestens sieben Tagen lagen die Dinge an gleicher Stelle.
    Und die alle bewegende Frage war: Sollten sie in dieser kurzen Zeit dieses kompakte, gespeicherte Wissen…? Ausgeschlossen, war die einhellige Meinung.
    Und dann kam das Niederschmetternde, Unfassbare:
    Franziska Hauser-Lan hatte an diesem Sonntag Hausdienst.
    Schon morgens schien die Sonne warm, vom Wald her duftete es nach Nadelholz, und Franziska deckte den Frühstückstisch auf der Veranda.
    In kurzen Abständen fanden sich die Akteure ein, alle schienen wohlgelaunt, nichts stand einer frohen Runde im Weg.
    Franziska trat gerade aus der Tür, den Glaskrug dampfenden Kaffees in der Hand, als vom Glashaus her Lissi herankam.
    Sie blickten ihr aufmerksam entgegen; denn noch immer machten sich die beiden Exterraner rar.
    Lissi trug eine kleine Tafel, wie sie Kinder zum Schulespielen nutzen.
    Das Mädchen blieb vor der Veranda stehen, richtete die großen Augen eine Sekunde lang auf jeden in der Runde. Dann stellte sie die Tafel ab, lehnte sie ans Geländer der kleinen Treppe. Etwas rollte neben der Tafel zu Boden: Grits Armspange mit dem Aquamarin.
    Noch einmal blickte Lissi in die Runde, dann drehte sie sich um und ging schnell zurück, war in ihrem Bereich verschwunden, noch ehe einer von den fünf reagiert hatte.
    Es standen drei mit Kreide geschriebene Worte auf der Tafel: „Grit ist tot.“

4.

Weitere Kostenlose Bücher