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Begegnungen (Das Kleeblatt)

Begegnungen (Das Kleeblatt)

Titel: Begegnungen (Das Kleeblatt) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hansi Hartwig
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sind wir geflogen und waren bloß einen Bruchteil der normalen Zeit unterwegs.“
    „Gut.“
    „Ich habe deine Karte erhalten, in der du mich gebeten hast, unseren Sohn Manuel zu nennen. Und so habe ich es gemacht.“ Sie zuckte mit der Achsel. „Wenngleich ich natürlich etwas verwundert über deinen Wunsch war. Wie bist du denn auf diese Idee gekommen?“
    Sie konnte seine Augen nicht erkennen, doch glaubte sie zu spüren, dass er unbewegt durch sie hindurch blickte.
    „Ich hoffe, du hast nichts dagegen, dass ich ihm außerdem die Namen Adrian und Patrick gegeben habe. Patrick, weil du doch Ire bist.“
    Er zog eine Augenbraue kritisch nach oben. Offensichtlich fand diese Idee nicht unbedingt seine Zustimmung, aber wie erwartet sagte er nichts darauf.
    „Möchtest du ihn sehen?“
    Sie merkte, wie er zögerte, einen kurzen Moment lediglich, nichtsdestotrotz erschien es ihr wie eine endlose Zeit bangen Wartens, bis er endlich flüsterte: „Ja.“
    „Matt’ n wartet mit Manuel in der Cafeteria. Komm mit.“
    Erleichtert atmete sie auf und streckte ihm ihre Hand entgegen. Völlig perplex beobachtete sie, wie Adrian einen Schritt vor ihr zurückwich. Es war, als hätte ihr jemand einen Schlag in die Magengrube versetzt. Sie schluckte verzweifelt ihr Entsetzen hinunter und wandte sich hastig ab, um Adrian nicht ihre Enttäuschung zu zeigen.
    „Übrigens, das Kinderzimmer hast du wunderschön eingerichtet. Es gefällt mir sehr gut, Adrian. Ich möchte dir für all die Mühe danken, die du dir damit gemacht hast . Ich hatte schon befürchtet … na, egal. Ist nicht so wichtig.“
    S ie hatte nach den spärlichen Antworten auf ihre bisherigen Fragen mit keiner Reaktion auf diese Worte gerechnet. Umso erstaunter war sie, als sie ein leichtes Zupfen an ihrem Pullover bemerkte. Langsam drehte sie sich um. Adrian hielt den Kopf gesenkt und verschränkte die Arme auf dem Rücken, als wollte er verhindern, dass Susanne in ihm den Urheber der Berührung erkannte. Erwartungsvoll schaute sie ihn an.
    „Matt ’n.“
    „Ja, er ist hier, im Café.“
    „Das war … Matt’n. Das Zimmer.“
    „Oh.“
    Mehr fiel ihr zu dieser Offenbarung nicht ein. Sie biss sich auf die Unterlippe. So viel also zur wundersamen Wandlung des Einsiedlerkrebses Adrian Ossmann. Es gab keine! Es hatte sich nichts geändert! Von wegen, er freute sich auf ihre Rückkehr. Nichts mit der Entdeckung einer Spur von Romantik in ihrem Mann, wie sie beim Anblick des Traumfängers über Manuels Bettchen geglaubt hatte.
    A ll ihre sorgsam gehegten Illusionen waren mit einem Wort zerstört. Eigentlich sollte sie seine Aufrichtigkeit schätzen, doch hin und wieder wünschte sie sich einen moosweichen Untergrund in seiner Persönlichkeit. Aber den würde sie nie finden, wie sie inzwischen wusste, denn es gab keinen. Er war ein durch und durch kompromissloser Mensch.
    „Matt ’n“, wiederholte Adrian erneut und Suse wusste nicht, was er ihr damit noch sagen wollte.
    Ja, doch! Matt ’n. Natürlich, immer wieder Matt’n! Doktor Matthias Emanuel Clausing – sein bester Freund, sein engster Vertrauter und strahlender Held! Die beiden kannten sich seit mehr als zwanzig Jahren. Was bildete sie sich denn ein, wie sie da mithalten konnte? Das Kapitel „Susanne Reichelt“ dagegen stellte nicht mehr als eine kurze Episode in Adrians Leben dar. Sie hatten es gerade mal auf ein halbes Jahr Zusammensein gebracht. Und selbst in dieser Zeit hatte es kaum ein echtes Miteinander zwischen ihnen gegeben, höchstens ein erzwungenes Nebeneinander, weil auf die Schnelle keine zwei Wohnungen aufzutreiben waren.
    Verdammt noch mal , bemerkte Adrian sie denn gar nicht? Bedeutete sie ihm überhaupt nichts? Interessierte ihn abgesehen von diesem edlen Herrn Doktor nichts anderes?
    „Matt ’n hat gestern Abend mit dem Hausverwalter im ganzen Haus Weihnachtsbäume aufgestellt. Der in unserem Eingang reicht bis fast unter die Decke. Du solltest ihn mal sehen, er ist bestimmt vier Meter hoch und einfach wunderschön! Ihr habt schon seit Jahren keinen mehr gehabt. Hat Matt’n zumindest behauptet. Meist sei er zu bequem gewesen, sich um Weihnachtsschmuck zu kümmern. Aber ich denke, es lag wohl eher daran, dass ihr während der Feiertage meist auf See unterwegs ward.“
    „Ja.“
    Suse blickte Adrian von der Seite an und zwang ihn langsamer zu gehen, um sie anzuschauen. „Ich erzähle wie immer zu viel“, entschuldigte sie sich mit einem schwachen Lächeln.
    Ihre

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