Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Behemoth - Im Labyrinth der Macht

Behemoth - Im Labyrinth der Macht

Titel: Behemoth - Im Labyrinth der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Keith; Westerfeld Andreas; Thompson Helweg
Vom Netzwerk:
Teppichen und gekachelten Decken flimmerten ihr die Augen und sogar das wundervolle Essen erschien ihr manchmal – wie auch die ganze Hauptstadt – einfach überreichlich.
    Am schwierigsten fiel es ihr jedoch, Alek so nahe zu sein und sich trotzdem vor ihm verstecken zu müssen. Er hatte sein letztes Geheimnis mit ihr geteilt, und Deryn war klar, dass sie ihm ihres ebenfalls hätte erzählen können, dort in dieser Nacht in dem dunklen Hotelzimmer, wo niemand sie hören konnte.
    Doch jedes Mal wenn sie es versuchte, stellte sich Deryn das Entsetzen auf seinem Gesicht vor. Sie war nicht nur ein Mädchen in Jungenklamotten, sondern sie hatte ihn auch noch so lange belogen. Aber diesen Killefit würde Alek rasch beiseiteschieben, das wusste sie. Und dann würde er sie ganz bestimmt lieben.
    Trotzdem gab es da ein Problem, eine Sache, an der man nichts ändern konnte … Deryn war eine Bürgerliche. Sie war tausendmal bürgerlicher als Aleks Mutter, die immerhin eine geborene Gräfin gewesen war, oder als Lilit, die Anarchistin, die sechs Sprachen beherrschte und stets wusste, welche Gabel sie für welche Speise zu benutzen hatte. Deryn Sharp war von so einfacher Herkunft, wie man es nur sein konnte, und bloß aus einem einzigen Grund spielte das für seine Durchlaucht Prinz Aleksandar von Hohenberg keine Rolle: weil sie in seinen Augen ein Junge war.
    In dem Augenblick, in dem sie mehr als ein Freund für ihn sein könnte, würde er schnellstens davonrennen müssen.
    Der Papst schrieb keine Briefe, um die Töchter von verunglückten Ballonfahrern oder Mädchen in Jungenhosen oder sture Darwinisten in den Adelsstand zu erheben. Davon war sie hundertprozentig überzeugt.
    Deryn schaute zu, als sich Alek wie ein guter Enkel neben Nenes Bett hockte, wo die drei noch einmal die Einzelheiten des Angriffs durchgingen. An den Vorbereitungen dieses Kampfes hatten sie sich gemeinsam beteiligt, sie und Alek, und näher als jetzt würden sie sich nicht mehr kommen.
    »A, B, C …?«, fragte Bovril, und Deryn nickte.
    Sie betete, dass sie ihr Winkeralphabet sicher beherrschte. Wenn heute Nacht alles gut ging, würde sich die Mannschaft der Leviathan die Tesla-Kanone nach ihrer Zerstörung genauer anschauen wollen. Dann erhielt sie vielleicht die Gelegenheit, dem Luftschiff mitzuteilen, dass sie noch lebte.
    Vielleicht bekam sie sogar die Chance, nach Hause zurückzukehren und ihren Prinzen endlich hinter sich zu lassen.
    Das große Außentor des Hofes schwang langsam auf und dahinter breitete sich ein klarer, mondloser Himmel aus.
    »Wenigstens regnet es heute Nacht nicht«, sagte Alek und überprüfte die Anzeigen.
    »Kannst du laut sagen«, antwortete Deryn. Ein ordentlicher Schauer um Mitternacht hätte die Gewürzbomben in eine nutzlose klebrige Masse verwandelt und die einzigen Waffen des Komitees unbrauchbar gemacht. Das war der springende Punkt bei Schlachten, pflegte Mr. Rigby stets zu sagen: Ein Micker Pech, und alle wunderbaren Pläne gingen womöglich den Bach hinunter.
    Was wohl genauso für den Rest des Lebens galt, dachte sie.
    Durch den Hof hallte das Motorendröhnen der vier Läufer. Ş ahmeran, mit Zaven am Steuer, hob eine der riesigen Hände und gab das Signal zum Ausrücken, während er durch das Tor glitt.
    Als Nächste folgte Lilit in einem Minotaurus. Halb Stier, halb Mensch, musste sich ihr Läufer tief bücken, um die Hörner durch das Tor zu bringen, und streckte dazu die Arme aus, damit er das Gleichgewicht nicht verlor. In den Magazinen, die Meister Klopp an die Unterarme geschweißt hatte, klapperten Gewürzbomben.
    Alek stellte die Füße auf die Pedale seines Dschinns. Klopp hatte darauf bestanden, dass Alek heute Nacht eine arabische Maschine lenken sollte; wegen der Dampfkanone gehörte sie zu den sichersten Läufern des Komitees. Hinter dem Dschinn saßen Klopp und Bauer an der Steuerung eines eisernen Golems.
    »Festhalten, Bovril«, sagte Deryn, und das Tierchen krabbelte auf ihre Schulter. Die Krallen piekten durch die Pilotenjacke wie kleine Nadeln.
    Alek bewegte die Füße und der Apparat machte einen riesigen Schritt vorwärts.
    Deryn packte die Armlehnen ihres Kommandantenstuhls. Ihr war wie immer in der schwerfälligen Maschine nicht recht wohl zumute. Wenigstens befand sich der Dschinn noch im Parade-Modus, bei dem der Kopf geöffnet war. So konnte sie die Sterne sehen und frische Luft atmen.
    »Hier links abbiegen«, sagte sie. Damit die Mission so geheim wie möglich blieb, gab es

Weitere Kostenlose Bücher