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Beginenfeuer

Beginenfeuer

Titel: Beginenfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Christen
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verboten. Was habe ich mir eingehandelt, wenn ich Gehör von dir forderte? Gebrumm. Flüche. Mürrisches Schweigen.«
    »Er sagt, Ihr seid fertig mit Andrieu.« Jeannot beugte sich über den Tisch und suchte Mathieus Blick. »Ich bin es auch. Ich bleibe bei Euch und gehe nicht mehr zurück.«
    »Habt ihr euch schon in Chalon im Stall bei unserer Herberge verschworen? Ich habe euch dort wohl gehört.«
    Beide nickten zur gleichen Zeit.
    »Es lebt sich nicht mehr gut daheim. Alle haben Angst vor dem Vogt und der Herrin«, fuhr Jeannot fort. »Die Dame war schon immer streng und hat keine Milde gekannt, aber auch keine Ungerechtigkeit. Man wusste, wo man dran war. Jetzt kümmert sie sich um gar nichts mehr. Man erzählt sich, sie liegt den ganzen Tag auf den Knien und betet. Der Vogt lässt niemanden zu ihr. Sie hat ihm Vollmacht für alles gegeben, und er herrscht an ihrer Stelle.«
    »Wer ist dieser Vogt?«
    »Ein ehemaliger Söldner«, wusste der Waffenmeister. »Ein Kriegsknecht, der sich Huon Langevin nennt und mit den Männern ihres verstorbenen Gatten nach Andrieu kam. Ein Glücksritter, der rein gar nichts davon versteht, ein Lehen zu verwalten.«
    »Er wird nicht mehr lange herrschen«, sagte Mathieu bedächtig. »Es muss dem Herzog von Burgund gemeldet werden, dass Andrieu keinen Herrn und auch keinen Erben hat.«
    »Niemand hat eine solche Botschaft dem Herzog überbracht«, erwiderte Jeannot unaufgefordert.
    »Vielleicht wollen sie das Heimfallrecht umgehen.« Jean Vernier warf Mathieu einen vorsichtigen Blick zu. »Wenn du nichts unternimmst, wird es früher oder später in Kraft treten, das ist dir doch klar? Irgendjemand muss dem Herzog mitteilen, wie es um Andrieu steht.«
    »Ich kann nichts tun. Ich muss die königliche Abordnung nach Vienne bringen. Es ist ärgerlich genug, dass wir an diesem verdammten Fluss festsitzen. Danach werde ich mir Gedanken machen.«
    »Du sitzt nicht nur an diesem verdammten Fluss fest«, erwiderte der Waffenmeister betont. Mathieu musste ihm Recht geben.
    Es war an der Zeit, eine Entscheidung zu treffen, und Mathieu ahnte, welch vielfältige Gründe den Alten davon abgehalten hatten, ihm in aller Offenheit zu sagen, was zu Hause geschehen war. So gut sie sich kannten, die Gedanken, die Vernier seit Paris verfolgten, hatte er für sich behalten. Wie aus einem Traum erwachend sah Mathieu sich um. Was tat er hier, in dieser Stadt, wenn in Andrieu die Menschen vor einem Vogt zitterten, der Mabelles Unglück ausnützte? Er musste sich entscheiden.
    Er empfand weder Genugtuung noch Zorn beim Gedanken an Mabelle. Es mochte eine gerechte Strafe für sie sein, aber es war seine Pflicht, die Menschen zu Hause davor zu bewahren, dass Mabelles Unglück auch das ihre wurde.
    »Wenn wir diesen Auftrag erledigt haben, werde ich den König bitten, mich freizugeben, damit ich nach Andrieu gehen kann«, sagte er entschlossen.
    »Du willst…« Der Waffenmeister fand die richtigen Worte nicht.
    »Was wundert dich daran? Es scheint, dass man mich dort braucht.«
    »Das war schon immer der Fall. Was hat dich endlich dazu gebracht, deine Meinung zu ändern?«
    Mathieu beantwortete die erste Frage nicht. »Wenn du der Ansicht bist, dass dieser unreife Welpe Jeannot eines Tages einen Teil deiner Aufgaben für mich übernehmen könnte, dann solltest du ihm beibringen, dass er seinen Herrn nicht mit offenem Mund anstarren darf«, entgegnete er nur. Jeannot klappte den Mund so hastig zu, dass die Zähne aufeinander schlugen.
    »Bist du dir sicher?«, fragte Vernier nach einem kurzen Augenblick des Überlegens Mathieu.
    »So sicher, wie sich ein Mann sein kann, der erkannt hat, dass er ein Narr ist.«
    Mathieu warf ein paar Münzen für den Wein auf die Tischplatte und erhob sich. »Lasst uns gehen.«
    »Nichts, was ich lieber täte.«
    Der Waffenmeister grinste über das ganze Gesicht. Jeannot bewunderte seinen Onkel, der in Chalon gesagt hatte: Lass das meine Sorge sein. Er stolperte hinter den beiden Männern her, die an die frische Luft und hinunter zu den Kais am Fluss gingen. Ihr Schweigen hatte jetzt eine andere Qualität wie das in den Tagen davor. Es war alles gesagt worden. Die Entscheidungen waren gefallen.
    Trotz der abendlichen Stunde herrschten Lärm und Aufregung an der Flusslände. Es schien, dass die erwarteten Händler endlich eingetroffen waren, die Mathieus Abreise über Tage hinweg verzögert hatten. Lastkarren, Pferde, Reisende, Kisten und Ballen drängten sich in der Nähe der

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