Beherrsche mich - Erotischer Roman
es.
Chris war auch nicht zurückgekommen, sodass Laura sich ganz taub fühlte, als sie sich anzog und in der schwachen Hoffnung, es würde ihre tobenden Gefühle beruhigen, einen Tee kochte. Über eine Stunde lang saß sie auf der breiten Fensterbank, starrte aufs Meer und versuchte verzweifelt, das Geschehene irgendwie zu verarbeiten. Aber nichts, was sie sich selbst hätte sagen können, half. Gleichzeitig fühlte sie sich auf seltsame Weise von allem losgelöst - fast so, als wäre das Erlebnis einer anderen widerfahren. Eigentlich hätte sie in Tränen ausbrechen müssen. Doch die Tränen kamen nicht. Stattdessen verspürte sie den merkwürdigen Drang, laut loszulachen.
Es waren fast zwei Stunden vergangen, bis der Hunger Laura buchstäblich aus dem Zimmer trieb. Es schien ihr geradezu unheimlich, dass sie noch vor ein paar Stunden halbnackt
durch die Eingangshalle gegangen war - so unheimlich, dass es ihr nur mittels kalter Vernunft möglich war, zu akzeptieren, dass das wirklich sie gewesen war. Auch jetzt fiel Laura durchaus einigen Anwesenden auf. Es gab Bemerkungen, und einige der Gäste lächelten still in sich hinein. Aber ihre Reaktionen reichten jetzt nicht mehr aus, um erneut den herrlichen Kitzel der Verlegenheit in ihr auszulösen.
Am Strand war es ganz ähnlich. Von außen betrachtet war alles noch genau wie zuvor. Bis hin zu den Rentnern in ihren Strandkörben. Doch für Laura fühlte es sich an, als wäre die Farbe aus der gesamten Szenerie gewaschen worden. Und die Portion Fisch, die sie sich an einem der Imbissstände gekauft hatte, schien jeden Geschmack verloren zu haben. Sie setzte sich mit ihrem Snack auf die Ablaufbahn der Rettungsboote, starrte niedergeschlagen auf die Wellen und wünschte sich, endlich mal einen Mann zu finden, der nicht jede Frau auf der Welt als Freiwild betrachtete. Tommy Fuller war ganz genauso gewesen. Aber er war wenigstens offen damit umgegangen.
Als Laura schließlich wieder ins Hotel zurückkehrte, stellte sich heraus, dass Zimmer, Abendessen und Frühstück bereits von Chris bezahlt worden waren. Obwohl er seine Reisetasche im Zimmer gelassen hatte, widerstand Laura der Versuchung, sich eine Schere zu besorgen und damit ein wenig seine Kleidung zu bearbeiten. Kreditkarte und Geld hatte er zwar mitgenommen, aber Laura machte sich trotzdem zu einem Shopping-Trip auf, um sich etwas abzulenken. Die Sache ging allerdings ganz und gar nach hinten los, denn selbst dunkelrote High Heels und mohnrote Sommerkleider erinnerten sie nur daran, wie schön es doch zu Anfang mit Chris gewesen war und wie schändlich er sie verraten hatte.
Ein großer Gin Tonic in der Hotelbar half dann endlich ein
wenig, ihre Enttäuschung zu mildern. Und der zweite half sogar noch ein bisschen mehr. Nach dem dritten schließlich schien ihre Entscheidung, seine Klamotten nicht zu ruinieren, zwar ein Akt erwachsener Zurückhaltung, gleichzeitig aber auch ziemlich jämmerlich und sogar feige zu sein. Die Läden waren bereits geschlossen, aber ihre Nagelschere tat es auch. Sie zerschnitt den Schritt von zwei Hosen und drei Unterhosen und tobte sich danach noch auf sehr kreative Weise an einem Sakko und ein paar Hemden aus.
Als Laura ihr Werk vollendet hatte, war der Speisesaal bereits geöffnet, sodass sie auf seine Kosten ein Gourmet-Mahl genießen konnte, das aus einem halben Hummer, Champagner, einem sehr süßen und klebrigen Nachtisch, sowie mehreren Tassen Kaffee mit Brandy bestand. Als sie ihr köstliches Abendessen beendet hatte, fühlte ihr Bauch sich unter dem Kleid wie ein Medizinball an und ihr war leicht schwindelig. Gleichzeitig waren Traurigkeit und Zorn zurückgekehrt, und Laura stand kurz davor, in Tränen auszubrechen.
Da sie nicht wollte, dass irgendjemand sie weinen sah, ging sie zurück auf ihr Zimmer und warf sich aufs Bett. Als sie ihrem Schmerz endlich nachgab, kamen die Tränen heiß und brennend. Doch nach und nach beruhigte sie sich schließlich und bekam langsam das Gefühl, ein bisschen albern zu sein. Ein weiterer Drink schien durchaus angezeigt, und sie öffnete eine Flasche Champagner aus der Minibar. Sie genoss das sanft perlende Luxuswasser, während sie sich auszog und wusch.
Laura hatte im Bett eigentlich ein Baby Doll tragen wollen. Doch da sie es nur zu seinem Vergnügen eingepackt hatte, wählte sie stattdessen ein weites T-Shirt mit Höschen und legte sich mit der Champagnerflasche auf dem Nachttisch und Verschleppt in die Türkei in der Hand
Weitere Kostenlose Bücher