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Begegnung in Tiflis

Begegnung in Tiflis

Titel: Begegnung in Tiflis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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wie ein usbekischer Kamelhändler. Leider ist's so, aber wer ändert den Menschen?
    »Dimitri ist ein Mensch, der sein Wort hält! So habe ich ihn erzogen! Er hat in Beirut die Delegation verlassen. Es wäre ein Verbrechen, nach Deutschland zurückzukehren, ohne nachzuforschen, wo er geblieben ist.« Kolka sah fragend Bettina an, und – verdammt wollte er sein – nun dachte er wieder russisch und schämte sich nicht einmal dafür: Dimitri ist mein Sohn, nicht mein leiblicher wie Wolfgang, aber er nennt mich Väterchen, ich habe ihn großgezogen, ich habe mit ihm gelebt und ich war glücklich mit ihm, dem schönen, stolzen, klugen Jungen. Ein Hundesohn wäre ich, wenn ich ihn irgendwo allein ließe und ohne ihn wegführe in die Heimat.
    Wie mag sie überhaupt aussehen, die Heimat, dachte er plötzlich. Ein alter, bohrender Gedanke war's, und immer, wenn er über ihn kam, wurde Kolka fast krank.
    War es noch die Heimat?
    Über zwanzig Jahre lagen zwischen Erinnerung und neuer Zukunft. Zwanzig Jahre, die nicht nur die Welt, sondern auch die Menschen verändert hatten. Und auch die Heimat.
    Gab es das noch, das deutsche Vaterland?
    Oder war es nur ein Stück Erde, wo man sein Geld verdiente?
    War es gleichgültig, ob man in Göttingen lebte oder in Tbilisi? In Köln oder Moskau? In Hamburg oder Leningrad?
    Bettina nickte zurück, als sie Kolkas fragenden Blick sah.
    »Erst müssen wir Dimitri finden«, sagte sie. »Vater, versprich mir, daß wir nicht ohne Dimitri nach Deutschland fahren.«
    »Das ist ein Wort, Töchterchen!« Kolka lachte und sah den iranischen General stolz an. »So spricht mein Kind!« sagte er selbstbewußt. »General, wenn Sie uns noch einen großen Gefallen erweisen können: Besorgen Sie uns Flugkarten nach Beirut. Daß wir keine Spione sind, sondern armselige Wanderer zwischen den Fronten, das dürfte man doch schon erkannt haben.«
    Und so geschah es. Zwar warteten Kolka und Bettina noch vier Tage, bis alle Formalitäten erfüllt waren, aber dann durften sie in Teheran das Flugzeug nach Beirut besteigen, und es machte ihnen gar nichts aus, daß zwei iranische Geheimpolizisten sie bis in die Maschine begleiteten und erst den Flugplatz verließen, als der glänzende Riesenvogel sanft in die Luft schwebte.
    »Das nennt man abschieben«, sagte Kolka, als sie in den Wolken waren. »Man will ganz sicher sein, daß wir nicht zurückkommen und neue Schwierigkeiten machen.«
    Dann lehnte er sich zurück, das Flugzeug schwankte etwas, Kolka überfiel eine krankhafte, grünliche Blässe und dann tastete er nach der gewachsten Tüte.
    »Armer Paps!« sagte Bettina, als Kolka zu würgen begann. Und dann lachte sie, weil Kolka sie wütend anstarrte und nicht schimpfen konnte, weil er mit der Entleerung seines Magens beschäftigt war.

*
    Das erste, was Copilot Paul Andresen tat, als er vom Chefarzt des Hamburger Hafenkrankenhauses für gehfähig befunden wurde, war eine Reise nach Göttingen. Er wollte Agnes Wolter, der Mutter Bettinas, die Nachricht überbringen, daß entgegen allen Gerüchten und amtlichen Verlautbarungen Betti doch noch lebte und nicht in den Flugzeugtrümmern verbrannt war.
    Allerdings machte man es Andresen sehr schwer, diese Mission zu erfüllen. Erst kam der Subdirektor zu ihm, dann der Erste Direktor, dann ein Beamter des Auswärtigen Amtes aus Bonn, schließlich ein Ministerialdirektor. Und alle sagten im Sinn das gleiche, jovial oder leise drohend, wie es so die Art deutscher Wahrheitsfinder ist:
    »Mein lieber Andresen, warum wollen Sie unbedingt Stunk machen? Wir haben die amtliche Todeserklärung der sowjetischen Behörden, wir haben sogar einen Zinksarg mit den Überresten des armen Mädchens, die Mutter ist verständigt … wollen Sie hier ein Chaos schaffen? Sie haben sich geirrt. Sie müssen sich geirrt haben! Auf einem Kettenkarussell! Da fliegt so ein Mädchen vorbei, mit ein wenig Ähnlichkeit, und schon sind Sie davon überzeugt, das war sie. Sie sind einer optischen Täuschung erlegen, sehen Sie das doch endlich ein!«
    Und als Paul Andresen immer wieder den Kopf schüttelte und sagte: »Nein! Es war Betti! Mein Gott, ich kenne doch das Mädchen seit Jahren«, wurde man deutlicher.
    »Hören Sie mal«, sagte der Ministerialdirektor aus Bonn mit betonter Stimme. Das ist ein alter Diplomatentrick, mit gehobener Stimme Nichtigkeiten zu sagen. »Das Mädchen ist verbrannt! Wollen Sie die Regierung Lügen strafen?«
    Solche rhetorischen Fragen sind beliebt. Sagt man ja, ist

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