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Begrabene Hunde schlafen nicht

Begrabene Hunde schlafen nicht

Titel: Begrabene Hunde schlafen nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gunnar Staalesen
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der Chemieindustrie, Valutaschwindel auf Kreditbasis?«
»Das erste nie.«
Er hob die Augenbrauen.
»Das ist mein Prinzip. Das letzte hab’ ich auch nicht so oft.
Aber ich arbeite öfter für eine Versicherungsgesellschaft …«
»Oho, mit anderen Worten: von den Schweden gekauft und
bezahlt, auch du?«
»Und dann suche ich Personen, die von zu Hause verschwinden, meistens Kinder, und ganz selten trete ich als – Leibwächter auf.«
Er pfiff. »Rambo mit Rückgaberecht? Und welcher Typ hat
dich hierher nach Oslo geführt?«
»Letzterer. Ich sollte einem Mann Händchen halten auf dem
Weg zu seinem Hauptkreditgeber, einem stadtbekannten Mann –
Svein Grorud.«
Ich beobachtete ihn, während ich den Namen nannte. Er war
augenblicklich auf der Hut, und sein Blick war weit zurückhaltender als vorher. »Ach ja?«
»Sagt dir der Name was?«
»Ob mir der was sagt? Jeder weiß doch, wer Svein Grorud
ist.«
Ich gab ihm ein paar Sekunden. Als er nicht weitersprach, tat
ich es. »Mehr also nicht?«
Sein Blick war jetzt auf dem Gefrierpunkt. »Nein. Sollte er
das?«
»Ich habe mitgehört, wie du ihn gestern angerufen hast.«
Er sah mich an. Dann schaute er sich in dem niedrigen Kellerrestaurant um, als suche er nach einem Publikum, mit dem er
das Erlebnis teilen könne, wie dusselig ich mich aufführte.
Der einzige, den er fand, war der Ober, der mit dem Kaffee avec kam. »Also war es gar kein Zufall, daß du mich getroffen
hast, Varg. Das hätte ich wohl ahnen müssen – nach so vielen
Jahren.«
»Alte Freundschaft rostet nicht.«
»Oh, sei dir da nicht so sicher, du.«
»Also?«
»Also?« Er beugte sich über den Tisch, so weit es sein Bauch
zuließ. »Wenn ich gestern vormittag Svein Grorud angerufen
habe, Varg, dann war es wegen eines Klienten, und in dem Fall
unterliege ich der Schweigepflicht. – Und das ist alles, was du in
der Sache aus mir rauskriegst, alter Freund! «
Er sah verärgert aus, als er sich zurücklehnte. Noch einmal sah
er auf die Uhr.
»In Eile?«
»Ich habe eine Verabredung.«
»Ach so.«
Ich trank einen Schluck Kaffee und nippte am Cognac.
Asbjørn Hellesø betrachtete mich mißmutig. Die Freude über
das Wiedersehen war verpufft. Seine Gesprächigkeit versiegt.
Ein Mann von Anfang Vierzig kam die Treppe herunter, warf
einen schnellen Blick in die Runde, entdeckte Hellesø und
zögerte einen Augenblick, bevor er durch den Raum auf uns
zukam. Der Ober trippelte ihm wie ein liebeskranker Hahn
entgegen, mit verwirrten Hormonen, aber diensteifrig. Beinahe
hätte er mit seinem Pony den Boden gefegt.
Der Mann war klein, drahtig und hatte auffallend breite Schultern. Der elegante, grauschimmernde Anzug sah aus, als wäre er
für ihn persönlich entworfen worden, und eine Krawattennadel
aus Gold hatte sich wie ein schiefes Lächeln in seinem moosgrünen Schlips festgebissen. Er hatte ein viereckiges Gesicht mit
kräftigen Kiefern, und das wohlfrisierte, kurze Haar war so hell
– eine Frau hätte man dafür des Bleichens verdächtigt. Die
Augenbrauen hatten dieselbe Farbe, fast durchsichtig über
einem Paar eisblauer Augen, die auch dadurch nicht wärmer
wurden, daß sie uns durch kleine ovale, goldumrahmte Brillengläser musterten.
Asbjørn Hellesø erhob sich und erinnerte mich daran, daß er
von wuchtiger Gestalt war, eins fünfundneunzig auf Socken.
Das Banner, das wir 1965 getragen hatten, hatte die ganze Zeit
schräg gehangen.
»Bist du soweit?« fragte der Neuankömmling mit trockenem,
beinahe tonlos breitem Osloer Akzent.
»Ja.«
Der Mann sah mich an.
Ich erhob mich und reichte ihm die Hand. »Mein Name ist
Veum. Varg Veum.«
Er ergriff sie ohne erkennbare Begeisterung. »Preben BackerSteenberg.«
»Grundstücksmakler?«
»Nein. Warum fragen Sie?«
»Eine Bekannte von mir hat gerade eine Wohnung in Oslo
gesucht und behauptet, alle Grundstücksmakler, denen sie begegnet sei, hießen Preben.«
Er machte eine kurze Kopfbewegung in meine Richtung und
sah Asbjørn Hellesø an. »Wer ist das?«
»Ein, äh, alter Studienkamerad von mir, aus Bergen. Er ist
zufällig aufgetaucht, als ich beim Essen saß.« Er nahm einen
hellen Mantel von einem Kleiderständer und zog ihn an. »Gehen
wir?« Er gab dem Ober ein Zeichen, deutete auf mich und sagte:
»Setz alles auf meine Rechnung.«
Ich griff scheinheilig in die Jackentasche. »Nein, hör mal.«
Asbjørn Hellesø hob abwehrend die Hand, lächelte geschäftsmäßig und sagte: »Wem der Teufel eine Kreditkarte gibt, dem
gibt

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