Beherrscher der Zeit
Bodenschätze. Sie leben in Städten aus Stein und Ziegel und ernähren sich von den Produkten der unerschöpflichen Erde.«
Plötzlich wurde seine Stimme schneidend wie Stahl. »Und jetzt, Professor Garson, kann ich Ihnen versichern, daß Sie bereits Ihr Urteil selbst ausgesprochen haben. Die Beobachtungsmaschine befindet sich in dem großen metallenen Gebäude auf der gegenüberliegenden Straßenseite, denn die Ausstrahlung der Energie aus der Hauptzeitmaschine würde ihre empfindlichen Mechanismen beeinflussen, wenn sie in größerer Nähe wäre. Mir fällt keine weitere Erklärung ein, die Sie noch brauchten, und ich habe wahrhaftig keine Lust, länger in der Gesellschaft eines Mannes zu verweilen, der in einer halben Stunde ein Roboter sein wird. Marsch, kommen Sie mit!«
Garson schwieg. Er war sich wieder dieser monströsen Stadt bewußt und dachte düster: es ist die gleiche alte Geschichte der Aristokraten, die versuchen, ihre Verbrechen gegen ihre – wie sie überzeugt sind – geringeren Mitmenschen zu rechtfertigen. Ursprünglich mußte es hier eine erzwungene physische Degradierung, einen absichtlichen Mißbrauch von Psychologie gegeben haben. Allein der Name, den diese Menschen sich gegeben hatten, die »Ruhmvollen«, schien ein Erbe aus Tagen zu sein, als enorme, gemeine Maßnahmen unternommen worden sein mußten, um hysterische Heldenverehrung in den Massen zu wecken.
Dr. Lell sagte trocken: »Ihre Ablehnung unseres Sklavensystems wird von den Planetariern geteilt. Auch sie mißbilligen unsere Methoden der Entpersönlichung unserer Rekruten. Es ist nicht schwer zu erkennen, daß Sie vieles mit ihnen gemein haben, und wenn es Ihnen nur gelänge, auf ihre Seite zu fliehen ...«
Mit größter Anstrengung riß Garson sich aus seiner kleinen privaten Welt. Er wurde provoziert, allerdings nicht sehr geschickt. Es war nun offenbar, daß jedes einzelne Wort Dr. Lells den Zweck hatte, ihn dazu zu bringen, sein wahres Gesicht zu zeigen. Einen Augenblick war er sich der inneren Ungeduld bewußt, dann löste Verwirrung sie ab.
»Ich verstehe es nicht«, sagte er. »Ihre Handlungsweise mir gegenüber kann doch nicht zur Aufdeckung neuer Fakten führen. Ich bin das Produkt meiner Umwelt. Und Sie kennen diese Umwelt genau und wissen demnach, welche Art von normalen Sterblichen sie unweigerlich hervorbringen muß. Wie ich schon sagte, ich bin hundertprozentig bereit, bei Ihnen mitzumachen.«
Eine Veränderung der Himmelsfarbe am fernen Ende der Straße erregte plötzlich seine Aufmerksamkeit. Eine schwache, unnatürliche Verfärbung wie dichter roter Dunst war es, wie ein absolut unirdischer Sonnenuntergang. Doch der echte Sonnenuntergang müßte normalerweise noch Stunden auf sich warten lassen.
Er spürte, wie sich alles in ihm anspannte. Mit gepreßter Stimme fragte er:
»Was ist das?«
»Das«, erwiderte Dr. Lell hörbar amüsiert, »ist der Krieg.«
Garson lachte. Er konnte nicht anders. Wochenlang, während seine Besorgnis um Norma wuchs, hatte er sich den Kopf über diesen gigantischen Krieg der Zukunft zerbrochen, hatte Vermutungen aller Art angestellt. Und jetzt das – ein roter Dunst am Horizont einer zumindest äußerlich völlig intakten Stadt, das war der Krieg!
Sein hysterisches Gelächter endete, als Dr. Lell brummte: »Es ist durchaus nicht so erheiternd, wie Sie annehmen. Der größte Teil Delpas ist unbeschädigt, weil er durch eine stationäre Zeitenergiebarriere geschützt ist. Delpa befindet sich jedoch im Belagerungszustand, etwa achtzig Kilometer hinter der feindlichen Front.«
Er mußte Garsons Gedanken gelesen haben, denn er sagte lächelnd:
»Sie haben recht. Sie brauchen nur aus Delpa herauszukommen und befinden sich auch schon in Sicherheit.«
Verärgert brauste Garson auf: »Das ist ein Gedanke, wie er jedem einigermaßen intelligenten Menschen gekommen wäre. Vergessen Sie nicht, daß Sie Miß Matheson haben. Und da sie mir viel bedeutet, werde ich alles tun, um sie zu schützen und wieder mit ihr zusammenzukommen.«
Dr. Lell schien ihm überhaupt nicht zugehört zu haben. »Der rote Dunst, den Sie sehen, ist die Stelle, an der der Feind unsere Energiebarriere neutralisiert hat. Auf sie konzentriert er seinen pausenlosen Angriff, Tag und Nacht, mit einem unerschöpflichen Reservoir von Robotmaschinen.
Unglücklicherweise fehlen uns hier in Delpa die notwendigen Fabriken, um Robotwaffen herzustellen. Deswegen sind wir gezwungen, unsere Maschinen mit entpersönlichten
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