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Begegnungen (Das Kleeblatt)

Begegnungen (Das Kleeblatt)

Titel: Begegnungen (Das Kleeblatt) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hansi Hartwig
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wollte.
    Was für ein Mensch lebte hier eigentlich?! Einer? Oder gehörte jedes Buch zu einem anderen Menschen?
    Wer war Adrian Ossmann? Wer steckte hinter dieser perfekten, wunderschönen Fassade, hinter diesem Namen, der nicht seiner war?
    Auch die wenigen Papiere auf dem Schreibtisch gaben ihr keine Antwort. Die letzte Ausgabe des „Navigator“, die womöglich von Clausing stammte, zwei unbeschriebene Blätter eines teuer anmutenden Briefpapiers und die Kopie eines Artikels mit dem Titel „Grafische Festlegung des Ausweichkurses mit Hilfe von Polarkoordinaten“, was sich ebenfalls nach dem Kapitän anhörte. Nirgends gab es einen Kalender. Oder ein Adressbuch. Keine vollgekritzelten Notizzettel neben dem Telefon mit irgendwelchen Terminen oder Telefonnummern. Nichts! Sie selber wäre erledigt ohne all diese nützlichen Dinge, die das Leben so viel bequemer machten. Adrian dagegen schien über ein phänomenales Gedächtnis zu verfügen, wenn er ohne diese Krücken auskam.
    Oder aber über ein Versteck, das sie bislang nicht entdeckt hatte.
    Wieder stiegen leise Zweifel in ihr auf. Würde sie glücklich und zufrieden mit einem Mann leben können, der so viele Geheimnisse vor ihr hatte? Mit einem Mann, der Fragen verabscheute, der sich mitunter vollkommen in sich zurückzog und sich dann hartnäckig weigerte, mit ihr auch nur ein Wort zu wechseln? Könnte sie es auf Dauer ertragen, neben jemandem zu leben, der sein eigenes Leben hatte, welches er mit niemandem zu teilen bereit war?
    Andererseits hatten sie in den wenigen Wochen, die sie sich kannten, weitaus mehr gemeinsam erlebt und überlebt, als unter normalen Umständen während einer jahrelangen Beziehung möglich gewesen wäre. Eigentlich kannte sie bloß eine Grundeigenschaft von Adrian und das war, dass sie sich im Notfall bedingungslos auf ihn verlassen konnte. Das war zwar gut zu wissen und äußerst beruhigend, allerdings gab es ein höchst unvollständiges Bild von ihm ab.
    Oder vielleicht doch nicht? Sie wusste genug von Adrian, um zu erkennen, dass er einer der Männer war, auf deren Wort man sich verlassen konnte. Er bot ihr alles, was er hatte – mit Ausnahme seines Herzens. Sie war überzugt, dass er sich um seine kleine Familie kümmern würde, und nach allem, was sie selber durchgemacht hatte, war es fast unmöglich, dieser Versuchung zu widerstehen. Wenn sie zwischen Sicherheit und Liebe wählen müsste, würde die Liebe abgeschlagen auf dem zweiten Platz landen.
    Sie schüttelte heftig den Kopf, um ihre Gedanken zu ordnen. Das stand jetzt nicht zur Debatte. Und außerdem, wer sollte ihr auf diese Fragen antworten?
    Puh! Sie wischte sich über die Stirn. So eine Geburtsurkunde löste sich bestimmt nicht einfach in Nichts auf. Sie trampelte über einige Blätter, die zu Boden gefallen waren, ohne es zu bemerken. Sollte es sich Adrian wahrhaftig angetan haben, diesen Wisch aus dem undurchdringlichen Dickicht von Rechnungen, Garantieurkunden, Mahnschreiben, Versicherungspolicen und sonstigem Schriftkram, von dessen Existenz sie selbst nicht mehr wusste, zu fischen? Der arme Kleine! Sicher verdankte er ihr mindestens die Hälfte all seiner grauen Haare. Hatte er ihre Geburtsurkunde benötigt, als er damals auf Wohnungssuche war?
    Er hatte den Mietvertrag ohne sie unterschrieben, soviel stand schon mal fest. Mit einem Mindestmaß an Reue gestand sich Suse ein, nicht allzu viel Ahnung davon zu haben, also nahm sie einfach an, dass man für einen solchen Akt keine Geburtsurkunde benötigte. Und wenn, hätte Adrian ihr das auf jeden Fall vorher gesagt. Vor allem hätte er das Dokument anschließend wieder fein säuberlich an seinen ursprünglichen Platz zurückgelegt – wo immer der gewesen sein mochte.
    Und d amit sah sie sich am Ende ihrer Weisheit. Verdrossen stemmte sie die Fäuste in die Hüften und blickte sich in dem männlich nüchtern eingerichteten Arbeitszimmer um. Sie mochte ihr Hirn anstrengen, so sehr sie wollte, ihr würde selbst in hundert Jahren nicht einfallen, in welchem Haufen ihrer Dokumente sie suchen sollte.
    Seufzend ergab sie sich in ih r Schicksal und beschloss entnervt, die Ordner in Adrians Schreibtisch durchzusehen. Ihr war nicht ganz wohl dabei, in seinen Unterlagen zu wühlen, und einmal mehr wurde sie sich mit aufwallendem Groll des geheimnisvollen Getues bewusst, das Adrian stets um seine Person und insbesondere um seine Vergangenheit machte. Hoffentlich entdeckte sie jetzt nichts, was eines seiner sorgfältig

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