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Beherrscher der Zeit

Beherrscher der Zeit

Titel: Beherrscher der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. E. van Vogt
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normal, denn der kalonische Krieg war da bereits vorbei.«
    Er machte eine Pause. Doch noch immer fand sie keine Worte, so verstört wie sie war. In der zunehmenden Dunkelheit schien er sie eindringlich zu mustern. Schließlich sagte er:
    »Ich erzähle Ihnen das alles, weil es ärgerlich wäre, jemand Neuen für Ihre Position auszubilden, und weil Sie inzwischen wahrhaftig die Unmöglichkeit einer weiteren Opposition erkannt haben müßten. Finden Sie sich mit Ihrer Lage ab. So schlimm ist sie doch wirklich nicht! Wir haben Tausende von Maschinen wie diese, und die Millionen von Männern, die durch sie versetzt werden, wenden das Blatt allmählich zu unseren Gunsten.« Sein Blick, schien ihr, wurde fanatisch.
    »Wir müssen gewinnen! Unsere Sache ist die einzig gerechte. Wir sind die Erde – allein gegen alle Planeten. Die Erde, die sich gegen die Aggression eines gemischten Feindes zur Wehr setzen muß, eines Feindes mit Waffen, wie noch keine Macht in allen Zeiten sie besaß. Es ist unser unbestreitbar moralisches Recht, die Männer der Erde aus allen Ländern und Zeiten heranzuziehen, um ihre Welt zu verteidigen.
    Wenn jedoch«, seine Stimme wurde noch schärfer, »diese Logik Sie nicht beeindruckt, dürfte zumindest die Belohnung für gutes Benehmen ihre Wirkung auf Sie nicht verfehlen. Wir haben Professor Garson. Unglücklicherweise war ich nicht in der Lage, seine Persönlichkeit zu retten. Unanzweifelbare Tests bewiesen, daß er sich zum Rebellen entwickeln würde. Aber hier geht es um Ihre Jugend. Sie werden sie auf einer Gehaltsbasis zurückerhalten. Alle drei Wochen sollen Sie ein Jahr jünger werden. Kurz gesagt, Sie werden zwei Jahre brauchen, um wieder bei Ihrer Version einer Zwanzigjährigen angelangt zu sein.«
    In gebieterischem Ton schloß er:
    »Heute in einer Woche wird dieses Büro geöffnet. Sie werden um neun Uhr zum Dienst erscheinen. Das ist Ihre letzte Chance! Gute Nacht!«
    Sie blickte ihm durch die Dunkelheit nach, sah wie er nach links abbog und in der Düsternis des Hauses verschwand.
     
    Sie hatte ein Ziel!
    Zuerst war es nur ein winziges Saatkorn, das zu sprießen begann, dem sie aber den Zutritt in ihr Bewußtsein verwehrte. Doch allmählich überwand sie ihre Zaghaftigkeit, und ihre Gedankenwelt begann sich damit zu befassen.
    Es fing mit der quälenden Erkenntnis an, daß Widerstand nutzlos war. Nicht, daß sie von der guten Sache dieser Rasse überzeugt war, die sich so großspurig die Ruhmvollen nannte, obgleich Lells Geschichte über die Erde allein gegen die gesammelten Planeten den ersten Zweifel für ihn in ihr erweckt hatte – genau, wie er es beabsichtigte, das war ihr klar. Die Sache war viel einfacher als das. Eine Frau allein hatte gewagt, sich gegen die Männer der Zukunft aufzulehnen! Wie konnte eine Frau nur eine solche Torheit begehen!
    Aber da blieb Jack Garson!
    Wenn sie ihn zurückbekommen könnte, den armen gebrochenen, fremden Mann, der er nun sein mußte, nachdem man seine Persönlichkeit zerstört hatte – irgendwie würde sie es wieder gutmachen, was sie ihm angetan hatten.
    Sie dachte: Welch Optimismus, zu hoffen, sie würden ihn mir je zurückgeben! Sie war doch nur das winzigste Rädchen in einer titanischen Kriegsmaschine. Trotzdem, der Gedanke blieb.
    Sie mußte ihn zurückholen!
    Der Teil ihres Gehirns, der zivilisiert und gebildet war, dachte: Welch elementarer Vorsatz! Sie ist wie ausgewrungen. Es gibt für sie nur noch eines: diesen Mann!
    Aber der Entschluß war unauslöschbar.
     
    Die langen Monate schleppten sich dahin, doch als sie vorbei waren, schienen sie wie im Flug vergangen zu sein. Eines Abends bog sie um eine Hausecke und befand sich in einer Straße, in die sie schon eine ganze Weile nicht mehr gekommen war. Wie angewurzelt blieb sie stehen, erstarrte. Auf der Straße drängten sich Männer dicht an dicht – doch nicht ihre Anwesenheit war es, die sie so erschreckt hatte.
    Über das Stimmengewirr hinweg, über das Hupen der Autos, den üblichen Straßenlärm hinweg, über diese gesamte Kakophonie der Geräuschkulisse hinweg, vernahm sie einen Laut, einen ungemein sanften, weichen Ton:
    Das Summen einer Zeitmaschine!
    Sie befand sich Kilometer von der Arbeitsvermittlung mit ihrer Maschine entfernt, aber trotzdem blieb das Summen, und das Prickeln entlang ihrer Nervenbahnen war unverkennbar.
    Sie bahnte sich einen Weg durch die Menge, sah nichts als das strahlendhell beleuchtete Gebäude, der Mittelpunkt der Aufmerksamkeit der Männer

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