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Begegnungen (Das Kleeblatt)

Begegnungen (Das Kleeblatt)

Titel: Begegnungen (Das Kleeblatt) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hansi Hartwig
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wahr?“
    „Ja, es ist Zeit.“
    „Ich habe …“ Sie versuchte sich ein Lächeln abzuquälen. „Adrian, ich habe eine Scheißangst.“
    „Das habe ich ebenfalls, glaube mir, Bea. Doch Angst zu verspüren, ist keineswegs eine Schwäche. Bloß Narren kennen keine Furcht. Die Angst hindert uns daran, leichtsinnig zu werden und alle Vorsicht außer Acht zu lassen. Das hier ist kein Spiel.“
    Mit einer blitzschnellen Bewegung, die ihn völlig überraschte und deswegen heftig zusammenzucken ließ, griff sie nach seiner Hand. Sie klammerte sich daran fest wie eine Ertrinkende an einen Rettungsring, den sie unter keinen Umständen mehr loslassen würde, bis sie wieder festen Boden unter den Füßen spürte.
    Ihre grünen Augen hefteten sich auf sein angespanntes Gesicht, während sie hastig hervorstieß: „Versprich mir, mich nicht im Stich zu lassen, Adrian!“
    „Ich gebe dir mein Wort“, versicherte er ihr mit einem erneuten, flüchtigen Blick auf seine Uhr. Er horchte angestrengt nach verdächtigen Geräuschen von draußen.
    „Nein! Nein, so meine ich das nicht!“ Sie schüttelte hektisch den Kopf und sah ihn mit einer beinahe zornigen Ungeduld an, wei l er sie nicht sofort verstand. „Wenn sie mich finden, Adrian, musst du mich töten.“ Sie sprach jedes Wort einzeln und besonders sorgfältig aus, um sicherzugehen, dass er sie diesmal auch wirklich verstand. „Ich weiß, du hast eine Waffe. Und du wirst es tun. Gib mir dein Wort darauf!“
    Instinktiv fuhr seine Hand an die Seitentasche seiner Hose, wo er das Stilett fühlte. Hatte sie tatsächlich gesehen, dass er bewaffnet war? Unmöglich, dass sie d ie Pistole bemerkt haben konnte, die im Hosenbund auf seinem Rücken steckte.
    „Gütiger Himmel! Bea, dich töten … Das wird nicht nötig sein. Wenn wir uns beeilen …“
    „Adrian! Du … musst … es … tun! Schwöre es! Ich weiß, was sie tun werden, wenn mir die Flucht nicht gelingt.“ Die Panik schnürte ihr die Kehle zu und erstickte förmlich ihre nächsten Worte: „Und das wird schlimmer sein als der Tod.“
    Während Adrian die zitternde Frau in seine Arme zog und ihr beruhigend über den Rücken strich, tauchten Bilder aus seiner Erinnerung an die Oberfläche. Auch sein Freund Angel Stojanow hatte um den Tod gefleht, als seine Entführer ihn zwei Jahre in ihrer Gewalt hatten. Er wusste, wovon Beate sprach.
    „Ich werde es tun, Bea“, sagte er mit rauer Stimme. „Ich verspreche es dir bei allem, was mir lieb und teuer ist. Sie werden dich nicht mehr anrühren. Nie mehr.“
    Er spürte, wie sie sich allmählich entkrampfte und auf die Füße ziehen ließ. Sie nickte ihm zu. „Ich vertraue dir mein Leben an.“
    „Dann gehen wir jetzt?“
    „Ja.“
    „Gut. Bleib immer hinter mir und tu, was ich dir sage.“
    Die Art und Weise, wie er den Gang sicherte, war unverkennbar die eines Profis. Seine angespannte Haltung verriet höchste Wachsamkeit und Kampfbereitschaft. Er machte keinerlei unnötige Bewegungen und Beate fr agte sich, ob das angeboren oder erlernt war.
    Eigenartig. Hatte Suse nicht behauptet, Adrian sei Koch? Wenn sie sich nicht täuschte, hatten sich die beiden auf dem Schiff kennengelernt, welches während eines Wirbelsturms im Atlantik gesunken war.
    Sie drängte sich dichter an seine Seite, er indes schob sie mit sanftem Druck wieder hinter sich. Die Finger der linken Hand auf seinem Rücken gaben ein Zeichen. Beate ließ ihre Hand in seine schlüpfen und atmete erleichtert durch. Adrians Nähe und seine Berührungen hatten eine beruhigende, tröstliche Wirkung. Und beinahe wollte so etwas wie Hoffnung in ihr aufkeimen.
     

39. Kapitel
     
    Als Adrian sie ins Freie schob, wich sie mit einem unterdrückten Aufschrei zurück. Das gleißende Licht der Mittagssonne blendete und stach wie tausend feiner Nadeln in ihren Augenhöhlen. Erschreckt kniff sie die Lider zu, bis bunte Kringel vor ihrem Auge tanzten. Sie glaubte, den Boden unter ihren Füßen zu verlieren, als zwei Hände nach ihr griffen und sie sanft vorwärts zogen.
    „Vorsichtig, Frau Schenke. Achten Sie auf die Stufe, wenn Sie einsteigen“, hörte sie eine besorgte Stimme so dicht vor sich, dass sie den A tem des Fremden auf ihrem Gesicht spürte.
    Sie zuckte zusammen und blinzelte durch die vor ihre Augen gehaltenen Finger. Nach zwei Wochen Dämmerlicht bereitete es ihr Probleme, sich an die Helligkeit zu gewöhnen. Sie vermutete die Umrisse eines Geländewagens vor sich und presste die Hand vors Gesicht, weil

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