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Behemoth - Im Labyrinth der Macht

Behemoth - Im Labyrinth der Macht

Titel: Behemoth - Im Labyrinth der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Keith; Westerfeld Andreas; Thompson Helweg
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Elefant kniet.«
    »Pusteln und Karbunkel! Haben Sie ein Seil an Bord?«
    »Ich fürchte nicht, Sir«, erwiderte der Mann. »Wir sind ja kein Segelschiff.«
    Deryn stöhnte entnervt. Was war das für ein Schiff, auf dem es keine Seile gab? Wieder stolperte die Maschine und Deryn musste sich am Geländer festhalten. Sie bewegte sich am Rand des Howdahs entlang und sah, dass drei Piloten von Männern in blauen Uniformen ersetzt worden waren. Nur der Vorderbein-Pilot auf der Backbordseite saß noch in seinem Sattel. Jedoch war das Seil weiterhin um seinen Bauch geschlungen und hing hinunter in die Menschenmenge. In Kürze würde man auch ihn nach unten gezerrt haben.
    In der Zwischenzeit stampften und scharrten drei der Läuferbeine und versuchten, die Maschine weiter vorwärtszubewegen. Der riesige rechte Vorderfuß traf den Karren eines Straßenhändlers und ließ einen Haufen Maronen wie Hagelkörner durch die Luft fliegen.
    »Brüllend blöde Apparate!«, fluchte Deryn. Ein anständiges Tierchen hätte gewusst, wem es zu gehorchen hatte.
    Plötzlich schwang der Rüssel nach Backbord. Er schob sich zwischen die Angreifer und traf den Mann, der versuchte, den vorderen Bein-Piloten aus dem Sattel zu zerren. Der Mann schrie und ließ los.
    »Gut gemacht!«, sagte Deryn zum Howdah-Piloten. »Könnten Sie die Eindringlinge abwerfen?«
    Der Mann schüttelte den Kopf. »Bis zu den hinteren Sätteln reicht der Rüssel nicht. Aber vielleicht …«
    Er bewegte die Hebel, und der Rüssel schlug hinüber nach Steuerbord, reckte sich nach hinten und langte nach dem Piloten auf dem Vorderbein. Einen Meter davor hielt er knirschend inne.
    »Es hat keinen Zweck, Sir!«, sagte der Mann. »Der Unerschrockene ist nicht so beweglich wie ein echtes Tier.«
    Auch wenn die Maschine vielleicht nicht besonders beweglich war, verfügte sie über große Kraft. Sie taumelte die Straße entlang und sowohl Menschen als auch Karren flohen in alle Richtungen. Einer der Riesenfüße traf einen Wagen und verwandelte ihn in Kleinholz. Der letzte britische Pilot bemühte sich nach Leibeskräften, die Maschine zum Stillstand zu bringen, hatte dabei allerdings kaum Chancen – schließlich steuerte er nur ein Bein gegen drei andere.
    »Gibt es denn gar nichts, das wir als Waffe benutzen können?«, fragte Deryn den Howdah-Piloten. »Sie brauchen doch bloß noch ein paar Fuß Länge!«
    »Dies ist ein Mechanisten-Apparat, Sir! An so etwas haben die wohl nicht gedacht.«
    »Pusteln und Karbunkel«, fluchte Deryn. »Dann müssen wir wohl mit mir vorlieb nehmen!«
    Der Mann löste für eine Sekunde den Blick von der Steuerung. »Wie bitte, Sir?«
    »Biegen Sie den Rüssel nach oben. Und zwar schnell, Mann!«, befahl sie und zog sich ihre hübsche Jacke aus und warf sie Newkirk zu. Dann kletterte sie über das Geländer vom Howdah auf den Kopf des Elefanten.
    »Was zum Teufel haben Sie vor?«, rief Newkirk.
    »Etwas brüllend Beknacktes!«, antwortete sie. Die Spitze des Metallrüssels tauchte vor ihr auf. Deryn machte sich bereit …
    … und sprang.
    Sie schlang die Arme um den glänzenden Stahl. Die einzelnen Glieder knarrten und knirschten, als sich der Rüssel bog und sie hoch über die Menschenmenge hob. Durch die Fliehkraft sausten ihre Beine hin und her, als würde sie auf einer riesigen Peitsche reiten, die durch die Luft pfiff.
    Verschwommene Formen flogen an ihr vorbei – sie schwang auf das Vorderbein auf der Steuerbordseite zu. Der Eindringling im Pilotensattel starrte sie mit großen Augen an, als sie mit den Füßen auf ihn zielte.
    Im letzten Moment duckte er sich und ihre Ausgeh-Stiefel zischten über seinen Kopf hinweg. Während sie vorbeiflog, rutschten ihre Hände über den glatten Metallrüssel und verloren langsam den Halt.
    Der Mann starrte sie finster an und zog ein Messer.
    Sein Gesicht fiel ihr auf: Es war viel heller als das der Rebellen auf der Straße.
    »Dummkopf!«, brüllte sie ihn auf Deutsch an.
    »Selber!«, antwortete er. Mechanisten-Sprache!
    Deryn kniff die Augen zusammen. Der Kerl war weder Türke noch Walache, Kurde oder was immer sich hier in Istanbul herumtrieb. Der Mann war ein Deutscher, da würde sie einen Besen fressen.
    Aber wie konnte sie ihn loswerden? Schwer vorstellbar, dass sie mit ihren Ausgeh-Stiefeln einen Kampf gegen ein Messer gewinnen könnte.
    Ihr Blick wanderte hoch zum Howdah. Dr. Barlow rief dem Piloten etwas zu. Hoffentlich würde das, was der Eierkopf ausheckte, ziemlich bald funktionieren.

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