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Begegnung im Schatten

Begegnung im Schatten

Titel: Begegnung im Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kröger
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er und gonz schworz“: Hofbauer hob die Hand über den Schreibtisch und zeigte an, wie groß dieser Teufel gewesen sein könnte.
    „Geh, Hofbauer, a Teifel! Und, hot er di gsehn? Und die Nummern?“
    „Na, i hob gschaut, dass i weiterkumm. Ober i sog dir, gheier geht’s net zu da drom. Is recht, dass sie dän suchn. Die Nummern sin scho egal die gleichen.“
    Einen Bericht über das zusätzliche Erlebnis seines Gemeindedieners Hofbauer hatte der Bürgermeister von Niggeln seiner Meldung an die Polizeistation nicht beigefügt.
    Constance van Haarden rief Sandra Georgius und fragte an, ob sie Lust auf einen Wochenendtripp in die bayrischen Alpen habe. Das Wetter verspreche, schön zu werden, und man müsse doch aus dem Alltag mal heraus.
    Als Sandra den Verdacht aussprach, dass hinter diesem Entschluss wohl etwas anderes stecke, antwortete Constanze: „Ein Geländewagen mit Anhänger.“ Mehr brauchte sie nicht zu sagen, um Sandra Georgius für den Ausflug zu gewinnen. – Sandra Georgius traf bereits freitags um die Mittagszeit bei Constanze van Haarden ein und stieg dort in das komfortablere Dienstauto der Freundin um. Trotz aller angespannten Erwartung genossen die beiden Frauen die Fahrt. Sie hatten beschlossen, die Route der geringeren Staugefahr wegen durch Tschechien zu nehmen und so den Knoten München zu meiden.
    Wenngleich in den Städten und Dörfern, durch die sie kamen, noch viel zu tun blieb, insbesondere, was die Bausubstanz betraf, erfreuten sich die beiden an der allenthalben anzutreffenden historischen Architektur, den Kirchen, Schlössern und Burgen und natürlich an dem landschaftlich Schönen.
    Je näher sie jedoch ihrem Ziel kamen, desto weniger bedeutete ihnen das, was sich links und rechts an Sehenswertem bot. Die Rasten wurden kürzer, das Tempo schneller, trotz der allgemein bekannten Strenge tschechischer Geschwindigkeitskontrollen.
    Am fortgeschrittenen Abend trafen sie in Niggeln ein, störten, als sie sich höflicherweise anmeldeten, die Frau des Bürgermeisters beim Freitagskrimi – „mei Mo is aft Jogd“ – und bezogen ihr vorbestelltes bescheidenes Quartier im Gasthof „Zur Bergwacht“.
    Durch den unverhofften Besuch des Gemeindedieners Hofbauer gewarnt, hatte Stephan Ramlundt seine anfängliche Sorglosigkeit aufgegeben. Mehrmals am Tag suchte er mit dem im Haus vorgefundenen Fernglas die Umgebung ab und stellte auf der Terrasse um den Pool herum Gartenmöbel und Topfpflanzen so auf, dass ein Einblick weitgehend behindert wurde. Lissi pflegte wieder ausgiebig im Wasser zu tollen, und das sollte auf keinen Fall beobachtet werden. Schon die Entdeckung, dass er die Hütte nicht allein bewohnte, könnte problemhaft werden – zum Beispiel im Zusammenhang mit der blöden Kurtaxe. Die Frage des Bürgermeisters, als er dem freitags aufforderungsgemäß den Besuch abstattete, ob er in Begleitung angereist sei, kam ihm vor, als sei sie lauernd gestellt. Er unterdrückte das Gefühl, indem er sich sagte, er sähe Gespenster. Der Bürgermeister kehrte die Amtsperson heraus, studierte nachhaltig den Ausweis und wurde erst umgänglich, als Stephan Ramlundt zur Summe der Kurtaxe noch einen Zwanziger legte, mit dem Bemerken „Kaffeekasse“ – ,präventiv’, wie er sich sagte, ,damit kein Anlass für ein abermaliges unverhofftes Auftauchen dieses Hofbauers oben am Haus entsteht’ Das mit den Semmeln ließ sich beherrschen. ,Und ein wenig schmieren muss ich die, das schafft Image und vermeidet Misstrauen.’
    Sonnabendvormittag.
    Stephan Ramlundt saß auf der Veranda, hatte die Ellbogen auf das Geländer gestützt und suchte mit dem Fernglas das Gelände hinab zum Tal ab. Büsche, Krüppelkiefern, Einschnitte und kleine Hügel behinderten da und dort die Sicht, sodass, sollte sich jemand nähern, dieser nicht auf den ersten Blick entdeckt werden musste.
    Sie hatten gefrühstückt, dabei hatte Ramlundt festgestellt, dass er demnächst würde die Vorräte auffrischen müssen, insbesondere jene für Lissis Nahrung, und das konnte er, weiß Gott, nicht der Besorgung des Hofbauers überlassen.
    Lissi planschte.
    Weit unten – eine Bewegung? Stephan war, als hüpften hinter einem Hügel Köpfe auf und nieder. Er betätigte die Feineinstellung des Glases. Nein, da war nichts. Doch, dort wieder!
    Er stand auf, sah zu Lissi. Sie würde sich noch eine Weile vergnügen.
    Stephan ging hinter das Haus, erstieg die dahinterliegende Erhebung, aus der vereinzelt niedrige Felsen wuchsen, und er

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