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Behemoth - Im Labyrinth der Macht

Behemoth - Im Labyrinth der Macht

Titel: Behemoth - Im Labyrinth der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Keith; Westerfeld Andreas; Thompson Helweg
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Entenküken läuft er der ersten Person nach, die er sieht.«
    »Und Sie haben für eine Bindung an Alek gesorgt!«
    »Ich war leider gezwungen, zu improvisieren. Nach unserem Absturz in den Alpen befürchtete ich, wir würden Istanbul nicht mehr rechtzeitig erreichen. Ich wollte nicht miterleben, dass Jahre meiner Arbeit plötzlich vergeblich gewesen wären.« Sie zuckte mit den Schultern. »Außerdem mag ich Alek, und er soll jeden Vorteil bekommen, den er auf seiner Reise gebrauchen kann. Und wer dem Perspikuitiven Loris genau zuhört, für den kann er sehr hilfreich sein.«
    »Hilfreich?«, fragte Deryn. »Wie denn?«
    »Natürlich, indem er perspikuitiv ist!«
    Deryn runzelte die Stirn und fragte sich, was »perspikuitiv« bedeuten mochte. Konnte sie Dr. Barlow überhaupt vertrauen? Sie schien schließlich nicht ihren gesamten Plan preiszugeben.
    »Aber es war nicht nur zu seiner Hilfe gedacht«, hakte Deryn nach. »Alek ist ein wichtiger Mechanist, ebenso wie der Sultan, und deshalb sollte er einen Loris bekommen.«
    »Es ist so, wie ich gestern gesagt habe.« Dr. Barlow deutete auf den schnabelartigen Bug vor ihnen, wo riesige Köpfe Feuer spuckten. »Anders als die übrigen Mechanisten-Mächte haben die Osmanen das Geflecht des Lebens nicht vergessen. Und ich glaube, in dieser kurzen Zeit bei uns könnte Alek ein wenig zur Vernunft gelangt sein.«
    »Vernunft?« Deryn schluckte. »Was hat ein frisch geschlüpftes Tierchen denn mit Vernunft zu tun?«
    »Natürlich nichts, außer in Hinblick auf das Gesetz meines Großvaters: ›Keine Tierschöpfung soll menschlichen Verstand besitzen.‹« Sie winkte ab. »Betrachten Sie es als Wortspiel, Mr Sharp. Eines ist jedoch sicher: Dieser Krieg wird die Königshäuser Europas ordentlich durcheinanderwirbeln. Möglicherweise ist Alek eines Tages so wichtig wie ein Sultan, ob er nun ein richtiger Adeliger ist oder nicht.«
    »Aye, genau das hat Graf Volger auch gesagt.«
    »Tatsächlich?« Dr. Barlow trommelte mit den Fingern auf das Geländer. »Wie interessant.«
    Vor ihnen glänzte der Bosporus in der Mittagssonne. Direkt unter ihnen befanden sich zwei gigantische Bauwerke aus Marmor und Stein: Moscheen, deren Kuppeln sich wie Riesenschilde gegen den Himmel aufrichteten, während ihre Minarette sich wie Speere in die Höhe reckten. Der Platz zwischen den Gebäuden war mit Menschen gefüllt, die nach oben schauten, als der Schatten der Stambul über sie hinwegglitt.
    Der Kizlar Agha erteilte Befehle und die Propeller an ihren langen, dürren Armen wurden neu ausgerichtet. Das Luftschiff sank nun und steuerte eine Art Park an, der von hohen Mauern umgeben war. Dutzende niedriger Gebäude darin waren über Wege und überdachte Gänge miteinander verbunden. Außerdem gab es weitere Kuppeln und Minarette, fast als sei es eine eigene Stadt innerhalb der Palastmauern.
    »Vielleicht sollten wir Graf Volger im Auge behalten«, sagte Dr. Barlow.
    Deryn nickte und erinnerte sich an das Angebot des Wildgrafen, ihr im Austausch gegen Nachrichten aus der Welt mehr über das Tierchen zu erzählen. Bestimmt stand er einem Informationsaustausch offen gegenüber. »Nun, ja, Ma’am, er hat gesagt, er wolle mir Fechtunterricht erteilen.«
    Dr. Barlow lächelte. »Dann sollten Sie vielleicht Fechten lernen, junger Mann.«

18. Kapitel
    Die Stambul landete knapp hinter der Palastmauer in einem überwucherten Garten von der Größe eines Kricketfeldes.
    Der Kizlar Agha stand am Bug des Luftschiffs und brüllte den Propeller-Männern Anweisungen zu, damit sie auf dem Weg nach unten die notwendigen Steuermanöver vornahmen. Deryn erkannte bald den Grund: Es gab kaum genug Platz für ein Luftschiff. Dennoch setzten sie, sanft wie ein Kuss, exakt an einem Punkt auf, wo sich fünf Wege kreuzten, und der Auftriebskörper schwebte wie ein bunter Pavillon über dem Garten. Die Blätter der Palmen schwankten im Wind der Propeller.
    Die Treppe wurde heruntergelassen und der Kizlar Agha führte Deryn, Dr. Barlow und die beiden Männer mit der Eierkiste hinab in den Garten des Sultans.
    Hundert Fenster blickten auf sie herunter, doch alle waren mit Metallgittern versehen, die golden in der Sonne glänzten. Deryn fragte sich, ob sie durch die dünnen Schlitze beobachtet wurden, von Höflingen oder Beratern oder den zahllosen Frauen aus dem berühmten Harem des Sultans.
    Nichts hier war mit dem Buckingham Palace zu vergleichen, dem Königsschloss, wo Deryn an ihrem ersten Tag in London die

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