Begehrt von einem Highlander: Roman (German Edition)
festgekrallt hatte. Bis zum gestrigen Tag hatte sie noch nie zuvor auf einem Pferd gesessen. Wie würde das enden? Die Größe des Tieres, dessen gewaltiger Körperumfang, das immer wieder unvermutete Schnauben, das so drohend klang … das alles war völlig neu und erschreckend für Davina. Vermutlich war sie am Vortag zu benommen gewesen, um die Kraft des Windes einzuschätzen, den die hohen, sehnigen Beine des Pferdes erzeugten.
Aber Davina hatte gut gelernt, wie sie ihre Ängste im Zaum hielt, um sie nicht übermächtig werden zu lassen. Deshalb zwang sie sich, ihren Griff zu lockern und die Augen zu öffnen, als sie jetzt nach Nordwesten ritten, entlang an steinigen Bächen und durch taufeuchte Täler, die nach Heidekraut dufteten.
Was sie sah, entzückte sie. Überall um sie herum explodierte die Welt in herrlichen Farbtönen von Karmesin und Grün und Purpur – eine Welt, die sie nie zuvor gesehen hatte. Wie viele Male hatte sie sich in ihren Tagträumereien verloren und sich ein anderes Leben ausgemalt? Eines ohne Mauern, mit einer Mutter und einem Vater, die sie in ihrem Leben willkommen hießen, einem Ehemann und Kindern, die ihr Leben lebenswert machten aus anderen, besseren Gründen. Ein Leben ohne Angst vor dem, was das Morgen bringen könnte. Wenn sie sich doch nur der Freude, sich frei zu fühlen, ebenso leicht hingeben könnte, wie sie ihren Ängsten trotzte! Sie könnte sich gegen die breite Brust in ihrem Rücken lehnen und die Sonne auf ihrem Gesicht und den Wind in ihren Haaren spüren. Aber ihr ganzes Leben bestand aus Warnungen und Gefahr. Sie konnte ihre Lektionen nicht so einfach vergessen. Nicht einmal jetzt, in der Umarmung eines Mannes, dessen Bild in den Jahren, die vor ihr lagen, durch ihre Träume spuken würde. Bei allem, was heilig war, sie verstand jetzt, warum Eva im Paradies der Versuchung nachgegeben hatte. Davina wusste, dass Rob MacGregor sich hart und fest anfühlte; sie hatte es gespürt, als sie ihn gestern Abend verbunden hatte. Als er heute im Licht der Morgensonne auf sie zugekommen war, hatte sein Anblick in ihr die Sehnsucht aufflackern lassen, zu ihm zu gehören. Diese Sehnsucht war es, was die Äbtissin ein »niederes Begehren« genannt hatte, primitiv und unheilig. Rob MacGregor war ganz gewiss unheilig, mit dieser muskulösen, breiten Brust, die von weichem dunklem Haar bedeckt war, und einem Bauch, der wie aus kleinen, festen Quadraten geschnitzt aussah. Doch das Sündigste von allem war die sinnliche V-Form der Muskeln unter seinem Bauchnabel, fast so, als würden sie irgendwo unter seinem tief sitzenden Plaid entspringen. Es war dieses Bild, das in Davinas Gedanken eingedrungen war, als er sie am Morgen in seinen frisch gepolsterten Sattel gehoben hatte und dann hinter ihr aufgesessen war. Sein Duft war ihr zu Kopf gestiegen und hatte sie die Wärme seiner Muskeln und die Intimität seiner Umarmung nur umso intensiver fühlen lassen.
Es mochte eine niedere Begierde sein, aber welche heißblütige Frau würde nicht wollen, dass ein Mann wie dieser ihr zur Seite stand, wenn die Welt, die sie kannte, zerbrach? Und es war nicht einfach nur seine Kraft, die sie faszinierte, sondern die Art und Weise, wie er diese Situation beherrschte. Die Art, wie er dafür gesorgt hatte, dass der ursprüngliche Zustand ihres Lagerplatzes wiederhergestellt wurde, die Umsicht, mit der Rob die Gruppe auf den richtigen Weg geführt hatte, auf dem sie nicht die geringsten Spuren hinterlassen würden. Er handelte überlegt und stellte niemals seine Entscheidungen infrage, egal, was die anderen darüber dachten. Das alles stärkte Davinas Hoffnung, dass dieser Highlander wirklich dazu fähig wäre, sie zu beschützen. Dass er es ehrlich meinen könnte – zumindest für jetzt. Aber sie vertraute nicht auf Hoffnungen. Nicht mehr.
»Sagt mir eines, Mädchen! Warum trägt eine englische Lady einen schottischen Namen?« Der natürlich tiefe Bariton von Robs Stimme hinter ihr schickte eine ungewohnte, ungewollte Hitze Davinas Rücken herunter.
Sie spannte sich an, als das Misstrauen zurückkehrte. »Warum nehmt Ihr an, ich sei Engländerin?«, fragte sie und schaute starr geradeaus.
»Ihr sprecht wie eine, und Ihr verfügt über gute Manieren.«
Der schwere Tonfall seiner Stimme klang wie eine Melodie an ihr Ohr und beruhigte ihre Nerven, wenn auch nicht so sehr, dass sie ihre Vorsicht gänzlich aufgegeben hätte. Er war klug. Das hatte er bereits im Lager bewiesen und durch die Art, sie
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