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Begrabene Hunde schlafen nicht

Begrabene Hunde schlafen nicht

Titel: Begrabene Hunde schlafen nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gunnar Staalesen
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von wem?«
»Axel Hauger, zum Beispiel, woher auch immer der kommt.«
»Kannst du das beweisen, Veum?«
»Nein.«
»Denn ich kann dir sagen: Backer-Steenberg hat viel zu verlieren. Der fällt im Zweifelsfalle tief.«
»Wenn jemand ernsthaft was gegen ihn in der Hand hat,
meinst du?«
»Warum sollten sie ihn sonst erpressen?«
»Na ja … Axel Hauger kämpft auf schwedisch. Hast du was
über Fredrik Loewe gefunden?«
»O ja. Einer der Größten in Schweden, in der Waffenindustrie.
Loewes und Backer-Steenbergs Väter hatten gemeinsame Besitzanteile an norwegischen wie schwedischen Firmen, und
Backer-Steenberg selbst, jetzt meine ich den Senior, war ein
wichtiger Teilhaber in Loewes Muttergesellschaft, AB Lejon
Vapen. Der Junior brach diese Zusammenarbeit 1987 ab.«
»Er interessierte sich nicht für Waffen?«
»Er sah wohl das dickere Geld im Öl, zu der Zeit.«
»Aber Loewe ist tot, oder?«
»Ja. Er starb 1988 bei einem Autounfall.«
»Und seine Frau?«
»Über sie stand da nichts.«
»Sie war Norwegerin, und der Mutter zufolge starb sie im Jahr
darauf, 1989.«
»Aha. Aber da war Backer-Steenberg bereits aus dem Rennen.«
»Geschäftlich, ja.«
»Gut, darüber reden wir doch, oder?«
»Ja. Ich denke schon.«
Ove Haugland hielt sein leeres Glas in die Luft. »Ich nehm’
noch eins. Und du?«
»Okay. Noch eins, das gleiche.«
Er stand auf und ging zum Tresen. Das Lokal hatte sich jetzt
etwas mehr gefüllt. Aber noch immer waren die Männer deutlich in der Überzahl. Unter den Blicken, die einige in meine
Richtung warfen, als es so aussah, als würde Haugland gehen,
fühlte ich mich wie eine Jungfrau aus Drangedal, die sich in die
schlimmste Aufreißerkneipe der Stadt verirrt hat. Im Geiste sah
ich mich schon mit der Tasche auf dem Schoß sagen: »Nein –
nein! Nein, hab’ ich gesagt!«, wie es mir meine alte Mutter
einmal beigebracht hatte. Von den beiden einzigen Frauen im
Lokal war auch nicht viel Hilfe zu erwarten. Sie interessierten
sich ausschließlich füreinander.
Auf dem Weg von der Bar zu mir zurück blieb Ove Haugland
stehen und sprach kurz mit einem gut gebauten, kräftigen Typen
in dunklem Rollkragenpullover und engen, schwarzen Lederhosen. Der Typ sah mich an, nickte verständnisvoll und tätschelte
Ove Haugland freundschaftlich den Oberarm.
»Bist du oft hier?« fragte ich so ganz nebenbei, als Ove
Haugland sich wieder setzte.
»Ziemlich«, antwortete er, als sähe er eigentlich keinen Grund,
eine solche Frage zu stellen.
Ich kam zu unserem Thema zurück. »Diese Informationen
über Fredrik Loewe, hast du die über einen schwedischen
Kontakt?«
Er nickte. »Ich kenne jemanden bei der größten Stockholmer
Zeitung.«
»Hast du ihn auch nach Pär Elias Jansson gefragt?«
»Es ist eine Sie. Und die Antwort ist ja. Aber da wurde sie
plötzlich sehr vorsichtig.«
»So?«
»Nicht am Telefon, sagte sie.«
»Ach? Das is’ ja ’n Ding.«
»Allerdings. Sie war sehr kurz angebunden. Wer ist dieser
Jansson?«
»Du hast von dem Typen gelesen, der, äh, aus dem neunzehnten Stock des Oslo Plaza gefallen ist?«
»Ja, Mensch, echt, ich hätte nicht gedacht, daß man aus einem
solchen Gebäude fallen könnte, ohne daß …«
»Ohne daß einem jemand hilft, das hast du doch gedacht,
oder? Aber dieser Mann war P. E. Jansson. Dem Vernehmen
nach ein schwedischer Kollege von Svein Grorud.«
»Ein Geldeintreiber?«
»So was Ähnliches.«
»Dann ist er noch nicht tief genug gefallen.«
Ich steckte die Hand in die Innentasche meiner Jacke. »Ich
hab’ hier ein Foto, das dich vielleicht interessieren wird.«
Ich reichte es ihm. Er legte es vor sich auf den Tisch und
beugte sich darüber.
Dann zeigte er auf eine der Personen und blickte zu mir auf.
»Das ist Loewe, stimmt’s?«
»Genau.«
»Ich hab’ ihn von einem Archivbild her wiedererkannt.« Er
bewegte den Finger weiter. »Backer-Steenberg … Finstad …
Aber wer ist …«
»Entschuldige, was hast du gesagt? Finstad?«
»Ja? Du hast mich doch selbst nach ihm gefragt. Der Mann da,
das ist Thorbjørn Finstad. Ich war sicher, daß du …«
»Nein, eben nicht. Ich hatte keine Ahnung, welcher Finstad
war.«
»Und der Vierte im Bunde, das ist …«
»Das ist Jansson.«
Wir saßen beide da und starrten auf das sechseinhalb Jahre alte
Bild, als wäre es ein Originalfoto der vier Evangelisten und wir
wären die ersten, die es zu sehen bekämen.
»Aber Finstad sitzt im Bau.«
»Ehrlich?«
»Wußtest du das auch nicht? Was …«
»Nein.«
»…

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