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Beherrscher der Zeit

Beherrscher der Zeit

Titel: Beherrscher der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. E. van Vogt
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verbargen die Sonne. Eine Zahl der gedrungenen, nur halbmenschlichen Gestalten, Männer und Frauen, tierische Kreaturen, stapften schwerfällig und gleichgültig entlang schmaler, durch schwarze Linien abgetrennte Seitenstreifen der Straße. Nur auf diese Weise war der Bürgersteig vom Rest der Straße abgesondert.
    Die Straße erstreckte sich kilometerweit und schien überall gleich zu sein, soviel er sehen konnte. Furchtbar enttäuscht, fast von Abscheu erfüllt, drehte Garson sich um – und bemerkte, daß Dr. Lell ihn mit einem grimmigen Lächeln beobachtet hatte.
    Der Doktor sagte: »Was Sie zu sehen hofften, Professor Garson, werden Sie weder hier, noch in einer anderen Stadt der Sklaven finden, sondern in den Palaststädten der Ruhmvollen und der Planetarier ...«
    Er hielt inne, als hätten seine Worte eine unangenehme Erinnerung heraufbeschworen.
    Zu Garsons Überraschung verzerrte sich sein Gesicht vor Wut, als er ausspie:
    »Diese verdammten Planetarier! Wenn ich daran denke, wohin ihre sogenannten Ideale die Welt führen ...«
    Die brennende Wut schwand. Seine Stimme klang wieder ruhig und beherrscht, als er murmelte:
    »Vor ein paar hundert Jahren berechnete eine gemischte Untersuchungskommission der Ruhmvollen und der Planetarier die Bodenschätze und Energiereserven in diesem Sonnensystem, um sich ein Bild zu machen, wie lange sie bei dem damaligen Bedarf reichen würden. Den Menschen war es gelungen, so gut wie unsterblich zu werden. Theoretisch, beispielsweise, hat mein Körper eine Lebenserwartung von einer Million Jahre. Er darf natürlich nicht in einen Unfall verwickelt werden, der ihn zerstört ... Aber ich bin vom Thema abgekommen.
    Die Kommission stellte fest, daß die vorhandenen Energiereserven und sonstigen Bodenschätze imstande sein würden, zehn Millionen Menschen auf der Erde, zehn Millionen auf der Venus, fünf Millionen auf dem Mars, und zehn Millionen auf den verschiedenen Jupitermonden für eine Million Jahre zu erhalten, und zwar eben zu dem damaligen hohen Verbraucherstandard von durchschnittlich vier Millionen Dollar pro Jahr und Person.
    Sollte es der Menschheit in der Zwischenzeit gelingen, die Sterne zu erobern, würden diese Zahlen natürlich einer Revision bedürfen. Obgleich damals die Möglichkeit, die Sterne zu erreichen, nicht weniger vorstellbar war, als sie es jetzt ist. Das Problem einer interstellaren Reise, so einfach es dem Laien scheinen mag, hat sich als viel zu kompliziert für unsere Mathematik herausgestellt.«
    Er machte eine Pause. Garson warf ein: »Auch wir hatten unsere Version von geplanten Staaten, aber sie brachen immer wieder zusammen, dank der menschlichen Natur. Offenbar haben Sie hier etwas Ähnliches erlebt.«
    Garson dachte gar nicht an die Möglichkeit, daß seine offen geäußerte Meinung ihm gefährlich werden könnte. Die Wirkung seiner Worte war jedenfalls erstaunlich.
    Das schmale, feingeschnittene Gesicht Dr. Lells wurde zu starrem Marmor. Barsch sagte er:
    »Wagen Sie es nicht, Ihren Nationalsozialismus oder Ihren Kommunismus mit unserem System zu vergleichen! Wir sind die Herrscher aller zukünftigen Zeiten. Und wer, in der Vergangenheit, könnte sich gegen uns stellen, wenn es uns in den Sinn käme, auch sie zu beherrschen? Wir werden diesen Krieg gewinnen, selbst wenn wir gegenwärtig am Rand der Vernichtung dahinbalancieren, denn wir erbauen die größte Zeitenergiebarriere, die je existierte. Mit ihr sichern wir uns den Sieg – oder niemand wird den Krieg gewinnen! Wir werden diesen moralistischen Abschaum von den Planeten lehren, über die Menschenrecht und die Freiheit des Geistes zu predigen! Mögen sie alle verdammt sein!«
    Voll Leidenschaft und Stolz war seine Rede, ein wilder Sturm der Gefühle. Aber Garson gab nicht nach. Er hatte seine eigene Meinung, und es war ihm klar, daß er sie weder vor Dr. Lell noch der Beobachtungsmaschine verbergen konnte, deshalb sagte er:
    »Ich sehe hier eine aristokratische Hierarchie und eine Herde von mehr tier- als menschenähnlichen Sklaven. Wie passen sie in das Bild? Was ist mit der Energie und den Gütern, die sie verbrauchen? Ganz offensichtlich leben allein in dieser Stadt Hunderttausende von ihnen.«
    Der Doktor starrte ihn in offener Feindseligkeit an. Garson lief es kalt über den Rücken. Er hatte nicht erwartet, daß eine frei geäußerte, logische Meinung gegen ihn verwendet würde.
    Dr. Lell erwiderte ein wenig zu ruhig:
    »Im Grund verbrauchen sie keine der Energiereserven und

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