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Begegnungen (Das Kleeblatt)

Begegnungen (Das Kleeblatt)

Titel: Begegnungen (Das Kleeblatt) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hansi Hartwig
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lauwarmen Kaffee abgebettelt und sie dafür mit seinem bezauberndsten Lächeln bedacht. Danach hatte er nichts mehr gegessen, nur gelegentlich etwas abgestandenes Wasser getrunken, von dem er lieber nicht wissen wollte, aus welcher Quelle es stammte. Die Ursache des leichten Schwindelgefühls sollte er wahrscheinlich genauso in den unregelmäßigen Mahlzeiten suchen, wie in der Tatsache, dass er viel zu wenig Wasser zu sich nahm, um damit seine kostbare, weil einzige Niere zu spülen. Wenn er auf diese Weise weitermachte, würde sich das teure Stück irgendwann bei ihm gebührend für diese Nachlässigkeiten bedanken – und ihm kurzerhand den Dienst verweigern.
    „Du bist ein genauso mickriger Lügner, Alain Germeaux, wie du von mir behauptest. Hast du unser Versprechen vergessen?“
    „Nein, das habe ich nicht, Bea. Nichts von dem, was zwischen uns war, habe ich vergessen. Nicht das kleinste Detail. Und deswegen kann ich mir ums Verrecken nicht erklären, warum du mich …“
    Er presste die Lippen aufeinander, um den Vorwurf, der auf seiner Zunge lag, zu verschlucken. Mit einer resoluten Handbewegung wischte er seinen Einwand weg. Nicht jetzt, mahnte er sich zur Ruhe. Lass ihr Zeit. Sie wird dir die Wahrheit erzählen. Warte, bis sie soweit ist und darüber reden kann.
    „Du hast Recht, es ist bereits einige Tage her, seit ich ein richtiges Essen vorgesetzt bekam.“ Beate holte tief Luft, bevor sie ihm gestand: „Ja, ich habe wirklich Hunger.“
    S ie lächelte scheu. Fast schien es ihm, als würde sie sich darüber freuen, den Mut für diese Worte aufgebracht zu haben. Bei Gott, er liebte dieses sanfte Lächeln und das Blitzen in ihren Augen. Er liebte sie so sehr!
    Einen Wimpernschlag später war das Leuchten auf ihrem Gesicht verschwunden. Ihr kritischer Blick wanderte an dem verdreckten Kleid abwärts zu den zerkratzten Beinen und nackten Füßen in billigen Sandalen aus Plastik. Sie trug diese Kleidung, seit sie zur Entbindung in die Geburtsstation mitten im Busch gebracht worden war. Und dementsprechend sah sie aus.
    „Man wird mich nirgends e inlassen“, bemerkte sie resigniert.
    „Willst du … Wenn du im Hotel duschen möchtest … Es gibt lediglich lauwarmes Wasser, aber das ist“, er zuckte hilflos die Schultern, „besser als nichts, glaube ich. Auch von einem Wasserstrahl reden, wäre schamlos übertrieben. Manchmal … ich habe mir neulich … also, vor ein paar Tagen musste ich einen Eimer …“ Er unterbrach sich, bevor er endgültig in einen ausgewachsenen Stotterkrampf verfallen konnte oder Beate ihn für schwachsinnig erklären ließ.
    „Ja“, kam sie ihm zu Hilfe.
    „Ja?“, vergewisserte er sich vorsichtig und seine Stimme vibrierte vor Erregung.
    Halt dich zurück, Junge , und kein unbedachtes Wort mehr! Oder willst du, dass sie es sich anders überlegt? rief er sich zur Ordnung und verschränkte die Hände hinter seinem Rücken. Er hätte in diesem Moment nicht garantieren können, Beate nicht einfach übermütig an der Hand zu fassen und sie an sich zu ziehen, zu berühren und …
    Ja, er wollte sie – verdammt noch mal! – endlich küssen und mit ihr in Liebe vereint sein. Seine Lippen brannten vor Verlangen und sein Körper sehnte sich seit viel zu vielen Jahren der Enthaltsamkeit nach Beates Wärme, nach ihrer samtweichen Haut und den rhythmischen Bewegungen, wenn sie sich mit vollkommener Hingabe liebten und sich ihre Körper in perfekter Harmonie aufeinander einließen.
    Er versuchte , diese ungebetenen Gedanken in den hintersten Winkel seines Bewusstseins zu verdrängen. Mit Gewalt zwang er sich, an etwas anderes zu denken. An irgendetwas anderes. An eine belebende Dusche zum Beispiel. Eiskaltes Wasser, das auf der Haut brannte und alles Verlangen auf ein lächerliches Minimum schrumpfen ließ. Oder an ein leckeres Essen und ein kühles Bier.
    Nur nicht an Bea.
    Es gelang ihm nicht. Er blickte seine Frau mit unbewegter Miene an, damit sie nicht erkannte, welche Wirkung sie auf ihn hatte, lediglich seine Mundwinkel zuckten vor Nervosität. Hastig drehte er sich schließlich um und stapfte ärgerlich ein Stück den Weg in Richtung Hotel voraus. Inzwischen sollte er sich besser unter Kontrolle haben. Warm genug war es in Afrika auch ohne Beates Nähe und ob ihre Haut ohne die Möglichkeit einer regelmäßigen Körperpflege zart und glatt wie früher war, bezweifelte er wohl zu Recht. Sie hatte erst vor wenigen Tagen entbunden und war allein aus diesem Grund für ihn

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