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Behemoth - Im Labyrinth der Macht

Behemoth - Im Labyrinth der Macht

Titel: Behemoth - Im Labyrinth der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Keith; Westerfeld Andreas; Thompson Helweg
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rechte Moment gekommen ist, könnte Alek zum Zünglein an der Waage werden.«
    Deryn runzelte die Stirn. Was der Graf erzählte, passte nicht ganz zu Aleks Geschichte darüber, wie seine Familie immer von oben auf ihn und seine Mutter herabgeschaut hatte. Doch oben in den Alpen hatten die Deutschen allerdings eine Flotte von Luftschiffen geschickt, um ihn gefangen zu nehmen. Die hielten ihn also immerhin für wichtig. »Und wie können wir ihm helfen?«
    »Im Augenblick gar nicht. Aber man weiß ja nie, welche Gelegenheiten sich bieten. Mein Problem ist nur, dass ich jetzt kein Funkgerät mehr habe.«
    Deryn runzelte die Stirn. »Sie hatten ein Funkgerät? Haben die Offiziere darüber Bescheid gewusst?«
    »Sie haben nicht danach gefragt.« Graf Volger deutete mit der Hand auf sein Frühstück. »Und die Morgenzeitung haben Sie mir auch nicht mitgebracht. Wohl vergessen. Wenn Sie mich also über die Ereignisse auf dem Laufenden halten könnten, wäre mir das sehr recht.«
    »Wie? Ich soll für Sie spionieren?«, rief Deryn. »Brüllend unwahrscheinlich!«
    »Am Ende könnte es sich lohnen.«
    »Wie denn? Noch mehr Tee ?«
    Der Wildgraf lächelte. »Vielleicht habe ich etwas Besseres auf Lager. Zum Beispiel müssten Sie eigentlich eine Ihrer Kreaturen vermissen.«
    »Das Tierchen, das letzte Nacht geschlüpft ist? Sie wissen, wo es ist?« Der Mann antwortete nicht, aber Deryns Verstand arbeitete bereits auf Hochtouren. »Dann muss es geschlüpft sein, bevor Alek den Maschinenraum verlassen hat! Er hat es mitgenommen, oder?«
    »Vielleicht. Vielleicht haben wir es auch erstickt, damit es Ruhe gibt.« Volger aß seinen letzten Bissen Toast und tupfte sich den Mund mit einer Serviette ab. »Glauben Sie, Dr. Barlow wäre an den Einzelheiten interessiert?«
    Deryn kniff die Augen zusammen. So wie sich Dr. Barlow benahm, hatte sie schon eine recht klare Vorstellung davon, wohin das Neugeborene verschwunden war. Plötzlich dämmerte es ihr. Deryn hätte es sofort begriffen, wenn sie nicht so müde gewesen wäre. Jetzt, wo sie darüber nachdachte, ergaben plötzlich einige der Seltsamkeiten in der Umgebung der Eier Sinn. »Aye«, sagte Deryn. »Möglicherweise ist sie interessiert.«
    »Dann werde ich Ihnen in allen Einzelheiten berichten, wie es Ihrer Kreatur gestern Nacht ergangen ist, solange Sie mich in den nächsten Tagen über die Lage informiert halten.« Der Graf schaute aus dem Fenster. »Die Osmanen werden bald eine Entscheidung treffen, ob und auf welcher Seite sie in den Krieg eintreten. Aleks nächster Schritt wird stark von ihrer Wahl abhängen.«
    Deryn folgte seinem Blick aus dem Fenster. Die Türme von Istanbul waren in der Ferne durch den Dunst von Motorenrauch über der Stadt gerade zu erkennen. »Nun, ich könnte Ihnen berichten, was in den Zeitungen steht. Das wäre keine Spionage, denke ich.«
    »Hervorragend.« Graf Volger stand auf und bot ihr die Hand an. »Ich glaube, Sie und ich könnten noch Verbündete werden.«
    Deryn starrte kurz auf seine Hand, seufzte und schüttelte sie. »Danke für den Tee, Sir. Und übrigens wäre ich Ihnen sehr dankbar, wenn Sie Ihren nächsten Fluchtversuch etwas leiser unternehmen, und vielleicht wenigstens bei Tag.«
    »Gewiss.« Volger verneigte sich elegant. »Und falls Sie jemals richtig fechten lernen wollen, Mr Sharp, wenden Sie sich vertrauensvoll an mich.«

17. Kapitel
    Auf halbem Weg zurück zur Kabine des Bootsmanns blieb eine Boteneidechse an der Decke über ihr stehen und fixierte sie mit ihren Knopfaugen.
    »Mr Sharp«, krächzte sie mit der Stimme von Dr. Barlow, »ich brauche Sie heute. In Gala-Uniform. Wir statten dem Sultan einen Besuch ab.«
    Deryn starrte das Tierchen an und fragte sich, ob sie richtig gehört hatte. Dem Sultan? Dem Herrscher über das ganze osmanische Reich?«
    »Ich habe Mr Rigby ans Herz gelegt, Sie von Ihren anderen Pflichten zu befreien«, fuhr die Eidechse fort. »Wir treffen uns mittags auf dem Landeplatz. Und seien Sie pünktlich.«
    Deryn schluckte. »Aye, Ma’am. Ich werde da sein. Ende der Nachricht.«
    Das Tierchen huschte davon. Deryn schloss die Augen und fluchte leise. Sie hatte keine Ausgeh-Uniform mehr, seit gestern nicht mehr. Deryn hatte die Jacke ausgezogen, bevor sie auf den Rüssel des Unerschrockenen gesprungen war, und ihr einziges gutes Hemd war noch hellrot gefärbt von der Gewürzbombe. Selbst nach zweimal waschen würde sogar ein totes Pferd niesen, wenn es daran schnüffelte. Sie musste sich eins

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