Begnadet - Buch 1 Aeia (German Edition)
Froschperspektive, Vogel und Frosch, immer im Wechsel“, erklärte mir Davidi.
Ich sah das Blut an der Wand an, konnte das Wort Ascham aber nicht erkennen. Nicht bei diesem Licht. Ich sah mir die Stahltüren an, dort spiegelte sich nur Blut, kein Wort, aber ich war mir sicher es gesehen zu haben. Aber, das konnte ich Davidi ja nicht sagen. Genauso wenig wie ich ihn bitten konnte gerade mal schnell das Licht auszumachen und die Scanner verrückt blinken zu lassen.
„Der arme Kerl hat bestimmt furchtbar gelitten“, sage ich.
„Nein, hat er nicht. Heute habe ich den Bericht aus der Autopsie erhalten. Ihm wurde das Genick gebrochen. Der Mörder beherrscht eine perfekte Tötungstechnik oder er hat verdammt viel Kraft.“
„Oder er hat Malleki von hinten überrascht.“
„Die Abdrücke an seiner Kehle sind eindeutig. Die Finger haben sich von vorne um seinen Hals geschlossen.“
Davidi hatte recht, ich musste erst mehr Fakten kennen, um mitreden zu können. Aufhören zu spekulieren. Ich hielt mich dauernd in der Vogelperspektive auf und stellte Vermutungen an, die ohne Gehalt waren. Oder?
Davidi reichte mir einen Umschlag.
„Das hier sind die neuesten Ergebnisse unserer Laboruntersuchungen und außerdem der Autopsiebericht. Ich gehe davon aus, dass wir den Fakten trauen können, die Neuropathologie des Universitätsklinikums macht einen gut Job.“
„Die Uni-Klinik in Freiburg?“
„Ja, von ihr spreche ich.“
„Mein Freund arbeitet dort.“
„In der Neuropathologie?“
„Nein, er ist Assistenzarzt. Er will Anästhesist werden.“ Davidi sagte darauf nichts. „Was meinen Sie, suchte der Mörder hier unten?“
„Ich weiß es nicht. Finden Sie es heraus. Studieren Sie die Fakten, Frau Engel und dann diskutieren wir über alternative Beweggründe des Täters. Warum, warum, warum. Das sind neben den wann, wo und wie's die wichtigsten Fragen, um die alles entscheidende zu klären. Wer war es?“ Ich schluckte schwer.
„Sie haben recht“, meinte ich und unterließ es weitere unqualifizierte Äußerungen von mir zu geben. Bis auf eine. „Wer im Institut weiß, von dem Mord.“
„Es stand in der Zeitung, Frau Engel!“ Richtig, Alex hatte es erwähnt, aber Malleki wurde im Wald gefunden und nicht im Institut. Die Frage, wer ihn dort hin gebracht hatte, brennte auf meinen Lippen, aber ich dachte, wenn Davidi mir es hätte sagen wollen, dann hätte er es schon getan.
016-A4
K yala und Vigor saßen an ihren Plätzen an unserem megalangen Tisch, bei uns im Gate. Meusburgers Bürotür stand offen. Das Licht war aus. Hatte ganz schön viel Vertrauen zu uns, unser Chef.
Ich setzte mich an meinen Arbeitsplatz und begann im Verborgenen den Labor- und Autopsiebericht der Uniklinik zu studieren. Auch dieser Bericht war so detailliert beschrieben und so lebhaft bebildert, dass ich Mühe hatte, meine Fassung zu bewahren und nicht loszuheulen.
Die Todesursache war definitiv Genickbruch, stand unten auf Seite vier im Bericht der Neuropathologie, so wie Davidi es gesagt hatte.
Sein Blut verspritzt, seine Gliedmaßen verstümmelt und die Haut teilweise abgezogen.
Noch ein Detail: Die Stiche ins Herz waren nicht zwei sondern nur ein einziger. Die Klinge musste die Form eines Sterns haben. Doch ein Ritualmord? Die Male an seiner Kehle bezeugen, dass der Mörder einen sehr viel kräftigeren rechten Arm hatte. Ein Rechtshänder? Ich verbot es meinem Gehirn, weitere voreilige Schlüsse zu ziehen, soviel hatte ich von Davidi heute gelernt.
Plötzlich hörte ich Kyala, wie sie ihre Sachen zusammenkramte. Jetzt oder nie, dachte ich.
„Kyala, lässt du bitte deinen Laptop da, ich wollte noch etwas wegen dem Asklepiosstab mit Eve durchgehen.“
Vigor hob seinen Kopf. Wie dumm von mir. Natürlich wusste er, dass Eve, also die echte nicht der Klon, seit heute Mittag abgeschaltet war. Ich hoffte nur abgeschaltet und nicht tot. Wusste er auch, was Kyala und ich heute Morgen gemacht hatten? Egal, jetzt musste er Verdacht schöpfen.
„Ähm, weiß nicht?“
„Bitte Kyala!“
„Ok, na gut. Aber nur Eve sonst rührst du nichts an!“
„Klar!“
„Und, fahr ihn bitte runter, bevor du gehst!“ So einfach war das? Ich bin eine Verführerin, ging es mir durch den Kopf.
„Mach ich, ist doch klar.“ Als Kyala weg war, setzte ich mich unter Vigors wachsamen Blicken an ihren Platz. Ich wollte nicht, dass er mitbekam, was ich recherchierte und tippte die Fragen in die Befehlszeilen ein, während
Weitere Kostenlose Bücher