Begegnung im Schatten
erstes Treffen observiert und er verfolgt wird.“
„Herr Markowitsch hat uns verlassen“, informierte Dr. Hauser zur Überraschung der Kollegen nach dem Abendessen.
„Oh“, äußerte sich Dr. Lauring verwundert. „Er hat sich gar nicht verabschiedet.“
„Es ist leider nicht die einzige unangenehme Nachricht“, fuhr Hauser fort. „Jemand will uns in die Karten gucken. Wir müssen also schleunigst Vorsorge treffen, dass wir nicht um die Früchte unserer Arbeit kommen. Grund zur Panik gibt es nicht, aber zur äußersten Vorsicht. Dazu ordne ich Folgendes an, bitte ohne weitere Diskussion: Franziska, Dr. Lauring und ich halten den normalen Betrieb hier aufrecht. Kollege Ramlundt verreist – mit Lissi. Alles, was auf unseren Kontakt mit dem prähistorischen Besuch hindeuten könnte, wird unauffindbar gemacht. Es ist zum Glück nicht viel und umfänglich, im Wesentlichen das Kühlaggregat mit der Truhe. Doktor Lauring, Sie bitte ich im Falle einer Durchsuchung eine Behinderte im Rollstuhl zu mimen. Das ergibt eine Erklärung für die Spezialmöbel drüben im Trakt…“
„Aber, ich…“, unterbrach die Angesprochene irritiert.
„Nachher“, beschwichtigte sie Hauser. „Ich weiß, Ihnen fehlen ein paar Informationen. Kollege Ramlundt, Sie nehmen den Jeep mit Hänger für einen der großen Plastebehälter. Sie brauchen Wasser für Lissi. Gehen Sie unterwegs sparsam damit um. Sie fahren in die Alpen nach Niggeln. Dort besitzt mein Freund Gneisel ein kleines, abgelegenes Anwesen. Er nutzt es gegenwärtig nicht. Das bewohnen Sie mit Lissi bis auf Widerruf. Ein kleiner Pool ist da, die Salze für den Wassermix nehmen sie mit.“
„Aber warum denn Kollege Ramlundt. Ich habe doch den besseren Kontakt zu Lissi, zumal sie jetzt nach Grits Tod den Zuspruch nötig braucht!“, rief Dr. Lauring gekränkt.
„Ich weiß“, beruhigte Hauser abermals. „Nur, Ramlundt selbst muss aus der Schusslinie. Er sollte hier nicht vorgefunden werden.“
„Aber er kann doch auch sonstwohin verschwinden, wenn es denn sein muss, und ich fahre mit Lissi.“
Hauser lächelte. „Erstens ist nicht entschieden, ob es überhaupt dazu kommt, und zweitens werden wir im Falle dass versuchen, trotzdem optimal zu handeln. Außerdem brauche ich Sie für den Rollstuhl. Also!“ Er fuhr mit seiner Erläuterung fort: „Vorerst keinerlei Kommunikation. Heutzutage spürt man über kurz oder lang jede Sprachquelle auf.“
„Wann…?“, fragte Stephan Ramlundt. Je weiter Hauser ausgeführt hatte, desto erleichterter fühlte er sich. Seit dem Gespräch mit Markowitsch hatte er keine ruhige Minute mehr. Es war ihm immer mehr zur Gewissheit geworden, dass Sandra Georgius in dieser mysteriösen Frau Schmidt steckte. Seinen Drang zur Flucht hatte dies keineswegs gemindert. Und nun das Entgegenkommen Hausers. Auf keinen Fall durfte er zulassen, dass die Lauring dazwischenfunkte.
„Ich erwarte heute nach zweiundzwanzig Uhr eine Nachricht. Ist sie positiv, gehen wir in eine Art Bereitschaft, bleibt sie aus, dann noch in dieser Nacht. Sprechen Sie und Doktor Lauring mit Lissi. Bereiten Sie immer schon den Hänger vor, das hält sonst auf…“
Ein merkwürdiger Geruch breitete sich über die Lichtung.
„Da ist ja Rauch!“, rief Franziska Hauser-Lan.
In den Wipfeln der Fichten standen schlierige Schleier.
„Ich schaue nach.“ Stephan Ramlundt stand auf und verschwand hinter der Hausecke, kam jedoch nach wenigen Augenblicken zurück. „In Lissis Garten ist ein Feuer“, meldete er.
„Klären Sie das, Doktor Lauring“, bat Hauser.
Die Angesprochene verließ die Terrasse.
„Wir müssen uns um sie kümmern. Der Tod Grits macht ihr mehr zu schaffen, als ich angenommen habe“, bemerkte Hauser.
Keiner aß weiter. Sie saßen schweigsam und warteten auf Dr.
Lauring.
Nach einer Weile kam diese gedankenversunken und berichtete dann, und man merkte ihr an, dass sie selber eben Erlebtes noch nicht verkraftet hatte. „Sie spricht nicht, hat ein großes Feuer entfacht und – verbrennt Grits Körper.“
Sie saßen überrascht.
„Was macht sie?“, rief Franziska.
„Sie verbrennt Grits Körper“, Dr. Lauring wiederholte es unwillig.
Es herrschte Schweigen.
„Schade“, bedauerte dann Dr. Hauser. „Nun haben wir keine Chance, etwas über die Todesursache zu erfahren.“
„Hatten wir je eine?“, fragte Dr. Lauring.
Hauser zuckte mit den Schultern. „Einen Versuch wäre es wert gewesen.“ – Der plötzliche Tod des
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