Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Behemoth - Im Labyrinth der Macht

Behemoth - Im Labyrinth der Macht

Titel: Behemoth - Im Labyrinth der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Keith; Westerfeld Andreas; Thompson Helweg
Vom Netzwerk:
Sanft ergriff sie Lilits Hand. »Und die Mutter dieses armen Mädchens. Wie können Sie es wagen, uns als Amateure zu bezeichnen!«
    Alek schluckte und erkannte, dass er zu weit gegangen war.
    »Ich bezweifle, ob Sie uns helfen können«, fuhr Nene fort. »Ich erkenne einen Aristokraten, wenn ich einen vor mir habe. Und verzogene Bälger wie Sie sind immer nur sich selbst von Nutzen.«
    Die Worte trafen Alek wie ein Schlag unter die Gürtellinie – so betrachteten ihn die Menschen also, als einen verhätschelten Trottel. Da mochte er sich so viel Mühe geben, wie er wollte. Ihm wurde weich in den Knien und er musste sich aufs Bett setzen. »Tut mir leid, wenn ich etwas Dummes gesagt habe«, entschuldigte er sich. »Und mein Beileid wegen deiner Mutter, Lilit. Ich habe meine Eltern ebenfalls verloren. Und irgendwie will ich mich einfach wehren.«
    »Sie haben beide Eltern verloren?«, fragte Nene einen Hauch milder. »Wer sind Sie, junger Mann?«
    Alek blickte der alten Frau in die Augen und begriff, dass er zwei Möglichkeiten hatte: entweder er vertraute ihr oder er würde wieder allein dastehen. Ohne Verbündete blieb ihm nichts anderes übrig, als mit seinen Männern in die Wildnis zu fliehen und sich dort zu verkriechen.
    Aber er war in Istanbul, um mehr zu erreichen, das wusste er.
    »Für wen halten Sie mich denn?«, flüsterte er.
    »Sicherlich für einen österreichischen Adligen. Vielleicht für den Sohn des Erzherzogs?«
    Er nickte und hielt ihrem prüfenden Blick stand.
    »Dann kennen Sie gewiss den vollen Mädchennamen Ihrer Mutter. Und wenn Sie ihn mir nicht bis zum letzten Buchstaben richtig nennen, wird meine Enkelin Sie von diesem Dach stoßen.«
    Alek holte tief Luft. »Sophie Maria Josephine Albina Gräfin Chotek von Chotkowa und Wognin.«
    Endlich schien die alte Frau ihm zu glauben.
    »Unsere Begegnung haben wir der Vorsehung zu verdanken«, sagte er. »Ich schwöre, ich kann Ihnen helfen, Nene.«
    Unerklärlicherweise brach Lilit in Lachen aus. Zaven kicherte leise und das Tier fiel ebenfalls ein.
    »Was für ein netter Kerl«, sagte Lilit. »Er hat dich gleich adoptiert, Nene!«
    Alek begriff seinen Fehler. Nene war gar kein Name, sondern einfach ein Wort für »Großmutter«, wie Oma auf Deutsch.
    »Tut mir leid, wenn mein Armenisch ungenügend ist, gnädige Frau.«
    Die alte Dame lächelte. »Aber nicht doch. In meinem Alter kann man gar nicht genug Enkel haben. Selbst wenn manche von ihnen Dummköpfe sind.«
    Alek holte tief Luft, hielt aber seine Zunge im Zaum.
    »Vielleicht liegt es an meinem Alter, doch so langsam fange ich an, Ihnen zu glauben«, sagte Nene. »Wenn das stimmt, was Sie erzählt haben, können Sie gewiss einen Läufer steuern.«
    Alek nickte entschlossen. »Zeigen Sie mir einen, und ich beweise es Ihnen.«
    Sie gab Zaven einen Wink. »Zaven? Vielleicht ist es Zeit, Seine Durchlaucht dem Komitee vorzustellen.«

27. Kapitel
    Lilit und Zaven führten ihn zur gegenüberliegenden Ecke des Balkons, von wo man auf einen riesigen Hof zwischen mehreren Lagerhäusern hinunterschauen konnte. Die Fenster der Gebäude waren mit Brettern vernagelt, und der gesamte Hof war mit Tarnnetzen überspannt, um ihn vor Blicken aus der Luft zu schützen.
    Im Schatten standen still und starr fünf Läufer.
    Alek kniete sich vor das Balkongeländer und sah nach unten. Während der letzten Tage hatte er sie überall in den Straßen gesehen, diese kunterbunte Sammlung von Kampfläufern, die zum Schutz der Gettos in Istanbul eingesetzt wurden. Diese fünf trugen Beulen und Kratzer aus längst vergangenen Schlachten und ihre Panzerung war mit verschiedenen Symbolen gekennzeichnet: Halbmonde, Kreuze, ein Davidstern und andere, die er nicht kannte.
    »Ein Komitee aus eisernen Golems«, sagte er.
    Zaven hob den Zeigefinger. »Eiserne Golems ist der jüdische Name. Die Walachen nennen sie Werwölfe, die griechischen Brüder Minotauren.« Er zeigte auf den Läufer, der Alek vor zwei Nächten gerettet hatte. »Ich glaube, Ş ahmeran, meine persönliche Maschine, haben Sie schon kennengelernt. Sie ist eine Göttin der Kurden.«
    »Und hier sind sie alle zusammengekommen?«, fragte Alek.
    »Was für eine äußerst scharfe Beobachtung«, murmelte Lilit.
    »Still, Mädchen«, sagte Nene, deren Bett langsam zu ihnen schritt. »Viel zu lange haben wir uns damit zufrieden gegeben, auf unsere eigenen Viertel aufzupassen und dem Sultan die Herrschaft über das Reich zu überlassen. Aber die Deutschen und ihr

Weitere Kostenlose Bücher