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Begegnungen (Das Kleeblatt)

Begegnungen (Das Kleeblatt)

Titel: Begegnungen (Das Kleeblatt) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hansi Hartwig
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hinterfragen? Würde sie hinter jedem Schweigen eine neue Lüge vermuten?
    Während sie sich vor einem Jahr wie eine Schneekönigin über die großzügig geschnittene, helle Wohnung in dieser bevorzugten Wohngegend inmitten einer weitläufigen Grünanlage der Ostseestadt gefreut hatte, rieben sich die beiden Kerle wahrscheinlich hinter ihrem Rücken die Hände über den geglückten Deal. Wie lächerlich problemlos es wieder einmal gelungen war, das kleine, blonde Frauchen hinters Licht zu führen!
    Sie war schon mächtig gespannt auf die Erklärung der Männer zu diesem Theater. Hatte Adrian befürchtet, sie wäre nicht mit ihm hier eingezogen, wenn sich Clausing von Anfang an als Wohnungseigentümer geoutet hätte?
    Am liebsten hätte sie sich noch nachträglich dafür in den Hintern ge treten, derart naiv gewesen zu sein und Adrian all seine Märchen zu glauben. Sogar als er in für ihn untypisch blumigen und ausschweifenden Formulierungen erklärt hatte, die Wohnung würde seit langem leer stehen und sei deswegen überaus preiswert zu haben, hatte er gelogen. Sie hatte seinen Worten bei der Besichtigung kaum Beachtung geschenkt, weil es ihr damals vollkommen gleichgültig gewesen war, weshalb die Wohnung schwer an den Mann zu bringen sein sollte. Ihr gefiel jedes Zimmer, jedes einzelne Möbelstück, selbst die Farbe der Wände und das Holz der Treppe – einfach perfekt. Alles andere war ihr einerlei. Sie hatte schon immer mehr mit dem Herzen als mit dem Verstand ihre Entscheidungen getroffen.
    Und damit wieder Schiffbruch erlitten!
    Adrian hatte sie belogen! Ausgerechnet Adrian, dem sie jederzeit blind ihr Leben anvertrau t hätte. Und selbst jetzt noch, nachdem sie den Beweis für seine Lügen schwarz auf weiß in den Händen hielt, glaubte sie es kaum.
    „Ich Idiot!“, schrie sie plötzlich auf und schlug sich mit der flachen Hand an die Stirn.
    Der Schlüssel! Sie hätte längst selbst darauf kommen müssen. Die ganze Zeit über hatte sie gewusst, dass sie irgendetwas an diesem Abend vor einem Jahr irritiert hatte. Eine Kleinigkeit bloß, scheinbar unbedeutend und nebensächlich und deswegen keiner besonderen Beachtung wert. Nicht das unverhoffte Auftauchen von Matt’n vor ihrer Wohnung.
    Doch, selbstverständlich auch das. Jajaja, vor allem das Wiedersehen mit ihm hatte sie durcheinandergebracht an jenem Abend, als sie Adrian von ihrer Schwangerschaft erzählen wollte und er zu duhn war, um mit ihr dieses Ereignis feiern zu können.
    Ganz deutlich erinnerte sie sich mit einem Mal an den Haustürschlüssel, den sie im Müllhaufen ihrer Handtasche nicht hatte finden können. Zuvorkommend, wie er trotz seiner schwarzen Seele unbestritten war, hatte Matthias mit dem Schlüssel in seiner Hand gewedelt und ihr die Wohnungstür aufgeschlossen. Und sie war davon ausgegangen, es handelte sich dabei um Adrians Schlüssel.
    D ann allerdings hörte sie in Adrians Mantel, den Clausing aus seinem Auto geholt hatte, einen Schlüsselbund klappern. War ihr nicht aufgefallen, wie argwöhnisch Clausing sie beobachtet hatte, als sie den Schlüssel aus der Manteltasche nehmen wollte? War er nicht sogar eine Spur blasser und nervöser geworden? Letztlich hatte er sie mit seinen wirren Entschuldigungen dermaßen aus der Fassung gebracht, dass sie den Schlüssel irgendwann völlig vergaß.
    Und nun fiel es ihr wie Schuppen von den Augen: Herr Doktoringenieur Matthias Emanuel Clausing hatte damals leichtsinnigerweise mit seinem eigenen Schlüssel die Wohnung aufgeschlossen und sich damit um ein Haar aus Versehen selbst verraten.
    Es existierten also drei Wohnungsschlüssel, sodass Clausing kommen und gehen konnte, wann immer es ihm beliebte! Es war ja seine Wohnung. Und folglich konnte er sie jederzeit mit seiner Anwesenheit überraschen.
    Frustriert stieß sie die Luft aus. Was sollte dieses Gezeter? Inzwischen ging er ohnehin offiziell von ihr abgesegnet hier ein und aus. Und was war schon dabei, wenn sie unter einem Dach lebten? An Bord der „Heinrich“ waren sie sich wesentlich öfter über den Weg gelaufen. Und näher gekommen. Viel zu nahe.
    Hier dagegen begegneten sie sich lediglich am Morgen für ein paar Minuten und zum Abendessen, nach welchem sich der Kapitän immer schnell mit viel Schreibarbeit entschuldigte und sich in seinem Zimmer im Erdgeschoss verbarrikadierte.
    Was sie wirklich auf die Palme trieb, war die Erinnerung an die köstliche Vorstellung, die sie Matthias erst heute Morgen wieder unfreiwillig

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