Begehrt von einem Highlander: Roman (German Edition)
mit der Frage zu überrumpeln, ob sie Edward geliebt hatte.
»Ich wurde von englischen Nonnen erzogen. Könnte da etwas anderes von mir zu erwarten sein?«
»Ich wusste nicht, dass sie Engländerinnen waren«, sagte er nachdenklich und gab Davina für einen Moment das bange Gefühl, sie könnte, wieder einmal, zu viel gesagt haben. »Aber Ihr seid eher mit Männern als mit Frauen aufgewachsen und verfügt dennoch über das Auftreten einer wohlerzogenen Lady.«
Jetzt wandte sie sich um und sah ihm in die Augen. Ihr Misstrauen spiegelte sich deutlich in ihrem Blick wider. »Und wer hat Euch gesagt, dass ich mit Männern aufgewachsen bin? Jene Soldaten könnten doch nur zu einer Stippvisite in St. Christopher gewesen sein, so wie Ihr es von Euch behauptet habt.«
»Euer Pfeil, der mich aus dem Inneren des Klosters getroffen hat, sagt mir das.« In seiner Stimme schwang etwas mit, was Humor sein könnte. Davina war sich nicht sicher, weil Rob ihr auch nicht die kleinste Andeutung eines Lächelns geschenkt hatte, seit er an diesem Morgen aufgewacht war. »Eine junge Frau erlangt nicht diese Art von Fähigkeit, es sei denn, sie hat es über viele Jahre gelernt.«
Ja, er war clever … und ohne jeden Zweifel der bestaussehende Mann, dem sie je begegnet war. Einen schamvollen Augenblick lang fragte sie sich, wie Rob aussehen würde, wenn diese schwarzen Locken ihm um das Gesicht spielen würden, anstatt sorgsam zurückgebunden zu sein. War er immer so ernst, so beherrscht? Mochte Gott es ihr vergeben, aber warum war sie auf die unkontrollierte Seite seines Charakters neugierig? Sie wusste, dass es mehr gab, das ihn ausmachte, etwas, das jenseits seiner beherrschten Haltung lag. Sie hatte einen Funken von etwas Ungezähmten in seinen Augen gesehen, als sie ihn am vergangenen Abend angegriffen hatte. Es hatte sie erschreckt und gleichzeitig ihr Bewusstsein für seine Männlichkeit geschärft. Sie musste wirklich beten.
»Wer hat Euch Euren Namen gegeben?«
Sie blinzelte und verdrängte die unkeuschen Gedanken. »Mein Vater«, entgegnete sie und rutschte ein Stück nach vorn, weg von dem Highlander.
»Euer Vater war also Schotte?«
Obwohl ihre Tage oft von Gedanken über ihre wahre Familie ausgefüllt gewesen waren und sie nicht selten gegrübelt hatte, ob man sie überhaupt wiedererkennen würde, hatte Davina niemals mit irgendjemandem über sie gesprochen, und das wollte sie auch jetzt nicht. »Das war er.«
»Und Eure Mutter?« Seine Finger strichen leicht über ihren Bauch.
»Sie …« Davina fuhr sich über die Stirn, die bei seiner Berührung plötzlich heiß geworden war. Sie versuchte, sich weiter von ihm wegzubeugen, aber es gab keine Möglichkeit, noch mehr zurückzuweichen. »Sie starb, als ich zehn war – so hat man es mir erzählt.« Sie versuchte, ruhiger zu atmen, und wartete bang darauf, welche Fragen er ihr als nächste stellen würde. Aber wenn er nicht ihr Feind war, dann war er der Feind ihres Feindes. Wenn er nicht wusste, wer sie war, dann war es das Beste, dass er es niemals herausfand. Sie würde nicht zulassen, dass ihretwegen noch mehr Menschen starben.
»Wie waren ihre Namen?«
Weder seine Fragen noch seine Berührung waren beiläufig. Davina bezweifelte, dass er irgendetwas ohne Absicht tat – und sie war es müde, bei ihm so auf der Hut sein zu müssen. »Sie hießen Lord und Lady Whithorn«, sagte sie und hoffte, diese Antwort würde ihn zufriedenstellen. »Ich möchte nicht an sie denken.«
Als sie nichts weiter sagte, spürte sie, dass er die Muskeln anspannte und sein Rücken starr wurde, vielleicht vor Zorn oder Frustration, sie wusste es nicht, und es kümmerte sie auch nicht. Sie war nur dankbar dafür, dass er keine Fragen mehr stellte.
Normalerweise genoss Davina die Stille, was jedoch nicht etwa daran lag, dass sie an sie gewöhnt war. Während Klöster im Allgemeinen dazu neigten, Orte der Stille zu sein, so hatten die Gänge von St. Christopher, solange sich Davina erinnern konnte, eher vom Klirren von Schwertern und dem Schlagen von Hämmern widergehallt als von geflüsterten Gebeten. Es hatten immer irgendwelche Reparaturen ausgeführt werden müssen, und die Nonnen hatten die Männer, die zu ihnen geschickt worden waren, dafür eingespannt, alles in Ordnung zu halten. Die Soldaten hatten nichts dagegen gehabt. Es gab für sie nichts anderes zu tun, als sich im Schwertkampf zu üben, sich zu streiten und sich Geschichten über ihre Angehörigen zu erzählen. An einem
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