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Begegnungen (Das Kleeblatt)

Begegnungen (Das Kleeblatt)

Titel: Begegnungen (Das Kleeblatt) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hansi Hartwig
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gefasst, machte er auf dem Absatz kehrt und war bereits d rauf und dran, aus dem Schlafzimmer zu flüchten, als ihn Susannes unerwartet gelassene Stimme überraschte, die ihn auf der Schwelle festnagelte und ihn veranlasste, sich wieder umzudrehen.
    „Grundgütiger , fang auf deine alten Tage bloß nicht an, albern zu werden. Meinetwegen musst du nicht davonlaufen. Soweit ich mich erinnere, gibt es an mir nichts, was du nicht bereits ausgiebig betrachtet hättest. Und so wahnsinnig viel zu sehen gibt ’s sowieso nicht.“
    Zu ihrer heimlichen Freude bemerkte sie, wie die süßen Öhrchen des selbstherrlichen Kapitäns rot anliefen. Triumphierend reckte sie ihr Kinn vor, als erwarte sie ein Wort der Verteidigung von ihm.
    Stattdessen murmelte er zerknirscht: „Das Frühstück ist fertig. Wenn du möchtest … vielleicht könnten wir gemeinsam essen. Ich würde mich freuen. Über deine Gesellschaft.“
    Si e schenkte ihm ein fröhliches Lächeln, ein freches Grinsen, das ihm unter die Haut kroch und sein Blut zum Kochen brachte. Unauffällig lehnte er sich an den Türrahmen, eine Hand an den oberen Balken gestützt, was wohl den Eindruck von Lässigkeit erwecken sollte, in Wahrheit jedoch verhinderte, dass er vor ihr auf die Knie sank.
    Merkte sie denn nicht, was sie mit diesem Blick anrichtete? Welche – zumindest in diesem Moment – unerwünschten Reaktionen sie bei ihm hervorrief? Trotz der eiskalten Dusche vor wenigen Minuten spürte er erneut schmerzhaftes Ziehen in seinen Lenden. Er beglückwünschte sich zu seiner Angewohnheit, die Uniformjacke zu schließen, bevor er einen Raum betrat. Abrupt wendete er sich um.
    Er hatte es schon bis zur Treppe geschafft, als er durch die offen stehende Schlafzimmertür Suses Stimme hörte: „Danke, Matt’n. Ich komme gleich nach. Wenn es dich nicht stört, ziehe ich mir nur schnell etwas mehr an.“
    Sein überstürzter Abgang entlockte ihr ein zufriedenes Lächeln. Sie hatte fast vergessen, wie einfach es für sie war , den großen Clausing aus der Fassung zu bringen. Das gefiel ihr wirklich.
    Und es sprach sicher nichts dagegen, wenn sie v on dieser Fähigkeit noch öfter Gebrauch machte.
     

17. Kapitel
     
    Genau das war es auch, was der völlig am Boden zerstörte Schiffskapitän in dieser Sekunde befürchtete. Während er die breite Treppe nach unten stapfte, bedachte er seinen rührigsten Körperteil mit einem finsteren Blick.
    Zum Teufel mit Susanne Reichelt! Und zum Teufel mit Ossi! Warum hatte ihn dieser Kerl nicht vorgewarnt, dass Suse noch in diesem Jahr nach Hause kommen würde? Unwahrscheinlich, dass er es ihm absichtlich verschwiegen hatte! Aus welchem Grund wollte Ossi sie ins offene Messer rennen lassen? Eines wusste er deswegen genau: Bei nächster Gelegenheit würde er ihm den Hals umdrehen.
    Und er selber sollte schleunigst die Beine in die Hand nehmen und sich für die nächsten Tage irgendwo eine neue Bleibe suchen. Am sichersten für alle Beteiligten wäre es, wenn er sich weit außerhalb der Stadt, möglichst am anderen Ende der Welt, in einem Hotel einquartieren würde, bloß um Suse nicht mehr zu begegnen. Er hatte nichts, was er der ungeheuren Anziehungskraft, die sie auf ihn ausübte, entgegensetzen konnte. Sie würde keinen Tag dazu benötigen herauszufinden, dass sie lediglich mit dem kleinen Finger winken musste und schon würde seine Verteidigung zusammenbrechen wie das Kartenhaus, das sie in Wirklichkeit war. Die letzte Stunde war die reine Hölle auf Erden für ihn und seine Selbstbeherrschung gewesen.
    Die Lösung seines Problems bestand einfach darin, nicht den ganzen Tag in ihrer Gesellschaft zu verbringen.
    Wie verfluchte er seine irrwitzige Idee , ausgerechnet vor den Feiertagen seine Überstunden abzubummeln. Das Kühlschiff „Heinrich“, auf dem er als Stammkapitän das Kommando führte, lag zu allem Unglück weit im Zeitplan seiner Mittelamerikareise zurück und wurde frühestens in einer Woche in Rostock erwartet. Das zumindest hatte ihm Harry Pohl, der Flottenbereichsleiter, bei der gestrigen Tagung prophezeit. Eine Woche! Und er hatte bis dahin seinen Urlaub in aller Ruhe genießen wollen! Pustekuchen! Ruhe finden in Suses Gegenwart waren zwei Dinge, die sich schlechter noch vertrugen als Feuer und Wasser.
    Er rammte die Hände in die Hosentaschen und ballte sie zu Fäusten, während er ziellos durch den Raum marschierte und seinen Freund verfluchte. Sie waren gemeinsam aufgewachsen und er, Matthias Clausing, brüstete

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