Beherrsche mich - Erotischer Roman
schließlich ins Bett. Die
Geschichte war fast auf ihrem Höhepunkt angelangt und bestens geeignet, sie von ihren eigenen Gedanken abzulenken. Mark Frobisher drohte gerade damit, Lord Jasper Mauleverer von der alten Stadtmauer zu stürzen, wenn er ihm nicht verriet, wo sich Evangeline aufhielt.
Bisher hatte sich Laura immer Chris als den guten Helden vorgestellt. Aber jetzt sah sie ihn eher als Lord Jasper und wünschte ernsthaft, dass Mark Frobisher ihn tatsächlich von der Mauer stoßen würde. Als anständiger, sehr englisch wirkender Held zog Frobisher Lord Jasper wieder auf sicheren Boden, nachdem er herausgefunden hatte, was er wissen musste, und sich auf den Weg in den Harem von Mustafa bin Yunus gemacht. Das Tempo der Geschichte wurde immer schneller und Lauras Aufmerksamkeit immer größer. Da die Worte aber immer wieder auf äußerst anstrengende Weise vor ihren Augen verschwammen, war es durchaus schwierig, konzentriert zu bleiben. Doch Laura zwang sich dazu und ergötzte sich an der Beschreibung, wie Mark Frobisher die Krummsäbel schwingenden Wachmänner mit den bloßen Fäusten überwältigte und schließlich den schweren Vorhang zum Eingang des Harems aufriss.
… stand er unerschütterlich wie ein Racheengel aus dem Alten Testament unter dem hohen Bogen des Eingangs. Mit einem Zucken seiner Muskeln ballte er die Fäuste, die bereit waren, jeden Widersacher niederzuschlagen, der es wagte, sich ihm in den Weg zu stellen. Und doch sorgte der Anblick, dessen seine eisblauen Augen gewahr wurden, fast dafür, dass ihn der Mut verließ.
Auf der anderen Seite des Saals saß Mustafa bin Yunus, der nichts weiter als einen Lendenschurz aus türkisfarbener Seide trug. Sein großer, schwabbeliger Bauch bebte vor Lachen. In
einer Hand hielt er einen Goldkelch mit schwerem Rotwein aus dem sonnenverwöhnten Anatolien, und Wein rann über sein wabbliges Doppelkinn. Die andere Hand umklammerte eine lange Peitsche aus geflochtenem Leder, deren Spitze wie eine Vipernzunge zischte und schnalzte, während er sie auf dem ausladenden, dunkelhäutigen Hinterteil einer seiner unglücksseligen Konkubinen niedergehen ließ. Sie war eine von fünf Mädchen, die auf einer breiten Bank aufgereiht waren. Jede war splitternackt wie Gott sie geschaffen hatte und kniete in einer Haltung, die so obszön war und so sehr an die zügellosen Ausschweifungen des Türken erinnerte, dass Mark schon aus reinem Anstand seine Augen mit den Händen bedecken musste. Doch dann fiel ihm wieder ein, wo er war und welchen Gefahren er sich hier aussetzte.
Das Mädchen, dessen zartes, aber sehr üppiges Fleisch der Peitsche ausgesetzt wurde, war eine dunkle Schönheit aus dem indischen Dschungel. Daneben saß ein afrikanisches Mädchen so schwarz wie Ebenholz. Die Dritte erinnerte mit ihrer olivfarbenen Haut an einen Sukkubus - einen wollüstigen, weiblichen Dämon aus dem alten Griechenland. Die Vierte war eine blasse gelbhäutige Tochter aus dem fernen Osten. Und die Fünfte, ja, die Fünfte war sogar noch schöner als ihre Leidensgenossinnen. Ihr Körper war eine Symphonie weiblicher Schönheit, ihre edlen Locken so golden wie die Mittagssonne und ihre Haut so blass und zart wie Sahne - abgesehen von den drei Striemen, mit der die Peitsche diese Perfektion zunichtegemacht hatte. Und bei diesem fünften Mädchen, dessen Pose nicht weniger sündig als die der anderen Haremsdienerinnen war, handelte es sich um Evangeline Tarrington.
Laura schloss das Buch und blinzelte mit den Augen, um wieder klarer sehen zu können. Sie wusste, sie war betrunken.
Sehr betrunken. Eine ausgezeichnete Entschuldigung dafür, dass sie trotz allem, was passiert war, mittlerweile total heiß war. Eine geradezu erleichternde Entwicklung, hieß es doch, dass sie Chris Drake gar nicht brauchte. Dieser hinterhältige Mistkerl verdiente weder sie noch Hazel Manston-Jones noch irgendeine andere. Er war eine Ratte, ein Schwein, eine Schlange. Und es war gut, dass man sie unterbrochen hatte, bevor er ihr das geben konnte, was für sie zu einem ganz besonderen Bedürfnis geworden war: ein paar feste Schläge auf den Po. Dabei hatte Laura ja sogar das bekommen, was sie wollte. Man hatte ihr den Hintern versohlt. Nur, dass es eine Frau getan hatte. Eine größere, schlankere und stärkere Frau. Genau die Art Frau, die bestens geeignet war, eine wohlverdiente Strafe zu erteilen. Und vielleicht hatte Laura diese Strafe in gewisser Weise sogar verdient.
»Nein, das ist nicht
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