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Behemoth - Im Labyrinth der Macht

Behemoth - Im Labyrinth der Macht

Titel: Behemoth - Im Labyrinth der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Keith; Westerfeld Andreas; Thompson Helweg
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der Russische Bär lauerte hinter dem Meer, während die britische Marine aus dem Mittelmeer nahte.
    Beherrscht wurde das Plakat von einer riesigen Chimära, einem Ungeheuer, das am Horizont entlangschlich. Es war eine darwinistische Schöpfung, die aus einem halben Dutzend Tiere bestand. Dazu trug sie einen unförmigen Hut. Sie hielt ein Schlachtschiff in der einen Klaue und einen Sack mit Geld in der anderen. Ein kleiner, fetter Mann, auf dessen Schulter »Winston Churchill« stand, schaute zu, wie das Untier die kleinen Türme und Kuppeln der Stadt unten bedrohte.
    »Wer schützt uns vor diesen Ungeheuern?«, stand als Überschrift darauf.
    »Das muss die Osman sein«, sagte Bauer und deutete auf das Schlachtschiff.
    Alek nickte. »Ist schon ein eigenartiger Gedanke, aber wenn Lord Churchill das Schiff nicht gestohlen hätte, wäre die Leviathan niemals quer über Europa geflogen. Und wir würden immer noch in dieser Burg in den Alpen sitzen.«
    »Dort wäre es vielleicht ein bisschen sicherer«, sagte Bauer. Dann lächelte er. »Und viel kälter. Und außerdem würde uns niemand guten türkischen Kaffee bringen.«
    »Glauben Sie, ich habe die richtige Wahl getroffen, Hans? Die Sicherheit aufzugeben?«
    »Sie hatten wohl kaum eine andere Wahl, Hoheit – ich meine, Fritz.« Bauer zuckte mit den Schultern. »Sie mussten sich dem stellen, was auf Sie zukam, gleichgültig, welche Pläne Ihr Vater hatte. An diesen Punkt kommt jeder Mann früher oder später.«
    Alek schluckte und war dankbar für die Worte. Er hatte Bauer bisher nie nach seiner Meinung gefragt, doch jetzt fand er es wohltuend, zu wissen, dass der Mann ihn nicht für einen kompletten Idioten hielt.
    »Was ist mit Ihrem Vater, Hans? Er muss Sie ja für einen Deserteur halten?«
    »Meine Eltern haben mich vor langer Zeit rausgeschmissen.«
    Bauer schüttelte den Kopf. »Zu Hause gab es zu viele Mäuler zu stopfen. Bei Hoffmann war es kaum anders, glaube ich. Ihr Vater hat nur Männer ohne Familie für Sie ausgewählt.«
    »Das war vermutlich sehr fürsorglich von ihm«, sagte Alek, den die Erkenntnis traf, dass er und seine Männer in gewisser Weise wie Waisen waren. »Nachdem dieser Krieg vorbei ist, Hans, werden Sie nie wieder Hunger leiden, das schwöre ich Ihnen.«
    »Nicht notwendig, Fritz. Ich erfülle nur meine Pflicht. Und außerdem wird man wohl in dieser Stadt kaum jemals Hunger leiden.«
    Der Kaffee wurde gebracht; er roch nach Schokolade und war dickflüssig wie schwarzer Honig. Ganz bestimmt schmeckte er besser als alles, was man über einem Feuer in den eisigen Alpen zubereiten könnte.
    »Kaffee in der Schlangengrube.«
    Alek trank einen Schluck und ließ die düsteren Gedanken von dem kräftigen Geschmack vertreiben. Er lauschte zu den anderen Tischen hinüber und hörte Beschwerden über verspätete Nachschublieferungen und zensierte Briefe aus der Heimat. Die Eroberung von Belgien war abgeschlossen und die Ingenieure feierten. Bald würde Frankreich fallen. Anschließend würde man einen raschen Feldzug gegen das darwinistische Russland und die Inselfestung Britannien führen.
    Selbst wenn es ein langer Krieg werden würde, wie manche behaupteten, so würden die Deutschen am Ende den Sieg davontragen, denn die Tierschöpfungen konnten es mit dem Mut und dem Stahl der Mechanisten nicht aufnehmen.
    Das klang nicht so, als wäre es von großem Belang, ob die Osmanen in den Krieg eintraten oder nicht. Die Deutschen hier im Lokal waren zufrieden mit sich selbst und ihren österreichischen Verbündeten.
    Sicherlich hatte man auf höchster Kommandoebene andere Ansichten.
    Plötzlich hörte Alek jemanden Englisch sprechen. Er drehte sich um und sah einen Mann, der sich langsam zwischen den Tischen bewegte und Fragen stellte, auf die er nur Schulterzucken und verständnislose Blicke zur Antwort bekam. Der Mann trug einen abgewetzten Mantel und einen formlosen Hut und um seinen Hals hing eine Faltkamera. Auf seiner Schulter hockte eine Tierschöpfung – eine Art Frosch vielleicht. Die Knopfaugen spähten unter dem Kragen des Mannes hervor.
    Ein Darwinist? Hier auf gewissermaßen deutschem Territorium?
    »Pardon, Gentlemen«, sagte er, als er Aleks Tisch erreichte. »Sprechen Sie vielleicht zufällig Englisch?«
    Alek zögerte. Den Akzent kannte er nicht und britisch wirkte der Mann auch nicht. Seine Kamera schien ein Mechanisten-Produkt zu sein.
    »Ein wenig«, sagte Alek.
    Der Mann grinste breit und streckte ihm die Hand entgegen. »Bestens!

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