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Behemoth - Im Labyrinth der Macht

Behemoth - Im Labyrinth der Macht

Titel: Behemoth - Im Labyrinth der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Keith; Westerfeld Andreas; Thompson Helweg
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gehört habe, gehört die Hälfte der Zeitungen den Deutschen.«
    Dr. Barlow starrte den Botschafter aufs Neue erschüttert an.
    »Den Deutschen gehört eine Zeitung«, protestierte er und putzte weiter seine Brille. »Die soll allerdings angeblich über einen gewissen Einfluss verfügen. Es ist recht schlau von ihnen, ihre Lügen in Konstantinopel zu verbreiten.«
    »Es heißt Istanbul «, korrigierte Dr. Barlow und umklammerte ihre Reitgerte.
    Deryn schüttelte den Kopf und wandte sich wieder dem Menschengewühl zu.
    Die Männer drängten näher heran, skandierten einen Sprechgesang und stießen rhythmisch die Fäuste in die Luft. Sie eilten durch das Gewimmel aus Menschen und Karren und ihre Feze strömten wie rotes Wasser an den Wackersteinen in einem Bach vorbei. Bald hatten sie den Läufer umzingelt, riefen den Piloten in den Sätteln etwas zu und schwangen dazu Zeitungen. Deryn kniff die Augen zusammen: Auf den Titelseiten erkannte sie unter einer riesigen Schlagzeile das Bild eines Schiffes.
    Die Männer schrien »Osman! Osman!« Und noch ein anderes Wort fiel ihr in dem Tumult auf: » Behemoth! « Dieses Wort hatte Deryn noch nie gehört.
    »Nun ja«, sagte Dr. Barlow. »Nicht gerade ein ermutigender Anfang.«
    Der Botschafter richtete sich auf und tätschelte das Geländer des Howdahs. »Kein Grund zur Sorge, Madam. Hier auf dem Unerschrockenen haben wir schon weit Schlimmeres überstanden.«
    Gute fünfzehn Meter über den Rebellen waren sie durchaus in Sicherheit, wie Deryn einräumen musste. Niemand warf mit Gegenständen nach ihnen oder versuchte, an den riesigen Beinen des Elefanten hinaufzuklettern. Der Howdah-Pilot schob die Protestierenden einfach mit dem Rüssel zur Seite und der Läufer verlangsamte kaum den Schritt.
    Doch Dr. Barlows Miene war kalt geworden. »Es geht mir nicht darum, irgendetwas zu ›überstehen‹, Botschafter. Mein Ziel besteht darin, die Freundschaft mit diesem Land zu bestärken.«
    »Nun, dann reden Sie lieber mit Lord Churchill!«, rief der Botschafter. »Es ist ja wohl nicht Schuld des Außenministeriums, wenn er hingeht und sich …«
    Seine Worte wurden von einem metallischen Ächzen übertönt und die Welt neigte sich unter ihnen zur Seite. Deryn rutschte in ihren Ausgehstiefeln über den Seidenteppich und alle taumelten hinüber zur Steuerbordseite des Howdahs. Das Geländer drückte sich Deryn in den Bauch, und sie kippte halb hinüber, konnte sich dann aber rechtzeitig aufrichten.
    Sie starrte nach unten: Der Pilot auf dem vorderen Bein war von seinem Platz abgestürzt und lag mitten unter den Rebellen. Die wirkten genauso überrascht wie der Pilot selbst und bückten sich, um ihm aufzuhelfen.
    Warum war der Mann aus dem Sattel gefallen?
    Während die Maschine ruckend zum Halt gelangte, erhaschte Deryn aus den Augenwinkeln eine Bewegung. Ein Lasso flog aus der Menge heraus und schlang sich um die Schultern des Piloten auf einem der Hinterbeine, der daraufhin ebenfalls aus dem Sattel gerissen wurde. Ein Mann in blauer Uniform kletterte am Vorderbein nach oben.
    »Wir werden geentert!«, schrie Deryn und rannte zur Backbordseite des Howdahs. Der Unerschrockene wurde auch hier angegriffen. Der Mann, der das hintere Bein steuerte, war bereits nach unten gezerrt worden, der vordere Pilot wehrte sich noch gegen das Seil um seinen Bauch.
    Deryn beobachtete, wie ein weiterer Mann in blauer Uniform – einer britischen Uniform – den Platz des hinteren Piloten einnahm und nach der Steuerung griff.
    Plötzlich setzte sich die Maschine wieder in Bewegung und machte einen riesigen Schritt auf die Menschenmenge zu. Jemand schrie, als der riesige Fuß niederging und Pflastersteine zerschmetterte.
    Die Rebellen mit ihren roten Fezen stoben auseinander.

12. Kapitel
    »Jetzt unternehmen Sie doch etwas, Mr Sharp«, rief Dr. Barlow durch den Lärm. »Offensichtlich hat man uns entführt!«
    »Aye, Ma’am, ist mir auch schon aufgefallen!« Deryn griff nach ihrem Taklermesser, doch das hatte sie nicht bei sich, denn ihre Ausgeh-Uniform hatte kaum Taschen, die die Bezeichnung wert waren. Ihr blieben nur die bloßen Fäuste.
    »Wie komme ich nach unten zu den Sätteln?«, fragte sie den Howdah-Piloten.
    »Von hier aus können Sie die nicht erreichen, Sir«, antwortete der Pilot. Krampfhaft hielt er die Rüsselsteuerung umklammert. Er schob Menschen in Sicherheit, während die Maschine durch die panische Menge stampfte. »Die Bein-Piloten steigen von unten auf, während der

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