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Behemoth - Im Labyrinth der Macht

Behemoth - Im Labyrinth der Macht

Titel: Behemoth - Im Labyrinth der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Keith; Westerfeld Andreas; Thompson Helweg
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glauben!«
    »Glauben«, sagte das Geschöpf, und alle verstummten.
    Zaven trat einen Schritt zurück. »Es kann sprechen ?«
    »So wie ein Papagei«, antwortete Alek. »Wie eine Boteneidechse eben, nur wiederholt es die Wörter rein zufällig.«
    Die alte Frau betrachtete das Tier mit kritischem Blick.
    »Was es auch ist, ich habe so eines noch nie gesehen. Ich würde es mir gern genauer anschauen.«
    Alek öffnete den Käfig und das Tier kletterte heraus und stieg auf seine Schulter. Alek ging zum Bett und streckte die Hand aus. Langsam krabbelte das Tier am Arm hinunter und erwiderte unbeeindruckt Nenes kaltes Starren.
    Die Miene der Frau wurde milder, genauso wie bei Klopp und Bauer, sobald er ihnen das Tier zum Aufpassen überließ. Irgendwie schienen die großen Augen und das runzlige Gesicht sofortige Zuneigung hervorzurufen. Sogar Lilit schwieg.
    Nene ergriff Aleks Hände. »Für Ihren Lebensunterhalt haben Sie noch nie gearbeitet, so viel steht fest. Aber hier unter den Fingernägeln ist noch Motorenschmiere.« Sie rieb seinen rechten Daumen. »Und Sie fechten, nicht wahr?«
    Beeindruckt nickte Alek.
    »Erzählen Sie etwas über die Leviathan , das ein Lügner nicht wissen würde«, verlangte sie.
    Alek zögerte kurz und versuchte sich an all die Wunder an Bord des Schiffes zu erinnern. »Es gibt Flechet-Fledermäuse, fliegende Kreaturen, die von Quallen abstammen, und Falken, die Stahlkrallen tragen.«
    »Über diese Tiere haben die ganze Woche lang die Zeitungen berichtet. Einen Versuch haben Sie noch.«
    Alek runzelte die Stirn. Bis heute hatte er im Leben keine Zeitung gelesen, und deshalb hatte er keine Ahnung, was die Öffentlichkeit über die Leviathan wusste. Militärische Geheimnisse hatten die Darwinisten sicherlich vor ihm verborgen.
    »Na ja, auf dem Weg hierher haben wir gegen die Goeben und die Breslau gekämpft.«
    Einen Moment lang herrschte Schweigen. Den Gesichtern zufolge hatte dieser Zwischenfall nicht in den Zeitungen gestanden.
    »Nene und ihre Familie.«
    »Gegen die neuen Spielzeuge des Sultans?«, fragte Nene. »Wann genau?«
    »Vor acht Tagen. Wir sind südlich der Dardanellen auf sie gestoßen.«
    Nene nickte langsam und richtete den Blick auf einen ihrer schnatternden Funkempfänger. »Möglich. Irgendetwas war letzten Montag auf jeden Fall los.«
    »Es war eine richtige Schlacht«, sagte Alek. »Mit ihrer Tesla-Kanone hätte uns die Goeben fast zum Absturz gebracht!«
    Die drei wechselten Blicke, dann sagte Zaven: »Tesla-Kanone?«
    Alek lächelte. Zumindest eine Sache kannte er, die diese Revolutionäre vielleicht nützlich fanden. »Der Turm auf dem Hinterdeck sieht zwar aus wie eine Funkantenne, ist jedoch in Wirklichkeit eine elektrische Waffe. Sie erzeugt Blitze. Ich weiß, das klingt absurd, aber –«
    Nene gebot ihm mit erhobener Hand Einhalt. »Durchaus nicht. Würden Sie mich auf einen Spaziergang begleiten, junger Mann?«
    »Einen Spaziergang?«, fragte Alek. Er hatte gedacht, die Frau sei behindert.
    »Auf den Balkon«, befahl sie, und plötzlich hörte man die leisen Geräusche einer Feinmechanik. Eines der runzligen Beine des Betts machte einen geschmeidigen Schritt nach vorn.
    Alek fuhr zurück und Lilit lachte laut. Das Tier krabbelte wieder auf seine Schulter und ahmte ihr Lachen nach.
    »Haben Sie noch nie eine Schildkröte gesehen, die sich bewegt?«, fragte Nene lächelnd.
    Alek trat einen Schritt zurück und machte dem Bett Platz, das auf die Doppeltür zuhielt. »Ja, schon, aber ich habe noch nie daran gedacht, auf einer zu schlafen.«
    »Sie schlafen jede Nacht auf einer, junger Mann. Die Welt ruht schließlich auf dem Rücken einer Schildkröte!«
    Alek grinste sie an. »Solche Ammenmärchen hat mir meine Mutter auch immer erzählt.«
    »Ammenmärchen?«, rief Nene mit knisternder Stimme. »Diese Vorstellung ist vollkommen wissenschaftlich. Die Welt ruht auf einer Schildkröte, die wiederum auf dem Rücken eines Elefanten steht!«
    Alek musste sich anstrengen, um nicht loszuprusten. »Und worauf steht dann der Elefant, gnädige Frau?«
    »Nun tun Sie nicht so oberschlau, junger Mann.« Sie kniff die Augen zusammen. »Natürlich auf Elefanten, bis ganz nach unten!«

    Das Bett wanderte langsam zu den Balkontüren. Während Alek ihm folgte und seine Geschwindigkeit dem Schritt der Schildkröte anpasste, bewunderte er die Perfektion der Apparatur. Solche Mechanismen funktionierten mit aufgezogenen Federn anstelle von lärmenden Dampf- oder Benzinmotoren, und

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