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Begrabene Hunde schlafen nicht

Begrabene Hunde schlafen nicht

Titel: Begrabene Hunde schlafen nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gunnar Staalesen
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Ausgang, ja.«
»Das Problem ist, daß Axel Hauger nicht existiert, Varg.«
»Nicht existiert? Sie haben seine Nummer bei der Auskunft.
Ich bin bei ihm zu Hause gewesen! Ich weiß, wo er wohnt.«
»Was ich meine, ist, daß er in den Archiven nicht existiert. Ich
hab’ es sogar in Schweden checken lassen, weil du gesagt hast,
er sei irgendwie zweisprachig. Mein Kontakt da drüben hat ihn
auch nicht gefunden. – Aber ich habe einen Termin für dich!«
»Aha? Wann?«
»In Stockholm, Dienstag, zwölf Uhr – du sollst anrufen und
einen Treffpunkt abmachen, wenn du ankommst.«
»Wie heißt sie?«
»Brita-Helén Rosenquist.«
»Sticht sie?«
»O ja. Besonders, wenn du ihr zu nahe kommst.«
»Ich hatte nicht vor …«
»Nein?«
»Und was ist mit Thorbjørn Finstad? Hast du über ihn noch
was rausgefunden?«
»Es wird dir nicht gefallen, Varg.«
Das Licht wurde gedämpft, ein erwartungsvolles Summen
erfüllte den Raum.
»Oder vielleicht gerade!«
»Spuck’s aus! Wovon redest du?«
»PLAY-TIME, PLAY-TIME«, flüsterte ein heiserer Bariton
über die Lautsprecheranlage.
»Er sitzt in Ullersmo, das stimmt wohl.«
»PLAY-TIME … is coming … PLAY-TIME … is coming … back! «
»Ja – und was weiter?«
»Aber er hat sich so gut benommen, daß er Hafturlaub bekommen hat.«
Das Orchester kam auf die Bühne, das Licht begann zu flakkern.
»Du meinst doch nicht etwa …?«
»Doch!«
»Meine Damen und Dosenöffner!«
»Pilze und Dauerlutscher!«
»PLAY-TIME is back! – PLAY-TIME is back! – PLAYTIME is …«
»Er ist jetzt draußen, Varg. Heute abend!«
»… back!«
»Seit wann – und wie lange?«
»Seit gestern vormittag – bis morgen abend!«
Ich schloß die Augen und ließ es über mich ergehen. Die
Pause war endgültig vorbei.
33
    Diesmal kamen sie nicht allein. Die drei Moderatoren schritten
inmitten einer der heruntergekommensten Dance groups, die ich
je gesehen hatte, die Treppenstufen herab, einer Art zotteliger
Hinterhofkneipen-Version von Fohes-Bergère, so arhythmisch,
daß sie in der schlimmsten Nebenstraßenkaschemme hinter dem
Place Pigalle ausgepfiffen worden wären. Pummelig wie Wollknäule und so beweglich wie Teddybären, in engsitzenden Trikots mit Löchern an den Nähten und zerrissenen Netzstrümpfen,
erweckten sie nichtsdestotrotz den ohrenbetäubenden und
vorbehaltlosen Jubel des Publikums.
    »Liebe Puppen und Papierscheren!«
»Splitter und stumpfe Gegenstände!«
»Einen warmen Applaus für …«
»Das Eierballett!«
»Die reinsten und feinsten …«
»Alle mit frischgestempeltem Gesundheitsattest!«
»Frei von Pest!«
»Frei von Na-ihr-wißt-Schon!«
»Das Eierballett! Das einzige und unechteste …«
»Eierballett!«
Und das Eierballett tanzte nach den unsichtbaren Mustern
eines vergreisten Choreographen zu den Tönen einer Band, die
ihre Instrumente vollendet mißhandelte.
    Doch niemand übertönte die Moderatoren. »Aber das sind
nicht unsere einzigen neuen Gäste, Leute! Hier kommt der
zweite Gast des Abends!«
    Zwei liefen zum Vorhang und zogen ihn zur Seite, während
die Damen dort oben die Augen verdrehten, gigantische
Schmollmünder machten und lockend ihre Arme bewegten.
    Ein Mann in flaschengrüner Samtjacke und Jeans tauchte, eine
Gitarre um den Hals, oben auf der Treppe auf.
»Unser nächster Gast, Leute! Der Kirchenrockstar aus dem
Vestland! Der Pfarrer, der bei Gegenwind pißte! Børre Knalheim!«
»Ja, jetzt wird’s hier gleich knallen!« setzte ein anderer hinzu.
Børre Knalheim kämpfte sich die Treppe hinunter, umgeben
von Frauenbeinen und aufdringlichen Händen, hoch oben und
tief unten, während er sich an die Gitarre klammerte, als sei sie
ein Rettungsring und er befände sich in hoher Dünung – und das
tat er offenkundig auch. Nicht einmal auf der Reeperbahn konnte man schneller versacken.
»Was bringt diese Leute dazu, bei so was mitzumachen?« rief
ich Ove Haugland zu.
»Gute Frage, nächste Frage? Eine pervertierte Form von PRGeilheit? Daß sie nie gelernt haben, nein zu sagen? Oder die
Hintermänner von PLAY-TIME sind einfach verdammt gute
Überredungskünstler!«
»Børre Knalheim, unser volksfreundlicher Pastor, der Mann
mit dem Pferdeschwanz, der Schandpfahl der Gitarrenfreunde,
die Posaune Unseres Herrn auf Erden …«
Ich lehnte mich vor. »Können wir irgendwohin gehen und
weiterreden?«
»Willst du nicht noch Marianne Moe abwarten?«
»Können wir – können wir wenigstens pissen gehen?«
»Zusammen?«
»Ja?«
»Du und ich,

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