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Behemoth - Im Labyrinth der Macht

Behemoth - Im Labyrinth der Macht

Titel: Behemoth - Im Labyrinth der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Keith; Westerfeld Andreas; Thompson Helweg
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des Sultans als Nächstes zwingen werden …«
    »In der Tat, Mr Sharp.«
    Deryn betrachtete das Wasser, das sich bis zum Horizont ausdehnte. Die Mittelmeerflotte der Royal Navy kreuzte südlich des Bosporus und wartete auf die Goeben und die Breslau . In der anderen Richtung lag die russische Marine in den Häfen des Schwarzen Meeres und wusste nicht einmal, dass ihr alter Erzfeind, der Sultan, über zwei neue Panzerschiffe verfügte.
    Admiral Souchon musste also nur mal kurz in die eine oder die andere Richtung auslaufen und die Osmanen würden unweigerlich in den Krieg gezogen.

19. Kapitel
    »Vermutlich ist es töricht, das Hotel zu verlassen, wenn sich hier so viele Deutsche herumtreiben.«
    Alek erhielt keine Antwort, während er sich das Jackett seines neuen Anzugs zuknöpfte.
    »Aber die Deutschen wissen nicht, wie ich aussehe«, fuhr er fort. »Und die Osmanen wissen nicht einmal, dass ich hier bin.«
    Alek setzte den Fez auf, betrachtete sich im Spiegel und wartete. Wieder erhielt er keine Antwort.
    »In dieser Kleidung wird mich jeder für einen richtigen Türken halten.« Alek warf die Troddel des Fezes nach hinten. Trug man die links oder rechts? »Und für den Fall, dass ich Deutsch sprechen muss, habe ich wenigstens den Tonfall der normalen Menschen geübt, und deshalb klinge ich dann nicht mehr wie so ein Prinz.«
    »So ein Prinz«, sagte das Tier.
    »Na ja, das ist deine Meinung.« Alek seufzte. Wie hatte er sich eigentlich angewöhnt, mit dem Tier zu sprechen? Inzwischen kannte es vermutlich all seine Geheimnisse.
    Aber das war besser, als seine Zweifel mit den beiden anderen zwei Männern zu teilen, vermutete er. Und diese weise, zufriedene Miene, die das Tier aufsetzte, gab Alek das Gefühl, es würde tatsächlich zuhören und nicht nur willkürlich Worte wiederholen.
    Alek überprüfte sein Aussehen ein letztes Mal im Spiegel, ehe er sich der Tür zuwandte. »Sei ein gutes Tierchen, dann kommt Meister Klopp und füttert dich. Nicht winseln. Ich bin bald zurück.«
    Das Tier sah ihn eindringlich an und schien dann zu nicken. »Bald zurück«, sagte es.
    Korporal Bauer trug seine neue Zivilkleidung und wartete in dem Zimmer, das er sich mit Klopp teilte. Der Meister der Mechanik selbst konnte das Hotel nicht verlassen. Innerhalb der Technikergilde der Mechanisten war er zu bekannt und in Konstantinopel wimmelte es von deutschen Ingenieuren.
    Auf dem Weg in die Stadt in der vergangenen Nacht hatte Alek ein Dutzend Bauprojekte gesehen, an denen der schwarze Adler auf gelbem Grund prangte, die Freundschaftsflagge des deutschen Kaisers. Überall an den antiken Mauern der Stadt glänzten neue Schornsteine, Dampfrohre und Funkantennen. Alek erinnerte sich, dass sein Vater einmal erzählt hatte, Deutschland fördere diese Politik des Mekanzimats , also die Neugestaltung der osmanischen Gesellschaft um die Maschine herum.
    »Trotzdem halte ich es weiterhin für eine schlechte Idee, junger Herr«, sagte Klopp. Er wandte sich von dem Funkgerät und einem Block voller Punkte und Striche ab.
    »Mich erkennt doch niemand«, sagte Alek. »Mein Vater war so vorsichtig und hat mich niemals von Malern oder Fotografen porträtieren lassen. Außerhalb meiner Familie weiß fast niemand, wie ich aussehe.«
    »Erinnern Sie sich daran, was in Lienz passiert ist!«
    Alek holte tief Luft und dachte an den Tag zurück, an dem er sich zum ersten Mal als Bürgerlicher verkleidet hatte. »Ja, Klopp, da habe ich mich wie ein kleiner Prinz benommen. Aber seitdem habe ich durchaus gelernt, wie man sich als normaler Mensch verhält, oder?«
    Klopp zuckte lediglich mit den Schultern.
    »Und wenn wir uns im Osmanischen Reich verstecken wollen«, fuhr Alek fort, »müssen wir wissen, was die Großmächte hier vorhaben. Ich bin der Einzige unter uns, der andere Sprachen als Deutsch beherrscht.«
    Klopp sah ihm kurz in die Augen, ehe er den Blick abwandte. »Natürlich kann ich der Logik Ihrer Worte nicht widersprechen. Ich wünschte nur, Sie würden nicht gehen.«
    »Ich wünschte auch, Volger wäre hier«, sagte Alek leise. »Aber ich habe ja jemanden, der gut auf mich aufpasst. Nicht wahr, Bauer?«
    »Zu Ihren Diensten, Hoheit«, sagte Bauer.
    »Bauer«, sagte Alek, »wenn wir diesen Raum verlassen haben, gibt es keine Hoheiten mehr, ja?«
    »Ja, Hoheit. Ich meine, äh … Wie soll ich Sie denn ansprechen, Hoheit?«
    Alek lächelte. »Niemand, der uns reden hört, wird uns für Türken halten, deshalb wäre ein guter deutscher

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