Begegnungen: Februar (German Edition)
hinein.
Viel zu früh wie sie fand ließ er aber von ihr ab und stand auf.
„ Zeit zum Aufstehen. Wir müssen bald los.“
Wirklich? Wirklich?
Es hatte sich gut angefühlt, was er getan hatte. Gezielt, selbstbewusst. Mira fand es überaus bedauernswert, dass es so schnell, so abrupt ein Ende finden musste. Aber es war ein Vorgeschmack. Ein sehr guter sogar. Sie sah ihm nach, wie er im Wohnzimmer verschwand und telefonierte. Es hörte sich ganz so an, als bestellte er Frühstück.
Vielleicht war es so bei erfahrenen Männern. Sie waren nicht mehr im Rausch ihrer Hormone gefangen, mussten nicht immer alles gleich und sofort haben. Und manchmal war die Vorfreude, oder der Hunger, eben wichtiger als seine Bedürfnisse zur sofortigen Befriedigung. Ja, so musste es sein. Als er sie angefasst hatte, da hatte sie doch sein Verlangen gespürt. Fast unbemerkbar, aber es war da.
In ihrem Vorhaben gefestigt und weit weniger verunsichert erhob auch Mira sich aus ihrer Schlafstätte. Es war kühl im Zimmer, Winter war eben Winter, egal ob in Berlin oder an der Cote d`Azur. Schnell verrichtete sie ihre Erledigungen im Bad und als sie frisch gewaschen und angezogen herauskam, da stieg ihr schon der heimelige Duft von frischem Brot in die Nase.
Während sie aßen, erzählte Hellmut amüsante Anekdoten über Leute, von denen sie noch nie gehört hatte und ging mit ihr den Plan für das Shooting durch. Er war ein angenehmer Gesprächspartner und ihr gefiel es, dass er sie ernst zu nehmen schien.
„Für heute gehen wir ans Meer, was meinst du?“
„ Hm...“
„ Aber nur Sonne und Meer... es fühlt sich... ähm... langweilig an.“
Sie sah die Bilder durch von den Kleidungsstücken, die sie ablichten würden. Beinahe nichts davon war wirklich strandtauglich.
„Hellmut?“
„ Ja, Kleine?“
„ Das sind Abendkleider, Businessoutfits. Die kannst du nicht am Strand fotografieren.“
„ Habe ich auch nicht vor. Die Mäntel und Jacken gehen an den Strand. Über einem Bikini... War so was wie eine Vision. Ich muss dir dankbar sein dafür.“
Sie versuchte ihm nicht ins Gesicht zu blicken. Sie schämte sich jetzt für ihren plumpen Annäherungsversuch, nackt im Fellmantel. Wenigstens hatte sie ihn damit in irgend einer Hinsicht inspiriert. Wenn auch nicht der erhofften.
„Und das andere Zeug?“, versuchte sie seine Gedanken abzulenken.
„ Wir haben ein Permit für den Park... ich denk mir schon was aus.“
„ Wie wäre es...“
Er wartete gespannt.
„Ja?“
Etwas selbstsicherer fügte sie an: „...wenn du sie auf der Promenade fotografierst. Nicht so gestellt, sondern mitten im Leben. Du weißt schon, vier Freundinnen bei einem Tag in Nizza. Beim Shoppen, im Cafe, wie sie ihre hübschen Sachen die Promenade entlangführen. Etwas Lebendiges eben.“
Er überlegte. Und nickte. Vielleicht weil er ihr einen Gefallen tun wollte, vielleicht auch nicht.
„ Es wird eine Qual, die ganzen Einverständniserklärungen dafür einzuholen. Jeder, der gerade an uns vorbeigeht müsste eine unterschreiben. Vielleicht könnte Jaques das übernehmen...“
„ Das brauchst du gar nicht, die Gesichter... wir könnten sie in der Retusche verwischen. Sie vielleicht ganz aus dem Fokus nehmen.“
„ Hm... ich überlegs mir.“
„ Hellmut?“
„ Ja, Kleine?“
„ Du hast Jaques nicht gefeuert, oder?“
Er lachte.
„Nein. Nur seinem Selbstbewusstsein einen kleinen Dämpfer verpasst. Es wird ihm gut tun, glaube mir.“
Sie kaute ein wenig, dann nickte sie zustimmend.
„Ok. Dann ist ja gut.“
Der Strand und das Wetter waren nicht ganz das, was sich Mira vorgestellt hatte. Sicher, es herrschte strahlender Sonnenschein und das Meer war so tiefblau, wie es sein Name schon vermuten ließ. Aber statt sommerlicher Temperaturen wehte ein kühler Wind und einzig die Touristen waren kurzärmelig gekleidet, während die Einheimischen sich in dicke Strickjacken und Mäntel gehüllt hatten. Der goldene Strand, der Mira vorgeschwebt hatte, stellte sich als dunkelgrauer Steinstreifen heraus. Aber genau das gefiel Hellmut. Er meinte, dass die unterschiedlich glänzenden Graustufen der Kiesel hervorragend zu Wintermode passen würden. Na dann.
Jeder Andere war entzückt über das Setting und nur das zählte.
Mira hatte nicht wirklich viel zu tun, ihr war nicht direkt eine Aufgabe übertragen worden, und so saß sie entspannt in einem Liegestuhl, den ihr ein Techniker auf Hellmuts Geheiß angeschleppt hatte, den Laptop auf dem
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