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Begegnungen (Das Kleeblatt)

Begegnungen (Das Kleeblatt)

Titel: Begegnungen (Das Kleeblatt) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hansi Hartwig
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Natürlich nicht! Niemals würde ich das tun.“
    Der Ernst in seiner Stimme verwirrte Suse. Einen Moment schien er sich, völlig in Erinnerungen versunken, in einer anderen Welt aufzuhalten. Sie hatte einen Scherz machen wollen, er dagegen reagierte darauf, als würde sie ernsthaft befürchten, von ihm Prügel einstecken zu müssen. In dieser Beziehung verstand er offenbar keinen Spaß und noch mehr verblüffte sie, wie sehr er darin seinem Freund ähnelte.
    Das hektische Klingeln des Telefons ließ beide herumfahren. Wie von der Tarantel gestochen sprang Matthias von seinem Platz auf, als käme ihm diese Störung gerade recht.
    „He! Was soll das?“, quiekte Suse völlig überrumpelt. „Erwartest du einen Anruf? Das ist immer noch mein Telefon!“
    Verdammt , wie hatte sie das vergessen können? Es war nicht ihr Telefon! Nicht einmal das war ihres.
    „Ich meine …“
    Manuels klägliches Wimmern schnitt ihr das Wort ab.
    Wie zur Entschuldigung hob Matthias die Schultern und griff nach dem Telefonhörer. „Ja, bitte?“
    Augenblicklich erhellte sich seine Miene und Suse hatte zu ihrem großen Ärger den Parfümduft des anonymen Briefeschreibers in der Nase. Diesen widerlichen Gestank! Sie verzog geringschätzig den Mund und schnitt eine bühnenreife Grimasse, während sie mit dem Fuß Manuels Wiege anschubste.
    „ Dias Muire dhuit, a Mháire! Conas atá tú? “
    Suses Augenbrauen ruckten in die Höhe. Sie glotzte den Mann an, als wären ihm nun auch noch Hörner und ein Pferdehuf gewachsen.
    „ Is maith an lá é. Tá sé an-fhuar “, antwortete er mit einem kurzen Blick aus dem Fenster, „ ach tá sé tirim, buíochas le Dia .“
    Instinktiv hob er die Hand, um sich zu bekreuzigen, besann sich jedoch gerade noch rechtzeitig eines Besseren und zupfte sich an der Nasenspitze.
    Eine halbe Ewigkeit lauschte er belustigt dem Wortschwall des Anrufers, bis er ihn endlich lachend unterbrach. „ Aon scéal? Cén chaoi a bhfuil tú? Agus Pádraig? An bhfuil na dheartháireacha sa bhaile? “
    Offensichtlich waren diese Fragen das Stichwort für den nächsten Erguss, den Matthias erstaunlich relaxt über sich ergehen ließ. Er streckte die Hand aus und streichelte dem Baby, das Suse jetzt im Arm hielt, über die rosige Wange.
    „ Tá naíonán againn. Rug Susanne mac óg. Manuel Adrian Patrick is ainm dó . … Patrick, níor … ná Pádraig. “
    Unauffällig schob er sich näher an Suse heran, die den Jungen noch immer vergeblich zu beruhigen versuchte und Matt’n, nachdem sie ihren Namen verstanden hatte, mit einem grantigen Blick bedachte.
    „ Níl mé pósta, a Mháire .“ Er seufzte theatralisch und schüttelte den Kopf. „ Ní fiú duit é! Sin é an saol .“
    Suse bemerkte Clausings Blick, der aus einem unerfindlichen Grund beharrlich auf ihr ruhte , und flüchtete vor seiner Nähe, indem sie ein paar Schritte zur Seite trat.
    Er senkte die Stimme bei den nächsten Worten, die er mühsam hervorstieß, als müsste er sich diese direkt aus dem Herzen reißen: „ Tá mé i ngrá léi ó mo chroí amach. … Tá a fhios agam. Tóg go réidh é. “
    Gleich darauf rollte er amüsiert die Augen himmelwärts. Aha! Diesen Gesichtsausdruck kannte Suse von ihrem Bruder Jasdan, wenn sie ihn nach seinen Plänen für die längst überfällige Gründung einer eigenen Familie auszufragen gedachte. Hatte sie’s also gewusst!
    „ Tá sé sin go hiontach. Abair leo go raibh mé á fhiafraí. Nollaig shona agaibh. Slán go fóill! Tá grá agam duit! … Ich liebe dich auch, Máire. Bis bald!“
    Das Grinsen wich nicht aus seinem Gesicht, als er zum Tisch zurück schlenderte und wieder Platz nahm. Zufrieden mit sich und der Welt streckte er seine langen Beine von sich und kreuzte sie lässig an den Knöcheln.
    „Was soll denn das gewesen sein?“
    „Meine … eine Bekannte.“
    „Ach ja?“
    Was hatte sie doch für einen phänomenalen Riecher!
    „Vermutlich aus China“, giftete Suse, empört über seine nichtssagende Antwort.
    „Irland. Schönen Gruß und frohe Weihnachten von Máire aus Irland.“
    Sein gönnerhaftes Lächeln konnte einen zur Raserei bringen!
    „Gott, verschone uns vor Regen und vor Wind und Leuten, die aus Irland sind.“
    Eine Weile schwiegen sie – der Kapitän offenbar noch immer völlig gefangen in angenehmen Erinnerungen an diese Bekannte.
    Suse kochend vor Wut.
    „Und du bist dir sicher, du weißt, was du da eben gesagt hast?“
    Er hätte ja wenigstens andeutungsweise den Inhalt

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