Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Begrabene Hunde schlafen nicht

Begrabene Hunde schlafen nicht

Titel: Begrabene Hunde schlafen nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gunnar Staalesen
Vom Netzwerk:
Kyrkjebø * soll die Solveig in Ibsens Peer Gynt spielen, und der
Bürgermeister kommt immer noch aus Finnmark. Wie soll es da
anders als multikulturell zugehen?«
»So weit kann ich dich jedenfalls trösten: Oslo ist eine Bananenrepublik.«
»Und Svein Grorud einer der Gorillas?«
Er beugte sich näher zu mir. »Hast du was über ihn?«
»Ich würde verdammt gern mal mit ihm reden.«
»Niemand redet mit Svein Grorud. Nicht ohne den schwarzen
Karategürtel, und selbst dann würde ich es nicht unbedingt
empfehlen.«
»Ich habe den schwarzen Gürtel im Wortfechten.«
»Das glaub’ ich gern, aber das liegt an deiner Herkunft. Erzähl
mir, worum es geht.«
»Ich habe jemanden übers Fjell begleitet, um ihn moralisch zu
unterstützen, wenn er Svein Grorud seine Schulden bezahlte,
und das einen Tag zu spät.«
Er pfiff lange und respektvoll.
»Wir haben bezahlt, der Mann nahm den Zug nach Hause,
    * Sopranistin und einfaches Mädchen vom Lande, die erst vor wenigen Jahren
entdeckt wurde, seit der Winterolympiade in Lillehammer jedoch auch in
Deutschland bekannt ist. Zur Zeit in Norwegen sehr populär, unter anderem
als Interpretin von Folklore, kirchlichen Liedern und modernem Jazz, z. B.
von Jan Garbarek.
    kam aber nie an. Und Svein Grorud ist untergetaucht.«
»The same procedure as last year. Das letzte Mal fuhr er für
drei Monate auf die Kanaren, bis der Rummel vorbei war.«
»Das letzte Mal?«
    »Das letzte Mal, als jemand den Zug nahm und nie ankam.
Alle wissen, was Svein Groruds Metier ist. Das kann einen alten
Hasen wie dich nicht überraschen, Veum.«
    »Was heißt alter Hase? Ich bewache Leute, ich zerschmettere
ihnen nicht die Kniescheiben.«
»Eben. Du weißt, was sein Metier ist. Die brutalste Geldeintreibung im ganzen Land. Man schuldet Svein Grorud kein Geld
und zahlt unpünktlich. So was ist in seinen Statuten nicht
vorgesehen.«
»Eigentlich war das Geld aber von jemand anderem geliehen.
Diesem Axel Hauger, den ich erwähnt habe. Aber Grorud hatte
die Eintreibung übernommen. Hast du was über ihn gefunden?«
»Axel Hauger war denen, die ich gefragt habe, unbekannt. Wir
haben ihn nicht im Archiv. Jemand meinte, er hätte seinen
Namen mal in Zusammenhang mit Pferden fallen hören, aber
das müßte in jedem Fall überprüft werden.«
Als er meinen enttäuschten Gesichtsausdruck sah, fügte er
rasch hinzu: »Aber Preben Backer-Steenberg, das ist ein
interessantes Kerlchen.«
»Was weißt du über ihn?«
»Rein lexikalisch. Geboren 1949, bestes Westend. Abitur in
Ris, 1969, ein Jahr verspätet, weil er ein Jahr als Stipendiat in
den USA war. Militärdienst bei der Garde Seiner Majestät 1970.
Brachte eine wohlerzogene Trophäe aus den feineren Bergenser
Kreisen mit nach Hause, genannt Anne Katrine, mit der er zwei
Kinder bekam und nach wie vor in bester Eintracht zusammenlebt. Übernahm einen Teil des Familienbetriebs, Waffentechnologie, stellte ihn aber radikal um aufs Ölgeschäft, was den
Betrieb ganz nach oben brachte. Ende der Siebziger, während
des großen Ölbooms. Ein paar Jahre später, 1985, gelang ihm
der endgültige Durchbruch auf dem Devisenmarkt. Er kontrolliert eine große Anzahl von Gesellschaften, sowohl hierzulande
als auch im Ausland, und er kam bei der Jahrhundertflaute 87/88
einigermaßen unbeschadet an Land. Von Banken und Versicherungen hat er sich ferngehalten, schlauerweise; ums Reedereiwesen hat er einen Bogen gemacht, aber als Finanzmakler gilt er
als einer der Knallhärtesten, schonungslos am Ball und mit
verdammt guter Nase. Privat ist der Klassenliebling Segler und
Marathonläufer – aha, ist das ein Anknüpfungspunkt, vielleicht??«
»Vielleicht.«
»Theaterlöwe, aber immer mit Gattin, Sommerhaus in Tjøme,
Hütte in Geilo, faltenfreie Fassade – ein richtiger Goldjunge mit
anderen Worten.«
»Du klingst nicht, als seist du überzeugt.«
»Nein?« Er räusperte sich. »Das hat wohl mit bitterer Erfahrung zu tun.«
»Also keine Ungereimtheiten im Lebenslauf?«
»Er ist einer der Großen auf dem Osloer Immobilienmarkt.
Vor ein paar Jahren sagte man ihm nach, er habe eine besondere
Fähigkeit, seine Kontakte zum Rathaus zu nutzen, woraufhin er
zum Beispiel von der Galerie Oslo die Finger ließ. Aber es war
unmöglich, ihm was Handfestes zu beweisen. – Hast du vielleicht was in der Hinterhand?«
Ich beugte mich näher zu ihm. »Ich habe äußerst gute Gründe
anzunehmen, daß er erpreßt wird. Und zwar auf Leben und
Tod.«
»Was? Und

Weitere Kostenlose Bücher