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Behemoth - Im Labyrinth der Macht

Behemoth - Im Labyrinth der Macht

Titel: Behemoth - Im Labyrinth der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Keith; Westerfeld Andreas; Thompson Helweg
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Leviathan , dafür war es aufgetakelt wie eine Hochzeitstorte. Eine Umrandung aus Troddeln flatterte am Luftsack, und Baldachine aus wallender Seide überdachten die Gondel, als habe ein osmanischer Prinz beschlossen, mit seinem Himmelbett in die Lüfte aufzusteigen.
    Das Luftschiff wurde von einem langen zylindrischen Ballon getragen, der mehrere Öffnungen im Bauch hatte, die mit heißer Luft gespeist wurden. Diese stieg aus flammenden Schloten in Gestalt riesiger Ungeheuerköpfe auf. Propeller drehten sich an langen und mit Gelenken versehenen Armen, von denen manche nach oben und andere nach unten zeigten. Die beiden größten schoben das Luftschiff vorwärts. Der Bug war gestaltet wie der Kopf eines Falken mit Hakenschnabel, und in die Seiten der Gondel waren Flügel geschnitzt, die sich wie Rasierklingen auffächerten.

    Die Propeller wurden gedreht, bis das Luftschiff sanft auf dem Gras des Landeplatzes aufgesetzt hatte.
    Eine kurze Gangway wurde aus der Gondel heruntergelassen. Dr. Barlow faltete den Sonnenschirm zusammen und zeigte auf die Eierkiste. »Wenn Sie so freundlich wären, Mr Sharp.«
    »Unersetzlich, in der Tat«, sagte Deryn und hob grunzend die Kiste hoch.
    Sie folgte Dr. Barlow die Gangway hinauf zu einer offenen Plattform, die wie das Achterdeck eines Segelschiffes von einer Reling umgeben war. Der Propellerwind umwirbelte sie und zerzauste den Schleier, den sich Dr. Barlow am Hut befestigt hatte.
    Die Mannschaft bestand aus dunkelhäutigen Männern, die allerdings keine Wüstenmäntel trugen wie die Afrikaner, die Deryn vom Howdah des Elefanten aus gesehen hatte. Stattdessen waren sie in Seidenuniformen gekleidet und auf ihren Köpfen saßen hohe Turbane in leuchtendem Rot und Orange. Zwei nahmen ihr die Eierkiste ab und sicherten sie rasch mit Metallklampen auf dem Deck.
    Einer der Männer trug einen hohen kegelförmigen Hut und eine Fliegerbrille zum Schutz der Augen. Irgendein mechanisches Tierchen hockte auf seiner Schulter. Es ähnelte einer Eule mit großen Augen und weit aufgerissenem Schnabel. Ein winziger Zylinder befand sich auf der Brust der Maschine und über dessen sich drehende Oberfläche kratzte ein Metallstift.
    Der Mann trat vor und verneigte sich vor Dr. Barlow. »Friede sei mit Ihnen, Madam. Ich bin der Kizlar Agha. Willkommen an Bord.«

    Dr. Barlow antwortete in einer Sprache, die Deryn nicht verstand, die jedoch viel weicher klang als Deutsch. Der Mann lächelte und wiederholte den gleichen Satz, während er sich vor Deryn verbeugte.
    »Kadett Dylan Sharp«, sagte sie und verneigte sich ebenfalls. »Höchst erfreut, Mr Agha.«
    Dr. Barlow lachte. »Kizlar Agha ist ein Titel, Mr Sharp, kein Name. Er ist der Hauptmann der Palastwache und der Schatzkammer. Der wichtigste Mann im ganzen Reich nach dem Sultan und dem Großwesir. Er überbringt wichtige Botschaften.«
    »Und wichtige Besucher«, sagte der Mann und hob eine Hand. Die Schornsteine spuckten Feuer und in der Hitze waberte die Luft.
    Deryn stieg der süße Geruch von brennendem Propan in die Nase. Sie schauderte, biss die Zähne zusammen und griff nach der Reling, als das Luftschiff in den Himmel aufstieg.
    »Ist Ihnen unwohl, Mr Sharp?«, erkundigte sich der Kizlar Agha. »Luftkrankheit erscheint mir eine seltene Schwäche bei einem Flieger.«
    »Mir geht es gut, danke, Sir« erwiderte Deryn steif. »Ich werde nur immer ein bisschen nervös auf Heißluftballons.«
    Der Mann verschränkte die Arme vor der Brust. »Ich versichere Ihnen, die Luftyacht Stambul des Sultans ist so sicher wie jedes Flugtier.«
    »Gewiss, Sir«, sagte Deryn, hielt sich jedoch weiterhin am Geländer fest. Die Schornsteine spuckten wieder Feuer und brüllten wie verärgerte Tigerartige.
    »Gestern hatten wir leider eine Art unangenehme Begegnung«, erklärte Dr. Barlow und legte Deryn eine kühle Hand auf die Wange. »Und heute Nacht gab es Alarm. Mr Sharp war ziemlich beschäftigt, fürchte ich.«
    »Ach, ja. Ich habe gehört, die Jungen Türken hätten sie belästigt«, sagte der Kizlar Agha. »Überall gibt es jetzt diese Revolutionäre. Aber im Palast und im Himmel können die uns nichts anhaben.«
    Das Luftschiff hatte den Zaun des Flugplatzes hinter sich gelassen und die Rebellen am Tor wirkten winzig wie Ameisen. Während sich Dr. Barlow und der Kizlar Agha unterhielten, betrachtete Deryn die Stadt und gab sich alle Mühe, die von der Hitze flirrende Luft um sie herum nicht zu beachten. Bald schwebte die Stambul über

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