Begegnungen: Februar (German Edition)
Schoß und sah sich die Früchte der Arbeit der Anderen an. Es war spannend und entspannend zugleich.
Als das Licht schließlich schlechter wurde, rief Hellmut den Feierabend herbei, die Techniker packten und die Models gingen zurück ins Hotel.
Nur Hellmut selbst hatte wohl wenig Bedürfnis nach Ruhe... und mehr. Statt dessen schlenderte er, seinen Arm um ihre Schultern, durch die geheimen Gassen der Stadt, zeigte ihr Häuser, die ihm gefielen und führte sie im Schnelldurchlauf durch ein kleines Museum, das Chagalls Werke zeigte. Er wusste viel über Architektur und Kunst. Und über gutes Essen. Hier und da hielt er an einem kleinen Cafe und wusste immer genau, was er dort bestellen würde. Den besten Espresso hier, kleine und äußerst köstliche Petit Fours dort, eine winzige Portion gegrillter Scampis zu einem unverschämten Preis irgendwo anders.
„ Und heute Abend führe ich dich groß aus, ok?“
Sie wusste nicht, ob sie noch irgend etwas herunter bekommen würde, wollte es ihm aber nicht so direkt sagen.
„Ich habe nichts zum Anziehen.“, antwortete sie statt dessen.
Und das war nicht mal gelogen. Eigentlich hätte sie auf ihr kleines Schwarzes zurück gegriffen, aber nachdem sie die Frauen hier gesehen hatte, war sie plötzlich nicht mehr so sicher, dass das Kleid, das sie schon bei einer Beerdigung und unzähligen Jahrestagen ihrer Verwandtschaft getragen hatte, auch wirklich hierher passte.
„Das können wir doch ändern.“, meinte er achselzuckend und zog sie ins nächste Geschäft.
Und es war auch wirklich egal durch welche Tür man schritt, allesamt waren die Läden minimalistisch, teuer und elegant. Und irgendwie... beige, wie Mira fand.
Und tatsächlich, wo auch immer sie hinschaute, alles war zurückhaltend, schwarz oder in zarten Pastelltönen gehalten. Nicht gerade das, was sie sich ausgesucht hätte.
Mira mochte bunte Kleidung, hatte sie schon immer gemocht. Lange Wallekleider, schwingende Röcke, lockere geblümte Tuniken, alles was irgendwie nach 60er und 70er Jahre aussah. Diese Dinge stimmten sie fröhlich und sie passten zu ihr, zu ihrem unordentlichen Haar.
In Bleistiftkleidern und glänzenden Hosen würde sie einfach nur... dämlich aussehen. Aber Hellmut ließ sich trotz all ihrer Proteste nicht von seinem Vorhaben abbringen. Die Verkäuferin musterte ihre Kundschaft abschätzend. Sah den Mann, der so gerne jung sein wollte und die junge Frau, die sich in seinem Erfolg und an seinen... Gaben erfreute. Zumindest glaubte Mira das und es war ihr unangenehm, so angesehen zu werden. Aber Hellmut kannte keine Gnade, schnipste mit seinen Fingern vor dem Gesicht der Verkäuferin und verlangte nur das Beste für sein Mädchen.
Er sagte tatsächlich: „Only the best for my girl!“
Mira hätte im Boden versinken können.
Die Verkäuferin hatte die Lage erkannt und schleppte nun Kleiderbügel um Kleiderbügel an, eines teurer als das andere. Hellmut gefiel alles, Mira nichts.
„Frag sie, ob sie nicht etwas... farbigeres hat. Etwas, was nicht so eng ist, nicht glitzert und glänzt, keine goldenen Nieten hat und wo man kein Logo sieht.“
Die Verkäuferin hatte verstanden, sie war wohl die Deutschen gewohnt, und ihr fein ummalter Mund wurde zu einem dünnen Strich.
„Wir aben... Sachen... von letzte Saison. Sind in Lager. Isch ole.“, säuselte sie im süßesten Akzent und kam Minuten später mit beiden Armen voller Stoff zurück.
„ Ist nischt... aktuell, aber vielleischt gefallen?“
Mira kramte den Haufen durch. Das war schon besser. Bunt war auch davon nichts, aber wenigstens ein paar kräftige Farben waren darunter. Sie zerrte ein dunkelrotes Maxikleid aus dem Stapel hervor und hielt es fragend vor Hellmut.
„Das?“
„ Nimm das, nimm sie alle. Mir ist es gleich.“
Die Verkäuferin zeigte ihr eine Kabine und Hellmuts Augen wurden groß, als sie wieder herauskam. Das Kleid hatte oben recht wenig Stoff, gerade genug, dass er ihre Brüste bedeckte und sich einmal um ihren Nacken schlingen konnte. Der Ausschnitt ging ihr bis zur Taille, wo er abrupt über einem schmalen eingenähten Gürtel endete. Was das Kleid oben herum vermissen ließ, dass kompensierte es dafür unten. Wie eine riesige Glocke schwangen sich Meter um Meter, Falte um Falte um ihre Beine und nicht einmal ihr großer Zeh schaute darunter hervor. Es würde schwierig sein, darin eine Treppe heraufzusteigen und die Schnalle des Gürtels hatte unglücklicher Weise die prominente Form zweier ineinander
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