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Behemoth - Im Labyrinth der Macht

Behemoth - Im Labyrinth der Macht

Titel: Behemoth - Im Labyrinth der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Keith; Westerfeld Andreas; Thompson Helweg
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waren mit bunten Stoffen bezogen, die elektrischen Lampen mit durchscheinenden Glasstücken verziert, sodass regenbogenfarbiges Licht von ihnen abstrahlte. Ein riesiger Perserteppich bedeckte den Boden und seine streng geometrischen Muster waren in Herbsttönen gehalten. Von einem großen Balkon schien die Sonne herein und ließ den Teppich leuchten.
    Die Möbel hatten allerdings schon bessere Tage gesehen und der Perser war an mehreren Stellen zerschlissen.
    »Sehr gemütlich«, sagte Alek, »für eine Revolution.«
    »Wir tun unser Bestes«, sagte Zaven und ließ den müden Blick durch den Raum schweifen. »Ein guter Gastgeber würde Ihnen zuerst Tee anbieten. Aber wir sind schon spät dran.«
    »Nene mag es nicht, wenn man sie warten lässt«, sagte Lilit.
    Alek strich seine Jacke glatt. Nene musste der Anführer der Gruppe sein. Deshalb wollte er lieber anständig aussehen.
    Sie führten ihn zu einer weiteren Doppeltür. Lilit klopfte leise, wartete kurz und drückte die Tür dann auf.
    Anders als der Rest der Wohnung war dieser Raum verdunkelt und in der Luft lag der schwere Duft von Weihrauch und der Geruch von staubigen Teppichen. Das schwache Licht einer altmodischen Öllampe verlieh allem einen weinroten Schimmer. Im Schatten bemerkte Alek ein Dutzend Funkgeräte, deren Röhren sanft glühten. Das Schnattern von Morse-Codes füllte den Raum.
    An der gegenüberliegenden Wand stand ein riesiges Himmelbett, das mit Moskitonetzen verhängt war. Die vier geschnitzten Beine sahen aus wie die Füße eines Reptils. Hinter dem Netz lag eine kleine, dünne Gestalt, die mit weißen Laken zugedeckt war. Unter einem wilden grauen Haarschopf schauten zwei funkelnde Augen hervor.
    »Das ist der deutsche Junge?«, fragte eine forsche Stimme. »Den du vor den Deutschen gerettet hast?«
    »Er ist Österreicher«, berichtigte Zaven. »Und ja, Mutter, er ist ein Mechanist.«
    »Und ein Spion, Nene.« Lilit beugte sich vor und küsste die alte Frau auf die Stirn. »Ich habe gesehen, wie er mit einem Reporter gesprochen hat, bevor er hergekommen ist.«
    Alek seufzte tief. Die furchterregende Nene war einfach nur Zavens Mutter? Stellte dieses Komitee denn nichts weiter dar als eine exzentrische Familienfreizeitbeschäftigung?
    Er setzte den Käfig ab und verbeugte sich. »Guten Tag, gnädige Frau.«
    »Na, Sie haben tatsächlich unverkennbar einen österreichischen Akzent«, sagte sie in bestem Deutsch – jeder Osmane schien wenigstens ein halbes Dutzend Sprachen zu beherrschen. »Aber für den Sultan arbeiten nicht viele Österreicher.«
    Alek deutete auf Zaven. »Ihr Sohn hat doch gesehen, wie mich die Deutschen verfolgt haben.«
    »Und Sie genau auf einen unserer Läufer zugetrieben haben«, sagte Nene. »Wenn das nicht ein günstiger Zufall war.«
    »Ich hatte keine Ahnung, dass mich die Maschine auffangen würde, als ich in die Tiefe fiel. Ich hätte leicht dabei sterben können!«
    »Das ist auch jetzt noch nicht ausgeschlossen!«, murmelte Lilit.
    Alek beachtete sie nicht, sondern kniete neben dem Vogelkäfig und entfernte die Riemen der Abdeckung. Daraufhin erhob er sich wieder und hielt den Käfig in die Höhe, damit Nene ihn sehen konnte.
    »Würde ein Agent des Sultans eins von diesen Geschöpfen mit sich herumtragen?«, fragte er und zog die Abdeckung herunter.
    Das Tier sah sie alle mit großen Augen an. Es wandte sich von einem Gesicht zum anderen und nahm Zavens Überraschung, Lilits Misstrauen und schließlich Nenes kalt funkelnde Augen in sich auf.
    »Was in aller Welt ist das?«, fragte Nene.
    »Eine Schöpfung von der Leviathan , auf der ich während der letzten zwei Wochen in der Motorenmannschaft gearbeitet habe.«
    »Ein Mechanist auf der Leviathan ?« Nene lachte. »Was für ein Unfug. Vermutlich haben Sie sich das Tier bei einem Schwarzhändler auf dem Großen Basar gekauft.«
    Alek richtete sich auf. »Ganz bestimmt nicht, gnädige Frau. Dieses Geschöpf wurde von Dr. Nora Darwin-Barlow persönlich erschaffen.«
    »Eine Darwin, die sich mit so einem kuscheligen Schmusetier abgibt? Das ist doch absurd. Und welchen Sinn sollte es an Bord eines Kriegsschiffes haben?«
    »Es sollte ein Geschenk für den Sultan sein«, sagte Alek. »Um den Sultan davon abzuhalten, in den Krieg einzutreten. Aber dann ist es geschlüpft, äh … ein wenig zu früh.«
    Die alte Frau zog eine Augenbraue hoch.
    »Siehst du, Nene? Er lügt!«, sagte Lilit. »Und dumm ist er auch noch, weil er meint, wir würden ihm solchen Unsinn

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