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Behemoth - Im Labyrinth der Macht

Behemoth - Im Labyrinth der Macht

Titel: Behemoth - Im Labyrinth der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Keith; Westerfeld Andreas; Thompson Helweg
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Solche Tiere kamen für gewöhnlich bei der Aufzeichnung von Zeremonien am Hof oder von Sitzungen des Parlamentes zum Einsatz. Sie entschied sich, sorgfältiger auf ihre Worte zu achten.
    »Größtenteils Ingenieure«, fuhr der Reporter fort. »Es wird jede Menge gebaut. Gerade erst wurde ein neuer Palast für den Sultan fertig gestellt.«
    »Aye, Miss Eierkopf will morgen dorthin«, sagte Newkirk.
    Deryn brachte ihn mit einem Ellbogenstoß in die Rippen zum Schweigen und wandte sich wieder dem Reporter zu. »Wie heißen Sie doch gleich, Sir?«
    »Eddie Malone von der New York World . Und bitte, Sie brauchen mich nicht ›Sir‹ zu nennen.« Er reichte ihr die Hand und lächelte wieder. »Natürlich werde ich Sie nicht nach Ihrem Namen fragen, denn wir unterhalten uns ja nur inoffiziell.«
    Deryn schüttelte dem Mann die Hand und fragte sich, ob dieser Reporter wirklich nur Killefit im Kopf hatte. Während der Botschafter sie und Newkirk vorgestellt hatte, hatte der Reporter ihre Namen nämlich in sein zerknittertes Notizbuch geschrieben. Außerdem hatte er Fotos gemacht, denn die Leuchtkäferschöpfung im Blitzapparat der verbeulten Kamera war mehrmals aufgeflammt.
    Amerikaner waren seltsame Leute – weder Mechanisten noch Darwinisten. Stattdessen experimentierten sie auf beiden Feldern und vermischten die Technologien, wie es ihnen am besten in den Kram passte. Allgemein ging man davon aus, dass sie sich aus dem Krieg heraushalten würden, es sei denn, jemand würde sie mit Macht hineinzerren.
    »Es sind sogar deutsche Offiziere in Istanbul.« Malone zeigte auf die Wachen, die Haltung annahmen, während sie sich dem Tor des Landeplatzes näherten. Statt roter Feze trugen sie spitze Helme, die ein wenig wie Aleks Pilotenhut aussahen.
    »Das sind Deutsche?«, fragte Newkirk alarmiert.
    »Nein, osmanische Soldaten«, erwiderte der Reporter. »Aber sehen Sie sich die nur mal genauer an. Früher hatten sie bunte Uniformen, bis der Feldmarschall sie in graue Klamotten gesteckt hat, wie anständige Mechanisten.«
    »Wer ist das?«, erkundigte sich Deryn.
    »Feldmarschall Liman von Sanders. Ein Deutscher – und ein guter Freund des Kaisers. Die Osmanen haben ihm den Oberbefehl über die Armee hier in Istanbul erteilt. Ihre Diplomatenkumpel haben einen Aufstand gemacht und er ist zurückgetreten.« Malone stolzierte kurz mit eigenartigen Schritten quer über den Howdah. »Allerdings erst, nachdem er ihnen beigebracht hatte, wie anständige Deutsche marschieren!«
    Deryn sah Newkirk an. Dieser Reporter war eindeutig übergeschnappt. »Die Osmanen haben einem Deutschen den Befehl über ihre brüllende Armee gegeben?«
    Malone zuckte mit den Schultern. »Vielleicht waren sie es leid, immer herumgeschubst zu werden. Die Franzosen und Briten hatten hier früher das Sagen, aber diese Zeiten sind vorbei. Ich nehme an, Sie haben das mit der Osman mitbekommen?«
    Deryn nickte langsam. »Aye, das Schiff, das sich Lord Churchill geliehen hat.«
    »Geliehen?« Malone lachte laut auf und schrieb etwas in sein Notizbuch. »Also, das kann ich gebrauchen.«
    Deryn murmelte vor sich hin und schalt sich selbst einen Vollidioten. »Das war hier wohl schon eine aufregende Nachricht?«
    »Aufregende Nachricht? Ist eingeschlagen wie eine Bombe! Der Sultan ist praktisch pleite, deshalb hatte er das Schlachtschiff mit Geld gekauft, das er beim Volk gesammelt hat. Großmütter haben ihren Schmuck verkauft und den Erlös gespendet. Kinder haben ihre Pennys hergegeben und Schattenrisse von den Begleitschöpfungen erstanden. Jedem Einwohner des Reiches gehört ein Stück dieses Schiffes! Oder zumindest war es so, bis Ihr Lord Churchill es sich unter den Nagel gerissen hat.« Der Mann grinste wie blöde, und der Ochsenfrosch auf seiner Schulter nahm alles, was sie sagten, in sein Gedächtnis auf.
    Deryn räusperte sich. »Ich schätze, die sind jetzt möglicherweise ein bisschen sauer auf uns.«
    Malone deutete auf das Tor des Landeplatzes, das sich vor ihnen öffnete, und leckte dann die Spitze seines Stiftes an. »Das werden Sie schon bald selbst sehen.«
    Hinter dem Tor führte eine breite Prachtstraße auf die Stadt zu. Nach und nach wurde es immer belebter, und am Rand ragten Gebäude in die Luft, die so hoch wie der Howdah waren. Die Straße füllte sich mit Karren und Menschen, in den Auslagen der Schaufenster sah Deryn Teppiche und Geschirr, und alles war mit wilden Mustern verziert. Entlang der Gehsteige standen Stände mit Nüssen und

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