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Begegnungen (Das Kleeblatt)

Begegnungen (Das Kleeblatt)

Titel: Begegnungen (Das Kleeblatt) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hansi Hartwig
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wegen dessen angeschlagenen Zustandes machte? Hatte er ihm nicht regelrecht die Hölle heißgemacht, schleunigst einen Termin beim Hafenarzt für einen gründlichen Gesundheitscheck zu vereinbaren? Und mit dem Trinken aufzuhören?
    Nicht zum ersten Mal verfluchte sie diesen vor Energie und Selbstbewusstsein strotzenden Mann , an dem jeder Quadratzentimeter von Macht und Überheblichkeit zeugte. Und er hatte einfach zu viel von allem – zu viel Schönheit, zu viel Charme und viel zu viel von jener Ausstrahlung, die signalisierte, dass er jede Frau haben konnte, wenn er nur wollte.
    Und ob er wollte! Und dann möglichst sofort.
    Als sie damals seine Kabine an Bord der „Heinrich“ betreten hatte, wirkte er auf den ersten Blick eiskalt, umgeben von der Aura des Einzelgängers, der sich von der Menge abhob und sich gleichzeitig gegen alles und jeden abschirmte. Allerdings hatte sie recht schnell erkannt, dass irgendwo in diesem Menschen auch ein Feuer lodern musste, denn man brauchte mehr als Intelligenz und Disziplin, um es in seinem Alter bereits zum Kapitän zu bringen.
    M it einem Schauder erinnerte sie sich an den dunklen Ring um seine Pupillen, der Clausings Blick etwas Magisches, Geheimnisvolles verlieh. Sie hatte dieses Detail genauso wenig vergessen können wie seinen Sex-Appeal und die Fähigkeit, stundenlang zu erzählen, ohne dass er sich wiederholte oder dass man sich dabei gar langweilte, seine außergewöhnliche Größe und die Art, wie er ging, haushohe Wellen unverhüllter Arroganz aussendend, als würde er glauben, dass die ganze Welt allein ihm gehörte, seine Hüften, die sich mit lässiger Anmut bewegten, und seine muskulösen Schenkel …
    Sie schob diese unpassenden Gedanken schnell von sich. Sie sollte nicht a uf solche Dinge achten, sondern sich besser seine negativen Charaktereigenschaften vor Augen führen, denn davon hatte er mehr als genug. Nichtsdestotrotz beschleunigte sich unwillkürlich ihr Atem. Hatte sie etwa schon vergessen, wie neidisch er auf Adrian war, als er das wohl erste Mal in seinem Leben nicht sofort bekommen hatte, was er wollte? Dass er der Auslöser des folgenden Desasters war und Adrian schließlich seine Kündigung einreichte?
    Fieberhaft überlegte Sus anne, was sie tun sollte. Zweifelsohne würde sie Adrian in Verlegenheit vor seinem Freund bringen, wenn sie jetzt zu ihm ging und zur Rede stellte. Er würde sie bis in alle Ewigkeit verfluchen. Sollte sie vielleicht einfach tun, als ginge sie das nichts an, und ihn begrüßen, als wäre nichts passiert? Nein, Gleichgültigkeit gegenüber Adrians Zustand würde ihr Clausing gewiss nicht abnehmen. Sie war ein miserabler Lügner.
    Dass Adrian ihr Auto in der Dunkelheit entdeckt haben könnte, hielt sie für ausgeschlossen. Viel zu sehr war er mit sich und dem Mann, der ihn noch immer am Ellbogen festhielt, beschäftigt. Also sollte sie am besten auf dem kürzesten Weg nach Hause fahren und Adrian dort erwarten, gerade so wie sie es jeden Abend tat. Sie würde natürlich ahnungslos fragen, wo er derart lange gesteckt hatte. Und mit etwas Mühe könnte sie dann freudig überrascht tun, weil er einen alten Freund getroffen und gleich mitgebracht hatte.
    Lieber Gott, mach, dass er ihn vor der Tür stehen lässt!
    Am allerliebsten wäre ihr natürlich gewesen , Clausing tot zu wissen. Sie bezweifelte indes, dass er ihr derart entgegenkommen würde, deswegen würgte sie diesen subversiven Gedanken ab und weigerte sich standhaft, ihn zu vertiefen.
    Dieser Mensch machte doch eh nie, was man von ihm erwartete!
    Sie rührte sich nicht von der Stelle, bis die beiden Männer hinter der nächsten Straßenecke verschwunden waren, wo Clausing vermutlich ein Taxi anhielt, um Adrian nach Hause bringen zu lassen. Wie zum Teufel hatte er ihn finden können? Und was hatte er, verdammt noch mal, hier zu suchen? Er sollte sie endlich in Ruhe lassen! Schließlich waren Adrian und sie von seinem Schiff abgestiegen, um ihm nie wieder unter die Augen treten zu müssen und seiner Verachtung ausgesetzt zu sein. Dass Clausing ihre Beziehung nicht guthieß, hatte der Freundschaft der Männer augenscheinlich nichts anhaben können. Adrian schien im Moment zwar alles egal zu sein, sie konnte sich jedoch nicht vorstellen, dass der Kapitän vergessen haben sollte, aus welchem Grund sein Koch und seine Funkerin die „Heinrich“ verlassen hatten.
    All ihre kindische Vorfreude auf einen romantischen Abend zu zweit zerplatzte wie eine Seifenblase. Sie

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