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Begegnungen (Das Kleeblatt)

Begegnungen (Das Kleeblatt)

Titel: Begegnungen (Das Kleeblatt) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hansi Hartwig
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hartnäckigen Versuchen, Purzelbaum zu schlagen oder sie zum Boxkampf herauszufordern. Und seit ihr kleiner Murkel auf der Welt war, kam sie ohnehin nicht mehr zur Ruhe.
    Aber auch ihr nächtlicher Traum war viel zu schön gewesen, um daraus erwachen zu wollen. Noch immer fühlte sie sich von einer seidigen Weichheit eingehüllt, die ihr die Augen verschloss. Sie hatte in zwei starken Armen gelegen und sich an einen vom Schlaf warmen Körper gekuschelt. Er war straff und sehnig und erinnerte sie an …
    Sie seufzte mit einem seligen Lächeln auf den Lippen. Adrian, süß wie Nugat. Dieser Traum hatte sie an so vieles erinnert, was sie liebte. Seine Brusthaare hatten die zarte Haut auf ihrem Rücken gekitzelt, bis ein wohliges Kribbeln durch ihren Körper zog und sie sich noch dichter an ihn heran schob. Es war genau wie früher. Vor so langer Zeit. Sie hatten sich ohne Vorbehalte geliebt, ohne Versprechen oder einen Gedanken an das Morgen zu verschwenden. Doch die Hüter des Traumes hatten nicht zugelassen, dass sie sein wunderschönes, geliebtes Gesicht sah.
    Erst allmählich wurde ihr bewusst, dass sie allein in ihrem Bett lag und es schon viel zu hell war, um immer noch zu faulenzen. Sie spitzte die Ohren, konnte allerdings aus dem Kinderzimmer nebenan nicht das kleinste Geräusch hören. Träge und widerwillig öffnete sie die Augen einen winzigen Spalt breit. Ihr Blick suchte den Radiowecker, den Adrian schon an Bord der „Heinrich“ benutzt hatte. Oh Gott, mit wie vielen Erinnerungen an diesen Mann war selbst solch ein langweiliger Gegenstand verbunden!
    Einen derben Fluch auf den Lippen fuhr sie kerzengerade in die Höhe. Gütiger Himmel , der Lütte hätte sie längst wecken müssen! Dass die ungewohnte Seeluft und der anstrengende Flug vom Vortag eine solche Wirkung auf ihn hatten, war kaum zu vermuten. Wie lange würde es wohl dauern, bis sie sich an die Tatsache gewöhnt hatte, die Verantwortung für ein hilfloses Bündelchen Mensch zu tragen? Trotz des Glücks, welches sie über das kleine Leben empfand, gestattete sie sich ein wenig Bedauern darüber, dass Sonntage im Bett für die nächsten Jahre der Vergangenheit angehören würden.
    Sie schlug die Decke zurück, setzte sich auf und erschauerte angesichts des Bildes, welches sich ihr bei einem flüchtigen Blick aus dem Fenster bot. Pünktlich zu den Weihnachtstagen fiel der erste Schnee! Was sie wahrscheinlich vor einem Jahr noch zu regelrechten Stürmen der Begeisterung veranlasst hätte, ließ sie leise fluchen. Vor ihrem inneren Auge lief das Horrorszenario ab, wie sie mit dem Kinderwagen durch meterhohen Schnee stapfen und sich gegen den eisigen Sturm werfen musste, ohne kaum von der Stelle zu kommen.
    Fröstelnd zerrte sie ihren Morgenmantel vom Garderobenhaken. Ihre Augen flogen über das breite Bett, das zerwühlt war wie nach einer erfolgreich geschlagenen Schlacht.
    Ha! Das wäre zu schön, um wahr zu sein, stöhnte sie mit gequältem Lächeln. Das wilde Getümmel in ihrem Schlafzimmer war längst absoluter Stille gewichen. Adrian und ihr würde vermutlich bloß noch ein Kampf bevorstehen – ein Wortgefecht, in dem es um eine klare Entscheidung für oder gegen ihre gemeinsame Zukunft gehen würde.
     
    Sie prallte zurück und hatte Mühe, nicht in die Knie zu gehen. Blitzschnell presste sie die flache Hand auf den Mund, der ein entsetztes „O“ formte. Sie war schockiert und … sie war schockiert.
    Ein sehniger Rücken, musk elbepackte Schultern und schmale Hüften verdeckten ihren Blick auf das Kinderbettchen.
    Es dauerte länger als bloß ein paar Herzschläge, bis das Zittern ihrer Hände nachließ und sich ihr Puls wieder etwas beruhigte. Dann erst atmete sie tief durch und räusperte sich hörbar.

16. Kapitel
     
    Bis zu dieser Sekunde hatte sie sich an die Hoffnung geklammert, Opfer einer lediglich optischen und vollkommen lächerlichen Täuschung geworden zu sein. Indem sich der schwarzhaarige Hüne jetzt gemächlich zu ihr umdrehte, wurde mit einem vernichtenden Schlag all ihr Hoffen und Bangen zunichte gemacht.
    Als hätte er nie etwas anderes in seinem Leben getan, hielt er den zwei Wochen alten Jungen , den er mit diesem Ausdruck sanfter Zuneigung betrachtete, der so typisch für Männer war – und sie so verdammt liebenswert machte. Nicht zu Unrecht wunderte sich Susanne, wie die Stimme eines Mannes – dieses Mannes! – derart weich klingen konnte, war sie es doch vor allem gewohnt, Befehle zu bellen und nicht Kinder in

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