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Begegnungen (Das Kleeblatt)

Begegnungen (Das Kleeblatt)

Titel: Begegnungen (Das Kleeblatt) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hansi Hartwig
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Doktor Ferrard nach der Transplantation diese mögliche Nebenwirkung erwähnt hat.“ Es drängte sie, ihm die Falten von der Stirn zu streichen, die sich dort tief eingegraben hatten, zog ihre Hand aber hastig wieder zurück und senkte den Blick. „Nicht vergessen, natürlich nicht. Bloß verdrängt. Sonst hast du dich kaum verändert.“
    „ Ich würde mein Leben dafür geben, um das Gleiche auch von dir behaupten zu können.“
    „Sag das nicht. Du hast bereits mehr als genug riskiert. Es war gefährlich für dich, hierher zu kommen.“
    „ Du bist ebenfalls hier. Du. Und meine Tochter. Unsere Tochter.“
    „Das ist etwas anderes“, flüsterte sie.
    „Ist es das? Ich wüsste keinen plausiblen Grund, weshalb das etwas anderes sein soll.“
    Das Schweigen dehnte sich endlos zwischen ihnen. Es schien, als würden sie beide diese unsichtbare Verbindung genießen. Eine einvernehmliche Ruhe senkte sich in ihre Herzen.
    „Ich werde zuhören, wann immer du mit mir reden willst.“
    Beate nickte kaum merklich. Er hatte sich verändert.
    „Ich möchte dir danken.“
    „Danken? Alain, wofür?“
    „Für dieses wunderbare Geschenk, das mich hier erwartet hat. Mit dem ich nie im Leben gerechnet habe. Na ja“, schränkte er schmunzelnd ein, „obwohl es so unwahrscheinlich wieder nicht war, wenn ich bedenke, wie … mmmh, großzügig wir mit der Verhütung umgegangen sind. Und wie sehr ich dich liebe. Catherine ist ein sehr kluges Kind.“
    „Genau wie ihr Vater.“ Beate spürte, wie Alain bei diesem Kompliment in sich hineinlachte.
    „Ja, dieser Meinung kann ich mich nur anschließen. Zweifellos mein Erbteil“, verkündete er voller Überzeugung und warf sich stolz in die Brust. Er feixte geradezu unverschämt, bis sich kleine Fältchen in seinen Augenwinkeln bildeten.
    „ Niemals würde ich das abstreiten.“
    „Und sie ist sehr hübsch.“
    „Genau wie du.“
    „ Oh? Findest du? Aber großzügigerweise rechne ich dir das als dein …“, er unterbrach sich, nickte feierlich wie eine Eule und fügte schmunzelnd hinzu, „nun, sagen wir zur Hälfte als dein Verdienst an.“
    „ Ich habe deine Scherze vermisst, Alain.“
    „Bloß meine Scherze?“, erkundigte er sich und senkte bedeutungsschwer die Stimme. „ Sonst nichts?“
    Fassungslos bemerkte er, wie sie sich sofort innerlich von ihm zurückzog. Oh bitte, Bea, nicht! Das war doch … Es sollte nichts anderes als ein harmloser Scherz sein. Ein blöder Scherz, verdammt!
    „Ist Catherine nicht ein bisschen klein und dünn für ihr Alter? Ich hatte sie zunächst auf vier oder höchstens fünf Jahre geschätzt, bis ich ihre Zahnlücke entdeckte. Ich habe meine Zweifel, wem unser Engelchen diesen zarten Knochenbau zu verdanken hat.“
    Mit allem hatte er gerechnet, indes nicht mit dieser Reaktion. Beate erhob sich wortlos, machte auf dem Absatz kehrt und ließ ihn wie einen dummen Jungen sitzen. Was hätte sie auch darauf erwidern sollen?
    Er kam sich wie ein Trottel vor. Mit einem gequälten Stöhnen schloss er die Augen. Würde sie so verflucht schlecht aussehen, wenn sie stets ausreichend zu Essen auf dem Tisch hätten? Sie konnte sich vor Schwäche kaum auf den Beinen halten. Ihr Kleid war mehr als drei Nummern zu groß. Er jedoch hatte nichts Besseres zu tun, als ihr Vorwürfe zu machen. Sie unternahm ganz bestimmt alles, was in ihrer Macht stand, um Cat zu geben, was sie benötigte. Warum, zum Teufel, tat sich nicht einfach die Erde unter ihm auf? Warum machte er falsch, was immer falsch zu machen war?!
    Behände erhob er sich und lief hin ter seiner davoneilenden Frau her. Als er sah, wie sie im Krankenhaus verschwand, blieb er stehen. Erleichtert atmete er durch und setzte sich auf die Holztreppe, die zur Veranda empor führte.
    Sie brauchten beide Zeit.

29. Kapitel
     
    Es dämmerte bereits, als Beate am oberen Treppenabsatz der Krankenstation auftauchte.
    „Alain!“ Sie schlug sich auf den Mund und dämpfte ihre Stimme , weil Katrin noch nicht eingeschlafen war und sie durch das offene Fenster hören konnte. „Du bist hier?“
    Blitzschnell war er auf den Füßen und klopfte sich den Staub von der Hose. Fluchtbereit wie ein scheues Reh stand sie in der Tür. Sein Herz tat immer noch weh, wenn er sich an ihr jämmerliches kleines Lächeln erinnerte und den Ausdruck von Angst in ihren Augen. Es war nicht einfach zu erraten, was sie fühlte, weil sie so viel in sich verschlossen hielt. Das ärgerte ihn, denn die Beate, die er gekannt und

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